Neuer Eintrag ins Geschichtsbuch

Simona Halep
© GEPA

Svetlana Kuznetsova, Venus Williams und Garbine Muguruza haben sich am Sonntag aus Paris verabschiedet - und damit all jene Damen, die in ihrer Karriere schon einmal einen Grand-Slam-Pokal hochhalten durften.

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Von Jens Huiber aus Paris

Garbine Muguruza hat keine rechte Freude gehabt an diesem Sonntagnachmittag - nicht an ihrem eigenen Spiel, schon gar nicht am Verhalten des Publikums während des Matches gegen Kristina Mladenovic. Der Court Suzanne Lenglen hatte sich in der Tat beinahe zur Gänze in das Lager der Französin geschlagen - nicht ungewöhnlich - objektiv betrachtet die Grenzen der Fairness aber äußerst selten überschritten. Dass Mladenovic mit ihrem Gestus nichts zur Beruhigung der Menge beitrug, das wollte sie in der Pressekonferenz nach dem Match gar nicht in Abrede stellen. Aber: Vor ein paar Woche im Finale von Stuttgart sei es ihr ganz ähnlich, eigentlich schlimmer ergangen. Und dort hätte Laura Siegemund auch keine Deeskalations-Strategie betrieben.

Sportlich gesehen herrscht nach dem Ausscheiden von Muguruza und beinahe gleichzeitig von Venus Williams gegen Timea Bacsinszky allerdings Gewissheit: Es wird bei den French Open einen neuen Namen in den Siegerlisten der Grand-Slam-Geschichte geben, ein Jahr, nachdem Muguruza erstmals angeschrieben hat, Angelique Kerber natürlich nicht zu vergessen. Schließlich hatte in der ersten Partie des Tages auf Court Philippe Chatrier auch noch Svetlana Kuznetsova, die schon bei den US Open und eben in Paris triumphiert hatte, ihren Abschied gegen Caroline Wozniacki genommen.

Angstgegnerin

Apropos Wozniacki: Deren Karriere hängt ja der Makel an, dass sie es zwar an die Spitze der Tennis-Weltrangliste geschafft hat, aber eben nicht mit dem Titel bei einem der vier größten Turniere dekoriert. Die Dänin selbst, das hat sie in Paris deutlich gesagt, sieht darin überhaupt keinen Makel, einen Triumph am Samstag würde sie dennoch gerne mitnehmen. Im Weg steht Jelena Ostapenko, eine junge Dame aus Lettland, gegen die Wozniacki in jüngerer Vergangenheit keine guten Erfahrungen gesammelt hat. In Charleston und Prag war Ostapenko in diesem Jahr siegreich geblieben, ebenso wie 2016 in Cincinnati.

Oder vielleicht Simona Halep? Nach ihrer Schrecksekunde im Finale von Rom war ein Antreten am Bois de Boulogne gar nicht sicher gewesen, jetzt macht sich die Rumänin doch auf den Marsch durch die Institutionen, im vergangenen Match gegen Daria Kasatkina einen Satz lang makellos, den zweiten dann eher zitternd. Karolina Pliskova hat es gegen Carina Witthöft genau andersrum angelegt, sich aus dem kleinen Loch, das sie sich mit einer Reihe von Eigenfehlern im ersten Satz gebuddelt hatte, einigermaßen souverän befreit. Die Asche ist nicht ihr Geläuf, andererseits winkt bei einem Finaleinzug der Tennisthron.

Jeder Schritt Neuland

Pliskova, Wozniacki und Halep, das sind jene Damen, die schon mindestens einmal in einem Major-Finale gestanden haben. Elina Svitolina darf für sich ins Rennen führen, dass sie immerhin das letzte große Turnier vor den French Open, die Offenen Italienischen Tennismeisterschaften, eingesackt hat. Die Ukrainerin führt die Jahreswertung der Damen an, mit jedem Sieg mehr geht sie einen Schritt weiter in völliges Neuland. Gegen Magda Linette aus Polen hat Svitolina kurz gewackelt, gegen Ende des zweiten Satzes dann doch souverän agiert.

Die Augen der meisten Fans sind aber natürlich auf Kristina Mladenovic gerichtet - die nicht sicher davon ausgehen kann, noch einmal auf dem Lenglen zu spielen. Mladenovic ist die größte verbliebene Attraktion im Feld der Damen, gegen Timea Bacsinszky wird sie vor ganz anderen Aufgaben stehen als noch gegen Muguruza. Die Schweizerin nähert sich wieder ihrer Form von vor zwei Jahren, als sie erst in der Vorschlussrunde von Serena Williams gestoppt wurde. Eben die hat im Paris von 2017 nun wirklich keinen Auftrag mehr: Die moralische Unterstützung von Schwester Venus ist nur noch abseits der Courts vonnöten.

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