13 Dinge New York

Alte Bälle, bitte.
© Jürgen Hasenkopf

Wohl dem, der bei einem Grand-Slam-Turnier vor Ort sein darf. Der subjektive Rückblick auf die ersten Tage der US Open 2017.

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Von Jens Huiber aus New York City

Die USTA hatte für den Montag einen neuen Rekord hinsichtlich der Besucherzahlen bekannt gegeben. Wie dieser zustande gekommen ist, bleibt leicht rätselhaft: Der provisorische Louis Armstrong fasst deutlich weniger Fans als das Original, an den Außenplätzen hat sich nichts getan.

Nichts spricht gegen die sehr frühe Pizza oder den Burger mit Country Fries um 10 Uhr morgens. Außer vielleicht die Vernunft. Wenn aber der Food Court seine Läden öffnet, herrscht sofort Betrieb. Zum Glück fehlen die Kalorienangaben auf den Speisekarten nicht.

Der Nike-Store? Gone! Das mag dem neutralen Besucher womöglich nicht auffallen, wer allerdings anno 1990 eben dort (wenn auch an anderer Stelle als in den vergangenen Jahren) seine erste Andre-Agassi-Gedächtnis-Jeans-Short gekauft hat, dem sticht der Schmerz ganz tief ins Herz.

Die Protected-Ranking-Regel ist eine gute Sache. Für Leute wie Andreas Haider-Maurer etwa, die tatsächlich die Absicht haben, in der Weltrangliste wieder nach oben zu kommen. Dass ihn eine Erkältung während der letzten Tage niedergestreckt hat, ist schlichtweg unglücklich. Wenn man es aber spielt wie Dmitry Tursunov, der sich seine Startplätze bei großen Turnieren über Jahre garantieren lässt, ohne zwischenzeitlich ernsthaft an seinem Wettkampftennis zu arbeiten, der nimmt seinen Kollegen schlichtweg Geld und Punkte weg.

Beim Tennis kommen andererseits die Leute zusammen. Und sei es bei einem g´führigen Damen-Doppel, wo sich der deutsche Head of Men´s Tennis Boris Becker ebenso einfindet wie Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann wie auch Rainer Schüttler, der sich allerdings auf dem Nebenplatz um Janko Tipsarevic kümmern muss.

Die USA mögen zwar aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen ausgestiegen sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass es nun auch den Bäumen an die Wurzel geht. Im Gegenteil. In das provisorische Louis Armstrong Stadium ragen die Äste eines Laubbaums bis über die Tribünen. In Sachen Schatten die reine Freude. In Sachen Versicherungsschutz? Könnte teuer werden, wenn der Wind zu sehr greift.

Der ganze #NextGen-Wirbel, den die ATP um ihre nachkommenden Recken veranstaltet, mag ein wenig mühsam sein. Aber wie sich Andrey Rublev und Denis Shapovalov in New York zeigen, ist aller Ehren wert. Dass über allen Alexander Zverev ragt, versteht sich von selbst.

Man mag zur Wildcard für Maria Sharapova wie auch immer stehen, aber: Die Russin ist Showtime. Und die amerikanischen Fans mögen das. Nicht alle, aber doch der überwiegende Teil jener, die sich Montagabend im Arthur Ashe Stadium eingefunden hatten. Dass Sharapova am Mittwoch und Freitag nachgelegt hat, spricht zudem für die starke Form und die Arbeitsauffassung der Siegerin von 2006.

Niemand sollte überrascht sein, wenn Angelique Kerber die nächste aus der Riege der Tennisstars ist, die sich eine längere Auszeit nimmt. Um Anfang 2018 mit neuem Schwung zurück zu kommen.

Der Geräuschpegel unter dem geschlossenen Dach im Arthur Ashe Stadium ist mit Worten kaum zu beschreiben. Ob man den prasselnden Regen tatsächlich hört, ist nur schwer auszumachen, das Geschwätz der Fans in Verbindung mit der Klima-Anlage lässt eine eindeutige Zuordnung nicht zu.

Doppelpaare, die im selben Outfit antreten, machen Freude. Ganz besonders ist dies bei der Partie zwischen Julien Benneteau und Edouard Roger-Vasselin auf der einen und Andreas Haider-Maurer und Nikoloz Basilashvili auf der anderen Seite zu sehen. Die Franzosen klassisch in den Nationalfarben mit der Betonung auf weiß. der Österreicher und sein georgischer Partner beinahe rebellisch mit dem prägnagten Logo ihres Ausstatters. Schön.

Hat jemand die "No Smoking"-Schilder gesehen? Nein? Und dennoch sind die US Open eine so gut wie rauchfreie Zone. Erstaunlich. Vor allem auch im Vergleich mit dem Nikotin-Festival, das alljährlich in Paris abgefackelt wird.

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