US Open: Glosse - Trinken wie die Profis

Von Jens Huiber
Julia Görges weiß, was zu trinken ist
© Jürgen Hasenkopf

Die große Hitze hat das National Tennis Center bis auf weiteres verlassen. Was haben wir während der letzten Tage gelernt?

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Acht Liter Flüssigkeit habe er zu sich genommen, erklärte Philipp Kohlschreiber nach der Partie gegen Yannick Hanfmann gegenüber dem deutschen Hörfunk-Reporter. Alleine im vierten Satz. Das sei dem gebürtigen Augsburger natürlich von Herzen gegönnt, der Erfolg gab ihm ja auch recht.

Aber was ist mit uns, den Normalsterblichen? Den Fans, den Aficionados, den Journalisten? Drei Stunden lang aktives Tennis, gut und schön. Aber wer vom Louis Armstrong Stadium zum Grandstand pilgert, sollte unbedingt ein Survival Package dabei haben. Während die Profis die Getränke aber selbstverständlich zur Verfügung gestellt bekommen, muss unserereins in die Tasche greifen. Tief.

Acht Liter also, mal sehen ...

Wasser. Wer im Mathematik-Unterricht gut aufgepasst hat, ist klar im Vorteil. 6,50.- Dollar für 1.500 ml eines natürlichen Frühlingswassers, das noch dazu laut Etikett aus den französischen Alpen importiert wurde? Okkasion! Da nehmen wir gleich zwei, wer weiß, wie lange der Vorrat noch reicht. Zwischenstand: Drei Liter, 13 Dollar.

Wer in den 1980er-Jahren auf den österreichischen Tennisplätzen sozialisiert wurde, der wird nicht vergessen haben, dass es kein besseres Regenerationsgetränk gibt als eine formidable Mischung aus Cola und Bier. Hier stoßen wir allerdings an unsere kulturellen Grenzen. Der überaus freundliche Herr am koscheren Getränkestand weiß mit der Anfrage nichts anzufangen, rückt gegen ein kleines Schutzgeld aber immerhin eine Dose Bier (473 ml stark) zu 11,50.- Dollar, eine Cola (354 ml) zu 6 Dollar und einen leeren Becher als Draufgabe für mau. Es werden keine Jugenderinnerungen wach, aber immerhin stehen wir bei insgesamt fast vier Litern und haben dafür nur 30,50 Dollar ausgegeben. Läuft.

Zverev verzweifelt am Elektrolyt

Jetzt aber ein Elektrolyt-Schuss. Mischa Zverev ist an ebensolchem verzweifelt, wir können uns keinen eigenen Mixer leisten, müssen auf Massenware zurückgreifen. Aber gut: Die Flaschen der Powerdrinks sind mit 20 oz (591 ml) gut gefüllt, wir schlagen wieder doppelt zu, erhöhen unsere Bilanz damit auf immerhin schon 5.009 ml - und haben doch erst 42,50.- Dollar auf den Tisch gelegt. Da gehen zwei Eistee-Flaschen gleich noch mit, gleiche Menge, gleicher Preis, es fehlen noch knapp zwei Liter zum Ziel. Und wir stehen mit 54,50.- in der Kreide.

Nun setzt rapide Müdigkeit ein, ein doppelter Cappucino tut not. Das bringt uns zwar mengenmäßig nicht wesentlich weiter, aber spätestens jetzt geht es nur noch um´s Durchhalten. Die 13 USD legen wir gerne ab, und irgendwie haben wir uns jetzt einen Cider verdient, Geschmacksrichtung Apfel. Moussierend soll er sein, drunter geht es nicht. Bei einem Gesamtsaldo von 78.- Dollar brechen wir das Experiment ab. An Tennisspielen ist nicht mehr zu denken, Kohli können wir nicht einmal in puncto Trinken das Wasser reichen. Buchstäblich. Aber wir sind ja auch nicht zum Spaß hier.

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