Tops und Flops in Roland Garros

Einige Wolken - und doch ist alles gutgegangen
© getty

Mehr als 14 Tage haben die French Open die Tenniswelt in Beschlag genommen. Ein absolut subjektiver Rückblick auf zwei Wochen am Bois de Boulogne.

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Auf der Minus-Seite ...

- Dass ein Verbot der Tabakwerbung nicht den gewünschten Effekt erzielt, wird hier täglich eindrucksvoll demonstriert: Keine Plakate nirgendwo - aber in der Raucher-per-Capita-Wertung muss Frankreich Weltspitze sein.

- Andy Murray ist die Nummer eins der Welt. Wenn Murray es schafft, sich, nicht immer, aber oft seine Getränke höchst selbst aus dem Eisschrank zu greifen, dann sollte das doch bitte auch für alle Spieler mit einem schlechteren Ranking gelten. Und alle Spielerinnen. Die Ballkinder sind ja keine Subordinaten.

- Gleiches gilt für die Handtücher: Wer nach einem Doppelfehler des Gegners tatsächlich ins Schwitzen gekommen ist, darf sich sein Textil bitte selbst holen.

- Der Service am Kunden: Wenn es im fortgeschrittenen Turnierverlauf noch exakt ein Match gibt, das für Besucher mit Ground Tickets interessant und auf Court 2 frei zugänglich ist (für Chatrier, Lenglen und Court 1 benötigt man Extra-Karten), dann ist es schade zu sehen, dass offenbar dreimal die Kapazität von Court 2 verkauft wurde. Lange Schlangen, die sich über Stunden nicht bewegen.

- Und apropos: Für zwei Halbfinal-Matches der Herren zwei Sessions zu verkaufen, ist sehr frech. Fast unverschämt.

- Nicht alles war zu Zeiten Björn Borgs besser, bei weitem nicht. Jedenfalls aber leiser. Die Begleitgeräusche, bei Damen und bei Herren, sind erstaunlich. Zumal es im Training bei den meisten auch eher ruhig funktioniert.

- Interviewraum 4. Wobei: Die Dachschräge vermittelt ein heimeliges Gefühl, die fragenden Reporter kommen sich vielleicht nicht menschlich, aber körperlich näher.

- Wenn Spieler um exakt 11:00 Uhr den Platz betreten und der erste Ball des Matches nicht vor 11:13 Uhr gespielt wird, stimmt etwas nicht.

- Die Meinungen über das französische Publikum gehen auseinander, auch in Spielerkreisen. Garbine Muguruza hat jedenfalls einen Urlaub am Meer nötig gehabt, um sich vom Lenglen-Schock gegen Kristina Mladenovic zu erholen. Teilt sie via Twitter mit. Zumindest ein prominenter Herr, nicht aus Frankreich, hat die Atmosphäre bei jenem Match wiederum als inspirierend empfunden. Vielleicht das: Wenn ein Profi sich aufmacht, um einen Ballabdruck zu prüfen, dann sollte das ohne sich anbahnendes Pfeifkonzert möglich sein.

Irgendwo in der Mitte ...

- Der Sonntagstart. Eine zusätzliche Möglichkeit, sich Matches der besten Spieler der Welt anzusehen. Eine unnötige Verlängerung der ersten Runde, die sich über drei Tage erstreckt. Die Möglichkeit, dass die Nummer eins der Welt nicht einmal in die erste Woche kommt.

- Die Umbaupläne in Roland Garros. Vernünftig, dass für ein zweiwöchiges Turnier nicht die gesamte Nachbarschaft in Mitleidenschaft gezogen wird. Enttäuschend, wenn es zum Vergleich mit den anderen drei Grand-Slam-Turnieren kommt.

Auf der Plus-Seite

- Robin Haase, einer der Good Guys auf der Tour, hat nach seinem Match gegen Nadal eines der schöneren Zitate des Turniers gebracht: "Ich war der klar bessere Spieler. Aber dann war die Einspielzeit plötzlich vorbei."

- Das Ritual wird mit leicht unterschiedlichen Nuancen seit Jahren praktiziert - und ist dennoch immer wieder schön: Die Ballkinder treffen sich vor Beginn der Matches auf dem Platz der Musketiere und joggen dann kurz nach halb zehn singend Richtung Suzanne Lenglen. Ein Goodie für jene Fans, die so früh schon auf die Anlage wollen - oder dürfen.

- Das Wetter. Gut, dafür, dass es letztlich nur eine gröbere Kalamität gegeben hat, können die Franzosen nichts. Aber im vergangenen Jahr hat sich Guy Forget ja auch für die Regentage entschuldigen müssen. Chapeau, also.

- Die Kommunikation mit dem Team Thiem. Sehr unkompliziert, immer produktiv. Sowohl Günter Bresnik als auch Alex Stober und Dominic Thiem.

- Jelena Ostapenko. Ja, eine Spielerin muss man herausheben. Hat ihre Macken, aber Hand hoch, wer die mit 19/20 nicht gehabt hat. Eben. Frischer Wind für eine Szene, die bald ganz ohne Serena und Venus, und ein wenig später ohne Sharapova und Azarenka auskommen wird müssen.

- Die Anlage "Jean Bouin". Wer dort den Ball nicht mit Freude schlägt, hat Tennis nie geliebt. Großzügige Plätze im Grünen auf verschiedenen Ebenen, ein feines Clubhaus (das den Spielern vorbehalten war - mit Recht). Tagsüber dürfen die Profis ran, am Abend auch Menschen, die das nie werden wollten.

- Court 1. Vielleicht ein letztes Mal. Wenn die Tribünen voll sind, atmosphärisch ganz groß. Mehr Rondelle braucht die Tenniswelt.

- Novak Djokovic. Nicht so sehr sportlich, aber die Art und Weise, wie er seinen Gemütszustand nach der Niederlage gegen Thiem dargelegt hat, nötigt Respekt ab.

- Ana Ivanovic. Einfach, weil sie da war.

Die French Open im Überblick

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