Simona Halep: "Ich werde im Finale kühlen Kopf bewahren"

Von Ulrike Weinrich
Simona Halep
© getty

Noch ein Sieg bis zur Endstation Sehnsucht: Branchenführerin Simona Halep möchte sich am Samstagnachmittag (JETZT im LIVETICKER) im Endpiel von Paris gegen Sloane Stephens (USA) endlich mit dem Gewinn ihres ersten Grand-Slam-Coups belohnen. Viele glauben, dass sich das Energiebündel aus Rumänien nur selbst schlagen kann.

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Am Tag vor dem großen Finale suchte Simona Halep ein wenig Ablenkung - sie tat es auf ihre Weise. Das weiße Basecap hatte sich die 26-Jährige tief ins Gesicht gezogen, als sie sich als Zaungast auf dem Court Philippe Chatrier das Halbfinale zwischen Sandplatzkönig Rafael Nadal und Juan Martin den Potro (6:4, 6:1, 6:2) anschaute.

Halep kontert: "Dreimal verloren - und niemand ist gestorben"

Den medialen Spießrutenlauf hatte Halep da schon hinter sich. Natürlich tauchte diese eine nervige Frage auf, selbstverständlich etliche Male. Ob sie es denn im vierten Anlauf - nach den finalen Niederlagen von Roland Garros 2014 und 2017 und bei den Australian Open 2018 - nun endlich schaffen werde, ihren Premieren-Titel bei einem Major-Event zu holen.

Und die Weltranglistenerste setzte alles daran, die Diskussionen über einen etwaigen Endspiel-Komplex gar nicht groß entfachen zu lassen. "Ich habe dreimal verloren, und niemand ist gestorben, also ist es okay", betonte die Powerspielerin aus Constanta am Schwarzen Meer und drehte den Spieß um: "Ich werde jetzt sogar selbstbewusster sein, denn ich habe eine Menge Erfahrung sammeln können."

Zweifel will und kann sich "Simo" nicht leisten

Und dann kündigte Halep noch an: "Ich werde kühlen Kopf bewahren." Die Sache mit der (noch) fehlenden Major-Trophäe allzu sehr vertiefen, das wollte sie nicht. Steter Tropfen höhlt den Stein, wenn man es negativ sieht. Und Zweifel am eigenen Nervenkostüm, das kann und will sie sich nicht erlauben. Stattdessen schlug die Weltranglistenerste mit Blick aus dem Fenster und einem Lächeln auf den Lippen vor, nur noch über das schöne Wetter zu sprechen.

Sollte "Halepeno", wie Tennis-Analyst Brad Gilbert die Rumänin wegen ihres enormen Speeds und in Anlehnung an die feurige Chili-Sorte Jalapeno nennt, gegen US-Open-Champion Stephens (Nr. 10) verlieren, würde die (Tennis-)Welt auch nicht untergehen. Halep, die bislang Unvollendete, wäre in der Kategorie "Spätzünder" sogar in guter Gesellschaft: Der große Ivan Lendl musste erst vier Grand-Slams-Finals verlieren, ehe für ihn 1984 auf einer der wichtigsten Bühnen der Knoten platzte. Übrigens bei den French Open am Bois de Boulogne.

Reden mit Alexis: Halep setzt auf eine Sportpsychologin

Auf Statistik und pures Hoffen will sich die rumänische Volksheldin, die im Viertelfinale Angelique Kerber (Kiel/Nr. 12) in drei Sätzen ausgeschaltet hatte, aber natürlich nicht verlassen. Halep setzt seit einiger Zeit auf die Hilfe einer Psychologin, um sich den Traum von einem Major-Coup zu erfüllen.

Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass die Expertin mit Vornamen so heißt wie die Tochter von Serena Williams: Alexis. "Es ist schön, jemanden zu haben, mit dem man über bestimmte Sachen reden kann. Der dir Tipps gibt, wie du mit dir selbst umgehen sollst und dich akzeptierst, wenn du mal ein Ziel verfehlt hast. Ich habe in dieser Hinsicht schon Fortschritte gemacht", berichtete Halep über die Zusammenarbeit, die offenbar fruchtet: "Ich bin glücklich, lache mehr, das Leben ist schöner."

Cahill sorgte für die Initialzündung - Geläuterte Halep

Ein paar Wochen vor Beginn des Sandplatz-Spektakels in der französischen Hauptstadt hatte "Simo" in einem Interview verraten, dass das Verlangen nach dem Gewinn ihres ersten Grand-Slam-Titels "doch schon groß" sei. Das weiß auch ihr Coach Darren Cahill. Der stets freundliche und unaufgeregte Australier, den viele für den fachlich besten Trainer auf der WTA-Tour halten, hat Halep in den vergangenen Jahren zur Nummer eins der Welt geformt.

Und wenn sie in ein paar Jahren als Tennis-Rentnerin auf ihrer Veranda am Scharzen Meer sitzt, wird Halep vielleicht konstatieren, dass Cahill für die Initialzündung in ihrer Karriere gesorgt hat. Im vergangenen Jahr beim Turnier in Miami ließ sie der 52-Jährige einfach sitzen, weil sie sich wieder einmal nicht genügend gegen eine Niederlage gestemmt hatte.

"Es war damals wie ein Schock für mich", erinnert sich Halep. Nach dem Zwischenfall ging sie in sich und beteuerte, fortan immer vollen Einsatz zu zeigen. Cahill kehrte zurück - und kann sich seitdem nicht über die Entwicklung seines Schützlings beschweren. Wäre da nicht die Sache mit den Grand-Slam-Trophäen...aber das könnte sich am Samstagnachmittag schlagartig ändern!

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