"Ich habe nichts zu verlieren"

Von SID
Carina Witthöft ist als einzige Vertreterin des DTB in den Einzeln übrig geblieben
© getty

Carina Witthöft ist die letzte Deutsche im Feld. Darüber macht sich die selbstbewusste Hamburgerin aber keinen Kopf - und will ihr erstes Major-Achtelfinale erreichen.

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Ihre Freude auf den "Kick" spürte Carina Witthöft schon am Tag vor ihrer Herkulesaufgabe. "Auf jeden Fall ist es etwas Besonderes, gegen so jemanden anzutreten", sagte die Weltranglisten-73. Witthöft vor dem Drittrundenduell mit Titelanwärterin Karolina Pliskova bei den French Open: "Ich habe nichts zu verlieren und kann drauf los spielen."

Rittner begeistert von Witthöft

Die hochaufgeschossene Tschechin Pliskova (1,86 m) ist an Position zwei gesetzt, sie stand bei den US Open im Finale - und könnte die längst ausgeschiedene Angelique Kerber mit einem Turniercoup in Paris vom Tennis-Thron verdrängen. "Carina kann Pliskova nur an einem guten Tag schlagen, aber möglich ist es", sagte Barbara Rittner dem SID.

Die Fed-Cup-Teamchefin hält viel von Witthöft und bescheinigt der 22-Jährigen "großes Potenzial" für die Top 20, "und mehr", wie Rittner anfügte: "Carina weiß, was sie will."

Noch wartet die deutsche Nummer sechs auf ihren ersten Achelfinaleinzug bei einem Major-Event. Viermal stand Witthöft bei einem Grand Slam bereits in Runde drei. Doch das Selbstvertrauen ist trotz der Außenseiterrolle gegen die Weltranglistendritte Pliskova groß: "Ich habe die Mittel, um sie zum Laufen zu bringen", sagte die Hamburgerin.

Der Umstand, dass sie die einzig Übriggebliebene von 13 im Hauptfeld gestarteten deutschen Profis ist, tangiert Witthöft nicht. "So etwas blende ich aus", sagte sie: "Außerdem spielen wir alle ja irgendwie für uns selbst."

Nervenstärke - kein Problem

Zur Vorbereitung auf den erst dritten Vergleich mit einer Weltklassespielerin vom Format einer Pliskova wählte die Tochter von zwei Tennistrainern am Freitagmittag nicht die überfüllte Turnieranlage. Witthöft, die 2015 erstmals in die Top 100 vorstieß, trainierte mit Coach Jacek Szygowski im idyllischeren Anex-Komplex, einen Steinwurf entfernt vom Trubel.

Gegen Pliskova wartet dann wieder die große Bühne im Stade Roland Garros. Dass Witthöft das Rampenlicht mag und mit schwierigen Bedingungen gut umgehen kann, bewies sie beim 6:4, 7:6 (7:5) in der zweiten Runde gegen Lokalmatadorin Pauline Parmentier.

Weder vom lautstarken Publikum, noch von der aggressiven Spielweise der Französin ließ sich die Hamburgerin aus dem Konzept bringen. "Ich kann solche Sachen ausschalten", sagte Witthöft angenehm unaufgeregt über ihre Nervenstärke.

"Jede kann jede schlagen"

Rittner beschrieb die Fed-Cup-Spielerin lang und bündig mit folgenden Attributen: "Diszipliniert, bodenständig, direkt, ehrlich, modebewusst, selbstbewusst, ehrgeizig, cool, witzig - und mittlerweile gut kritikfähig."

Witthöft, die an der Sport-Gesamtschule "Alter Teichweg" in Hamburg ihr Abi baute, präsentiert gerne auch die andere Seite an sich - das konträre Bild zur schwitzenden Tennisspielerin. In den sozialen Netzwerken zeigt sich die eng mit einer Marketingagentur zusammenarbeitende Rechtshänderin immer wieder in schicken Klamotten.

In der Modemetropole Paris aber gilt ihre volle Konzentration erst einmal dem besonderen Vergleich mit Pliskova. Dabei sieht Witthöft auch im derzeitigen Machtvakuum an der Weltspitze ihre Chance. "Momentan ist im Damentennis alles offen. Jede kann jede schlagen", betonte sie. Ihren Worten will Taten folgen lassen.

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