Wawrinka, der Mann für ganz gewisse Stunden

Stan Wawrinka
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Stan Wawrinka ist wieder da, wenn es darauf ankommt. Im Achtelfinale gegen Gael Monfils machte der 32-jährige Schweizer wieder die Big Points und präsentiert sich in Grand-Slam-Titelform.

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Er galt schon vor den ersten Ballwechseln als keineswegs heimlicher Titelfavorit. Stan Wawrinka, der Mann für außergewöhnliche Tennisstunden. Und nach fast anderthalb Gran--Slam-Wochen in Paris hat er seine zentrale Rolle im French Open-Kräftespiel auch mehr als eindrucksvoll bestätigt: Auch im vierten Spiel dieses 2017er Roland-Garros-Jahrgangs blieb Wawrinka ohne Satzverlust, reckte nach 163 Minuten und einem 7:5, 7:6 (9:7), 6:2-Achtelfinalsieg über seinen Freund Gael Monfils die Arme auf dem Centre Court zur Siegerpose empor. "Es war ein schwerer Sieg, die erwartet harte Prüfung", sagte Wawrinka, "ich bin froh, wie gut es für mich gelaufen ist. Jetzt muss ich mich erst mal erholen von diesem Match."

Glänzende Bilanz gegen Cilic

Die eigentlich unbequemen Auftaktrunden souverän und selbstsicher gemeistert, wartet nun die spannungsgeladene Kür der entscheidenden Grand-Slam-Phase auf den Romand. Dabei geht Wawrinka am Mittwoch als klarerer Sieganwärter in die Partie gegen den Kroaten Marin Cilic, immerhin hat der 32-Jährige elf der bisher dreizehn gespielten Partien gewonnen, darunter auch alle vier auf Sand. Einmal sind sich Wawrinka und Cilic auch schon bei den French Open begegnet - vor neun Jahren in der zweiten Runde, der Schweizer gewann in drei Sätzen. Auch an das letzte bedeutende Spiel gegen Cilic dürfte sich Wawrinka gerne zurückerinnern, es handelt sich dabei um das gewonnene Heim-Finale des Jahres 2016 in Genf. "Ich gehe mit großem Respekt in das Viertelfinale. Marin ist in bestechender Form", sagte Wawrinka. Tatsächlich zog der 28-Jährige in den letzten Tagen ähnlich einsam wie Wawrinka seine Kreise, verlor auch noch keinen einzigen Satz. Im Achtelfinale am Montag profitierte er allerdings von der verletzungsbedingten Aufgabe des Südafrikaners Kevin Anderson.

Wawrinka untermauerte auch gegen Monfils seine Statur als Spieler, der im gereiften Alter seine Stärken und Erfahrungen vor allem auf kostbarem Grand-Slam-Niveau vortrefflich auszuspielen weiß. Mit dem Einzug in die Runde der letzten Acht schaffte er nun zum dreizehnten Mal bei den letzten 17 Majors die Viertelfinal-Teilnahme, eine Quote, die in jüngerer Vergangenheit nur die Großen Vier schafften, also die Herren Federer, Djokovic, Nadal und Murray. "Es ist bemerkenswert, wie Stan sich für die Topwettbewerbe in Schwung bringt und wie er sie dann spielt", sagte der frühere schwedische Weltranglisten-Erste Mats Wilander.

Coolness bei aufgeladener Stimmung

Dass Schweizer Grand-Slam-Titelträume auch in diesem Frühling 2017 möglich sind - auch ohne den pausierenden Roger Federer -, erlaubt die anhaltende Stärke Wawrinkas auf diesem besonderen Turnierniveau. Dabei lässt sich der 32-Jährige auch nicht durch Matches gegen einen Freund wie Monfils und die aufgeladene Stimmung auf dem Pariser Centre Court aus der Ruhe bringen: "Ich wusste, was mich erwartet. Und ich habe keine großen Problems gehabt", sagte er hinterher, als er seine Mission mit der richtigen Mischung aus Leidenschaft und Coolness zu Ende gebracht hatte.

Es ist fast schon eine Phrase und zur Selbstverständlichkeit geworden, aber es traf auch auf dieses Spiel zu: Wann immer es brenzlig, knapp und wichtig war, hatte Wawrinka alle Vorteile. Er, der Mann für die absoluten Big Points. Besonders im Tiebreak des zweiten Satzes war seine mentale Härte gefragt, doch nach vier ausgelassenen Satzbällen und einem Zwischenspurt von Monfils holte er sich den Durchgang schließlich mit 9:7. Das war die Vorentscheidung, der wegweisende Moment, denn in der Folgezeit hatte Monfils nicht mehr viel entgegenzusetzen. Um 17.51 Uhr war Wawrinka dann am Ziel. An einem Zwischenziel wohlgemerkt. Er hat noch mehr vor in Paris. Sehr viel mehr.

Die French Open im Überblick