Davis-Cup-Chef Michael Kohlmann - "Die Ergebnisse sprechen klar für Sascha"

Alexander Zverev sollte einen sanften Einstieg in die French Open genießen
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Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann ist mit seinem Schützling Maximilian Marterer nach Roland Garros gekommen. Im Gespräch mit tennisnet schätzt der Teamchef die Chancen der deutschen Spieler ein.

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Von Jens Huiber aus Paris

tennisnet: Herr Kohlmann. Seit Donnerstagabend steht die Auslosung für die French Open 2018. Muss man sagen, dass Philipp Kohlschreiber mit Borna Coric bitteres Los gezogen hat?

Michael Kohlmann: Ein bitteres Los wäre Rafael Nadal gewesen. Aber für einen gesetzten Spieler ist Borna Coric sicher eine der schwierigsten Auslosungen, die man bekommen kann. Philipp hat gegen ihn in Marrakesch im Finale im letzten Jahr ganz, ganz eng verloren, nach vergebenem Matchball übrigens. Es wird eine Partie auf Augenhöhe werden. Philipp hätte sicherlich auch eine bessere Auslosung bekommen können gegen Spieler, denen das Sandplatzspiel nicht so gut liegt. Ich glaube dennoch, dass Kohli durch seine guten Ergebnisse in den letzten Wochen genügend Selbstvertrauen hat, um diese hohe Hürde zu nehmen.

tennisnet: Alexander Zverev hat mit Ricardas Berankis schon deutlich mehr Glück gehabt.

Kohlmann: Berankis ist mit Sicherheit eine gute Auslosung, zumal der, wenn ich richtig informiert bin, in den vergangenen sechs Wochen kein Turnier gespielt hat. Wenn man sich dagegen die letzten sechs Wochen von Sascha angesehen hat, dann sprechen die Ergebnisse ganz klar für ihn.

tennisnet: Bruder Mischa hat Florian Mayer zugelost bekommen. Sehen Sie hier einen Spieler im Vorteil?

Kohlmann: Ich glaube, dass Mischa in diesem Match schon Favorit ist. Best-of-Five ist eine andere Hausnummer, und Mischa ist extrem fit. Bei Flo weiß ich nicht, wie er bei seiner Abschiedstour mit drei Gewinnsätzen zurechtkommt. Das wird sicher auch vom Wetter abhängen. Grundsätzlich ist es eine ausgeglichene Partie, in der ich Mischa leicht favorisieren würde.

tennisnet: Peter Gojowczyk beginnt gegen Cameron Norrie, der etwa im Davis Cup gute Leistungen gezeigt hat.

Kohlmann: Stimmt. Da hat Norrie Roberto Bautista-Agut geschlagen. Ist ein junger Linkshänder, der im College in den USA zu seiner Stärke gefunden hat. Auch wieder einer, der über diesen Weg unter die Profis gegangen ist. Guter Spieler, sehr solide. Hat jetzt keine große Schwäche, aber auch keine richtige Waffe. Ich glaube, dass Peter das knapp gewinnen wird.

tennisnet: Sie waren mit Maximilian Marterer in Lyon. Der hat Ryan Harrison zugelost bekommen, einen Mann mit erstaunlich kurzer Zündschnur.

Kohlmann: Genau. Und auch einer, der gerne einmal etwas in Richtung seiner Gegner los wird. Er ist ein Pulverfass, aber auch ein guter Spieler, der sich auch auf Asche zurechtfindet. Harrison ist einer jener Amis, die nicht nur auf Hartplatz gute Ergebnisse erzielen. Und hat hier 2017 mit Michael Venus das Doppel gewonnen. Es wird eine ausgeglichene Partie. Wichtig wird sein, dass Maxi offensiv spielt und Harrison beschäftigt.

tennisnet: Jan-Lennard Struff schließlich spielt gegen Evgeny Donskoy.

Kohlmann: Donskoy ist immer unangenehm, weil er schnell und kompromisslos spielen kann. Genaus wie Jan-Lennard. Ist aber dennoch eine gute Auslosung für Jan, weil er besser serviert, und ihm Donskoy mit seinen schnellen Schlägen von der Grundlinie nicht weh tun kann. Da ist Jan immer noch ein Stück schneller.

tennisnet: Ein Wort vielleicht noch zu Rudi Molleker, der am vergangenen Wochenende in Heilbronn sein erstes ATP-Challenger-Turnier gewonnen hat und hier in Roland Garros im Junioren-Wettbewerb antreten wird.

Kohlmann: Eine großartige Sache, dass er das so schnell hinbekommen hat, noch dazu in Heilbronn, das wirklich zu den besten Challengers auf der Tour zählt. Weil es eben als Vorbereitung für Paris genommen wird. Ich hoffe, dass Rudi schon bald die nächsten Schritte macht und sich in die Nähe der Grand Slams spielen kann, denn diese Stärke hat er schon.

Hier die Erstrundenpartien der deutschen Herren im Überblick:

DTB-SpielerGegner
Alexander Zverev (2)Ricardas Berankis (LTU)
Philipp Kohlschreiber (22)Borna Coric (CRO)
Jan-Lennard StruffEvgeny Donskoy (RUS)
Mischa ZverevFlorian Mayer
Maximilian MartererRyan Harrison (USA)
Peter GojowczykCaneron Norrie (GBR)
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