Nach Wimbledoncoup: Wim Fissette glaubt, dass "Angie jetzt noch mehr will"

Von Ulrike Weinrich
Wim Fissette, Wimbledon
© getty

Coach Wim Fissette glaubt, dass Angelique Kerber nach ihrem Wimbledonsieg noch nicht satt ist. Barbara Rittner rechnet damit, dass die strahlende Siegerin von London jetzt erneut den Tennis-Thron angreifen will.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon

In all dem Trubel wirkte Wim Fissette ein bisschen so wie der Fels in der Brandung. Während sein Schützling in den Katakomben einen wahren Medien-Marathon mit unter anderem 19 offiziell gelisteten TV-Interviews bewältigte, stand der Belgier der Weltrpresse auf der sonnenüberfluteten Terrasse mit Sichtweite zum Centre Court Rede und Antwort.

"Eine Angie mit Selbstvertrauen ist schwer zu schlagen"

Fissette erzählte über die ersten Tagen mit Kerber im November 2017, als er das Traineramt von Torben Beltz übernommen hatte. Und der unkte, ob es für ihn in Zukunft als Coach denn jetzt schwerer oder leichter würde. "Das werde ich in ein paar Wochen wissen. Ich werde Angie erst einmal ein bisschen frei geben", sagte der 38-Jährige schmunzelnd und meinte: "Dann werde ich sehen, ob sie noch mehr will oder zufrieden ist, weil sie Wimbledon gewonnen hat. Aber ich denke, sie will noch mehr. Eine Angie mit Selbstvertrauen ist schwer zu schlagen."

Fissette, der auch schon Simona Halep, Johanna Konta betreute und seine Landsfrau Kim Clijsters zu drei Grand-Slam-Siegen führte, und Kerber hatten gleich zu Beginn ihres Engagements damit begonnen, am Aufschlag der Kielerin zu arbeiten. Das Service war auch im gewonnen Finale am Samstagnachmittag gegen Serene Williams ein Schlüssel.

Der Aufschlag als "kleine Waffe": "Aber da geht noch mehr"

"Wir haben technisch kleine Sachen verändert wie die Fußstellung, aber vor allem mental gearbeitet. Ich habe ihr gesagt, dein Aufschlag kann wirklich eine Waffe werden. Aber du musst daran glauben", berichete Fissette: "Auf Rasen sieht man schneller Erfolg. Der Aufschlag ist schon eine kleine Waffe geworden, aber da geht noch mehr."

Für den Vater eines kleinen Sohnes hat der Coup an der Church Road allerhöchste Bedeutung. "Das ist das allergrößte Turnier, auch für Angie. Wenn man sie gefragt hätte, welches Turnier würdest Du am liebsten gewinnen, dann hätte sie gesagt: Wimbledon. Das wird Angie viel Selbstvertrauen geben, auch für die Zukunft", erklärte Fissette.

Barbara Rittner: "Das war die absolute Krönung für Angie"

Auch Barbara Rittner, Haed of Womens Tennis und langjährige Wegbegleiterin von Kerber, war die Rührung deutlich anzumerken. "Ich glaube, dass das die absolute Krönung für Angie ist und dass sie jetzt auch wirklich sagen kann, ich habe alles erreicht, was ich mir jemals erträumt habe", meinte die frühere Fed-Cup-Teamchefin und unkte: "Ich kann mir vorstellen, dass sie auch nochmal die Nummer-eins-Position angreifen will. Angie ist mit Abstand die Konstanteste in dieser Saison."

Rittner sieht in der Neuaufstellung von Kerbers Betreuerteam den Schlüssel zum Erfolg. "Sie hat einfach den Mut aufgebracht, diesen Weg zu gehen. Und das ist bemerkenswert, denn sie hasst ja nichts mehr als die Veränderung und neue Leute um sich herum. Angie ist ein Gewohnheitstier. Dass sie diesen Schritt gegangen ist und belohnt wurde, das gibt ihr auch etwas fürs Leben", sagte Rittner.

Die 45-Jährige erlebte den Tag unter anderen als TV-Kommentatorin. Tief bewegt war sie trotzdem: "Bei jeder dritten Szene ahte ich gedacht: Das ist ein Bild für die Ewigkeit", verriet Rittner. Sie glaubt auch, dass Kerber den Trubel besser verkraften wird als nach ihren ersten Major-Siegen 2016 in Melbourne und New York: "Sie hat eine Ahnung, was auf sie zukommt. Ich denke, sie kann es mehr genießen."

Artikel und Videos zum Thema