Der richtige Moment, um den Ball beim Aufschlag loszulassen

Von Marco Kühn
Ivo Karlovic lässt den Ball oft zeitgerecht los
© getty

Das Timing ist im Tennis die wohl wichtigste Komponente für ein erfolgreiches Spiel. Am besten damit gleich beim Aufschlag anfangen.

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Nur weil du den Aufschlag als einzigen Schlag beim Tennis alleine spielst bedeutet dies nicht, dass es für dich einfacher wird. Innerhalb weniger Augenblicke müssen komplexe Bewegungen ausgeführt werden. Dabei muss das Timing stimmen und - dein Ballwurf. Um diesen Ballwurf soll es in diesem Artikel heute gehen. Denn die beste Aufschlagbewegung bringt nur wenig, wenn der eigene Ballwurf schlecht ist. Wir gehen davon aus, dass du Rechtshänder bist. Solltest du Linkshänder sein verstehe die Ausführungen bitte spiegelverkehrt.
Lass uns zunächst herausfinden, wie dein Ballwurf überhaupt idealerweise aussehen sollte. Dies hat natürlich auch immer etwas mit dir als individuellen Spieler zu tun. Vielleicht magst du es, wenn der Ball etwas weiter nach links geworfen wird. Es gibt bestimmte Anhaltspunkte, die du dir aber trotzdem merken solltest. Dein Ballwurf sollte gerade nach oben verlaufen und dabei nicht zu sehr nach hinten und nicht zu sehr nach links erfolgen. Um eine gute Richtung für den Ballwurf festzulegen, kannst du dich zum Aufschlag stellen, deinen Schläger mit dem Griff vor deine vordere Fußspitze legen, den Schlägerkopf Richtung Netz ausrichten und anschließend mit deinem Ballwurf die Schlägerfläche treffen. Gelingt dir dies, hast du einen guten und stabilen Ballwurf.
Leider lassen nur wenige Spieler den Ball bei einem schlechten Ballwurf fallen. Die meisten spielen den Aufschlag trotzdem, was dann einen Fehler zur Folge hat. Wer seinen Ballwurf von Grund auf verbessern will, der kann sofort damit beginnen, indem er einen schlechten Ballwurf einfach mal fallen lässt. Meist spürt man bereits beim Verlassen des Balles aus der Hand, dass der Ballwurf nichts wird. Da man sich aber mitten in der Aufschlagbewegung befindet, fällt es schwer diese zu stoppen.
Ein großes Problem liegt darin, den Ball zu kontrollieren. Die kleine Filzkugel sollte locker in der Hand liegen und nicht zu fest umklammert werden. Um ein Gefühl für einen lockeren und entspannten Ballwurf zu bekommen kann es helfen, wenn der Ball vor dem Aufschlag in der Hand gerollt wird. Nach vorn und nach hinten, sowie nach rechts und nach links. Dies sind nur wenige Zentimeter, die der Ball auf der Hand Platz hat, man bekommt auf diese Weise aber ein gutes Gefühl dafür, ob der Ball locker in der Hand liegt oder nicht.

Im richtigen Moment loslassen

Der wichtigste Teil beim Ballwurf ist der Moment, in dem der Ball losgelassen wird. Je später der Ball deine Hand verlässt, desto kürzer ist er in der Luft. Auch der Winkel wird für den Ballwurf freundlicher. Es ist für dich leichter den Ball gerade und kontrolliert nach oben zu werfen, wenn du den Ball in einem späten Moment loslässt. Vor allem an den Tagen, an denen du erhebliche Probleme mit deinem Timing beim Ballwurf und beim Aufschlag allgemein hast, wird es dir helfen den Ball später loszulassen.
Ein gutes Lehrbeispiel ist Serena Williams. Bei ihrem Aufschlag erkennt man wunderbar, wie spät der Ball ihre Hand verlässt und wie lang Serena den Ball mit ihrem Arm nach oben führt. Dabei ist ihre Aufschlagbewegung angenehm unaufgeregt, fast schon ruhig und dadurch sehr kontrolliert. Erst im letzten Teil ihrer Aufschlagbewegung geht es explosiv zur Sache. Besonders wenn es zum Ballwurf geht, ist ihr Oberkörper ruhig und der linke Arm dient als Hilfe für den Ball zum Ballwurf. Als Eselsbrücke für deinen Kopf kann hier das Begleiten eines kleinen Kindes über die Straße sein. Wenn du dich zum Aufschlag stellst, den Ball einige Male hast tippen lassen und deinen Gegner anschaust, setzt die Eselsbrücke ein. Du kannst dir kurz denken: "So, jetzt führe ich das kleine Kind über die Straße. Ich lasse den Ball so spät wie möglich aus der Hand beim Ballwurf, um das Kind sicher über die Straße zu bringen". Diese kleine Eselbrücke kann deinen Aufschlag effektiv verbessern.
Mit Serena Williams und einem kleinen Kind an der Hand kannst du dich jetzt auf dem Platz daran erinnern, dass dein Ballwurf entscheidend ist für einen guten Aufschlag. Lerne, dass du den Ball auch mal fallen lässt. Jeder Aufschlag im Netz oder im Aus ist ein Geschenk an deinen Gegner. An einigen Geschenken kommst du nicht vorbei, aber unnötige sollst du trotz der bevorstehenden Weihnachtszeit natürlich auch nicht verteilen.

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