Tatjana Maria: "Alleine zu reisen, wäre nichts mehr für mich"

Tatjana Maria
© getty

Mama Serena dominiert die Schlagzeilen um das Leben als Tennisspielerin mit Kind. Tatjana Maria lebt dies schon länger beispielhaft vor.

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Von Jörg Allmeroth aus New York

Die alltäglichen Probleme einer jungen Mutter sind in den letzten Tagen auf allen amerikanischen Sportseiten ausgiebig zu studieren gewesen. Serena Williams ist nicht gerade um Zurückhaltung bemüht, wenn es um Mama Serena Williams und deren Freuden und Leiden geht: Der wenige Schlaf, die Sorgen und Zweifel, ob der fast einjährigen Tochter Olympia genügend Zeit gewidmet wird, die eigenen körperlichen Probleme, aber dann auch immer wieder das pure gemeinsame Glück. Selbst ein extrem aufwändig produzierter Werbeclip mit Williams kann bestaunt werden in den TV-Netzwerken, er beschäftigt sich mit dem Thema, ob man die Rückkehr von Williams nach Schwangerschaft und Geburt als "Comeback" bezeichnen dürfe. Williams selbst sagt: "Es ist kein Comeback. Es ist ein Teil dessen, was ich bin."

Azarenka, Minella, Schnyder und Maria: Es gibt auch andere

Fast in Vergessenheit gerät im großen Williams-Trubel und -Schlagzeilengewitter da, dass es auch noch andere ebenso liebevolle wie gestresste Mütter auf der Tennistour gibt. Viktoria Azarenka zum Beispiel. Oder die Luxemburgerin Mandy Minella. Oder Patty Schnyder, die Schweizerin. Aber auch und vor allem Tatjana Maria, die deutsche Nationalspielerin. Maria hat es nicht in die Schlagzeilen gedrängt, obwohl auch sie einiges über familiäre Abenteuer und Verwicklungen mit dem vierjährigen Töchterchen Charlotte hätte erzählen können, über die komplizierte Organisation des Profilebens auf der Tour, wenn man nicht mehr bloß als Einzelkämpferin unterwegs ist. Maria hat sich nicht beklagt, nicht beschwert - und schon gar nicht selbst bedauert. Im Gegenteil: "Nur mit der Familie macht das Reisen überhaupt noch Spaß. Alleine in Hotels zu sein, alleine die Tage zu verbringen bei den Turnieren. Das wäre nichts für mich", sagt die Bad Saulgauerin, die ihren Lebensmittelpunkt inzwischen im sonnigen Florida hat.

Gar nicht mal verblüffend, aber auf jeden Fall wahr: Seit Maria mit ihrer kleinen Familie unterwegs ist im Nomadengeschäft, mit Charlotte und Ehemann Charles Edouard, ist sie von Jahr zu Jahr immer noch ein kleines Stückchen stärker geworden. 2018 erlebt die 31-Jährige (Weltranglistenplatz 70) sogar ganz besondere und emotionale Momente: Bei den Mallorca Open gewann sie nach all den vielen wechselhaften Jahren ihrer Karriere im Juni endlich, endlich ihr erstes Turnier. Danach folgte ein spektakulärer Erstrundensieg in Wimbledon gegen die ukrainische Mitfavoritin Elina Svitolina - und auch nun, in New York, gelang ihr ein nicht zwingend erwarteter 6:3, 6:3-Auftaktcoup gegen die frühere Weltranglisten-Zweite Agnieszka Radwanska aus Polen. "Ich kann immer wieder nur staunen über Tatjana", sagt die Frauenchefin beim DTB, Barbara Rittner, "sie hat noch so viel Biss, Energie und Power." Zweitrundengegnerin in New York, kurios genug, ist nun wieder Svitolina.

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Tatjana Maria: "Kraft der Liebe"

Rittner, aber auch andere beim Verband, können sich noch gut an die unbemerkten Anfangszeiten des deutschen Fräuleinwunders erinnern - fast anderthalb Jahrzehnte ist das nun schon her. Alle Stars und Sternchen der späteren Erfolgsepoche waren damals versammelt, Kerber, Petkovic, Görges. Aber auch Maria, die damals noch Malek hieß. Sie galt eigentlich als die Talentierteste von allen, als kommender Weltstar. Aber dann schlug das Schicksal zu, eine lebensgefährliche Lungenembolie warf sie für mehrere Spielzeiten aus der Bahn, zudem musste die junge Frau auch noch den frühen Tod des geliebten Vaters Heinrich verkraften. "Ich hatte zwischenzeitlich auch schon den Glauben verloren, dass ich im Tennis noch etwas schaffen kann."

Dann aber bekam diese düstere Geschichte einen weiteren, einen guten Dreh, er handelte von der "Kraft der Liebe", wie Maria selbst sagt, "von dem Glück, das ich fand." Das Glück war erst allein Ehemann Charles, ein charmanter französischer Tennislehrer. Und später dann auch noch Tochter Charlotte, der Familien-Darling. "Ich habe mich erst ins Leben und dann auch wieder in die Weltspitze zurückkämpfen können", sagt Maria, "ich habe auch nicht mehr den früher mal verpassten Chancen nachgetrauert." Und was sie auch nicht tat, war viel Aufhebens um ihre Rolle als Tennismutter zu machen, sie ging die Aufgaben und Prüfungen ziemlich gelassen mit ihrem patenten Charakter an und freute sich sogar daran, "dass man im Grunde jeden Tag das Unerwartete erwarten konnte." Ohne die Hilfe beider Familien, der Maleks und der Marias, wäre es natürlich auch nicht gegangen, oft reisten die Omas und Opas mit, betreuten das Kleinkind während Trainingszeiten und Matches.

Maria ist nicht nur als Mutter eine außergewöhnliche Erscheinung in der Branche, sondern auch als Stilistin auf den Courts. Immer wieder verzweifeln Gegnerinnen an der variablen Spielweise der gebürtigen Schwäbin, an ihren trickreichen Schnittbällen und anderen Finten und Finessen. Die 31-jährige macht das Spiel langsam, entschleunigt es - wo rundherum nur die unbarmherzige Power und die Hochgeschwindigkeit regieren. "Ich ziehe mein Ding eben konsequent durch", sagt Mutter Maria.

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