Alles auf Null

SID
Angelique Kerber macht sich Mut
© getty

Nach einem verkorksten Tennis-Halbjahr ist Angelique Kerber noch immer auf der Suche nach der Leichtigkeit von 2016. In Wimbledon hofft sie wie Sabine Lisicki auf die Wende.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Bilder aus besseren Tagen hat Angelique Kerber noch immer im Kopf. Wenn sie den Rasen unter ihren Füßen spürt, kommen sie zurück, "die großartigen Erinnerungen" an das Jahr 2016. An ihren Lauf ins Wimbledonfinale, an das hochklassige Match gegen Serena Williams, das im Nachhinein als Ouvertüre für den denkwürdigen Spätsommer mit Silber in Rio und dem Triumphzug in New York gilt.

Wie trist dagegen doch die Gegenwart erscheint. Zwar darf Kerber in Abwesenheit der schwangeren Titelverteidigerin die Frauenkonkurrenz am Dienstag auf dem Centre Court eröffnen und wird auch in der Tennis-Weltrangliste noch immer als Nummer eins ausgewiesen. Die Leichtigkeit des Vorjahres ist jedoch längst verschwunden, ebenso das Selbstvertrauen.

Die Kielerin klammert sich nach einem enttäuschenden Halbjahr an jeden Halm des Heiligen Rasens. In Wimbledon gehe "alles wieder von Null los", sagte sie am Samstag: "Für mich ist es das nächste Turnier, der nächste Grand Slam. Da ist alles möglich." Kerber klang hoffnungsvoll, sah aber nicht so aus.

Zartes Pflänzchen

Und so baute sie bereits vor für den Fall, dass es schiefgeht in Runde eins gegen die Qualifikantin Irina Falconi (USA). "Ich werde mir für Wimbledon nicht zu viel Druck aufladen", sagte Kerber, "auch in den nächsten Monaten gibt es noch viele große Turniere." Ein frühes Aus wie bei den French Open würde das zarte Pflänzchen Zutrauen, das Kerber durch zwei Siege in der vergangenen Woche in Eastbourne gesammelt hat, jedoch brutal zertrampeln.

Nach der Pleite von Paris hatte sie sich zurückgezogen, über die eigenen Fehler nachgedacht und nach eigener Aussage "viele Kleinigkeiten" verändert: den Trainingsrhythmus, den Tagesablauf, ihren Fokus. Ins Detail gehen wollte sie nicht, "das wäre zu viel", aber sie sei wieder "guter Dinge".

Das gilt auch für Sabine Lisicki, die zweite frühere deutsche Wimbledonfinalistin im Feld. Hinter der Berlinerin, die 2013 im Endspiel unterlag, liegen noch schwierigere Monate, eine Schulterverletzung hatte sie lange Zeit ausgebremst. Beim Vorbereitungsturnier auf Mallorca gab sie ihr Comeback auf ihrem Lieblingsbelag und schöpfte durch den Einzug ins Viertelfinale wieder Hoffnung.

Rückkehr von "Bum-Bum-Bine"

Lisicki verbindet mit Wimbledon "Tradition, ganz viel Geschichte, viele wunderschöne Erlebnisse und auch schon frühere Comebacks von mir", erzählte sie dem TennisMAGAZIN. Große Erwartungen verknüpft sie deshalb aber nicht mit der 131. Auflage der Championships im All England Club. "Ich komme immer noch zurück, ich muss mich immer noch hocharbeiten", sagte Lisicki.

Zumal sie in ihrem Auftaktmatch am Montag gegen die an Position 27 gesetzte Kroatin Ana Konjuh Außenseiterin ist. So wie auch Andrea Petkovic (Darmstadt) gegen WTA-Weltmeisterin Dominika Cibulkova (Slowakei/Nr. 8) und Carina Witthöft (Hamburg) gegen Mirjana Lucic-Baroni (Kroatien/Nr. 26).

Kerber darf derweil noch einen Tag länger in den Erinnerungen schwelgen. Vielleicht schaut sie sich erneut die Highlights der "Wahnsinns-Partie" gegen Serena Williams an, um in Stimmung zu kommen mit Bildern aus besseren Tagen.

Artikel und Videos zum Thema