Bewundernswerter "Maestro"

Roger Federer strahlt mit dem Wimbledon-Pokal um die Wette
© Jürgen Hasenkopf

Roger Federer wird nach seinem achten Wimbledon-Triumph von allen Seiten beglückwünscht. Einer der ersten Gratulanten ist Freund und Kollege Tommy Haas.

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Von Jörg Allmeroth aus Wimbledon

Auf der Terrasse des Millenium Buldings ist am Abend des historischen Tages für Roger Federer auch ein Mann da, der etwas Einmaliges in dieser Saison geschafft hat - nämlich den Maestro auf einem Grasplatz zu bezwingen. Es ist Tommy Haas, einer der besten Freunde von Federer, ein ewiger Weggefährte. Als die Rasensaison begann, in der Woche nach den French Open, standen sich Haas und Federer auf dem Stuttgarter Weissenhof gegenüber.

Haas siegte nach hartem Kampf, er sagte nun in Wimbledon, er werde sich wohl ewig daran erinnern: "Ich glaube, ich habe jetzt wenigstens einen Grund, Roger mal aufzuziehen und ein bisschen Spaß mit ihm zu machen." Und wie sieht Haas, der Kollege, den achten Wimbledon-Titel von Federer, diesen Coup für die Geschichtsbücher? "Ich würde mich ja an seiner Stelle fragen, ob ich noch mal wiederkomme", sagt der 39-jährige Deutsche, "aber ich glaube, Roger denkt nicht ans Aufhören. Er hat eher die Motivation, weiter dranzubleiben, das ist einfach bewundernswert."

Während Haas mit seiner Frau Sarah Foster über das Terrain der Spielerlounge schlendert, lässt sich Federer gerade am Haupteingang zum Centre Court feiern, dort, wo auch die Prominenz die Royal Box betritt. Wirklich wie ein Wimbledon-König wird der achtmalige Sieger umjubelt, dessen Rekord vielleicht nicht für alle Ewigkeiten Bestand haben muss.

Royale Glückwünsche

Aber doch erst mal für eine kleine Ewigkeit, für viele, viele Jahre. Glückwünsche hat er zuvor auch von Prinz William und Ehefrau Kate empfangen. Kate hatte unlängst verraten, dass ihre Mutter einer der größten Federer-Fans auf Erden sei, sie selbst ist auch eine große Tennis-Liebhaberin und kommentiert den Federer-Auftritt so: "Sehr, sehr gut gespielt."

Dann drückt auch William, in näherer oder fernerer Zukunft dann einmal der König, auch noch kräftig die Hand des Kings von der Church Road. Auch Federers Eltern sind in der Nähe, natürlich auch Ehefrau Mirka und die vier Kinder. Allen fällt Federer um den Hals, verdrückt noch einmal ein paar Tränen.

So wie schon auf dem Centre Court, als er die ganze Familienschar erblickt hatte: "Es ist fast ein bisschen zuviel für mich, diese ganze Szene", hatte er da gesagt. Immer hatte er ja betont, dass seine Kinder einmal seine großen Erfolge miterleben sollten, nun sind sie alle dabei, Charlene und Myla, Leo und Lenny. Ein Bild wie gemalt, fast zu schön, um wahr zu sein.

"Hunger auf mehr"

Zurück auf die Terrasse des Spielerzentrums, dem Umschlagplatz für Informationen und Eindrücke zu diesem besonderen Tag. Severin Lüthi, der Trainer und Davis-Cup-Boss, wird von Reportern umringt. "Roger wird nicht abheben jetzt, das nun wirklich nicht", sagt er, als er gefragt wird, wie man in diesem Federer-Rausch noch kühl und beherrscht bleiben könne, "er wird das sauber und positiv genießen."

Ein Risiko sei das alles eher nicht gewesen, das Pokerspiel mit dem Verzicht auf die Sandplatztour und die volle Konzentration auf die Rasensaison: "Gras ist ein so natürlicher Belag für ihn. Er muss nur ein, zwei Spiele gewinnen, dann macht es Klick für ihn. Jemand mit seiner Erfahrung wird da nicht zum Hasardeur", sagt Lüthi.

Haas, der eingeladene Federer-Freund, setzte also nur eine bemerkenswerte Fußnote mit seinem Sieg von Stuttgart. Aber ein Spielverderber für den großen Federer-Traum, vollendet an diesem 16. Juli, konnte er nicht werden. "Ich bin auch sicher", so Lüthi, "dass er jetzt noch Hunger auf mehr hat."

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