Federer-Absage für Paris - richtig oder falsch?

Roger Federer
© Jürgen Hasenkopf
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Von Christian Albrecht Barschel

Federers Absage? Nummer 1 leider kein Ziel

"Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen kam Federers Absage für die French Open für mich überraschend. Ich bin fest von einem Start in Paris ausgegangen. Ein Grand-Slam-Turnier ohne den "Maestro" ist wie Weihnachten ohne Geschenke. Natürlich ist Federers Verzicht aus diversen Gründen, die Florian geschildert hat, nachzuvollziehen, aber aus meiner Sicht könnte es sein, dass er seine Entscheidung bereut - auch wenn er das nicht zugeben würde.

Es sieht danach aus, dass er nicht daran glaubt, die French Open ein zweites Mal gewinnen zu können. Aber warum überhaupt, warum glaubt der beste Spieler aller Zeiten nicht an seine Chance? Es wird immer so getan, als ob Federer kein guter Sandplatzspieler ist. Ganz im Gegenteil. Er stand fünfmal im Finale der French Open. Ob die überragenden Leistungen von Rafael Nadal auf Sand bei der Entscheidung eine Rolle gespielt haben? Eher nicht, es wirkt so, als ob sich Federer für Sand nicht mehr motivieren kann. Der Schweizer nimmt sich ein wenig das Momentum weg, das er selbst geschaffen hat.

Nun heißt es volle Konzentration auf die Rasensaison: Stuttgart, Halle und dann Wimbledon. Es ist wie ein kleiner Neustart. Im Vorjahr stand ein lädierter Federer bei diesen drei Turnieren jeweils im Halbfinale und verspielte zumindest in Stuttgart und Wimbledon den Finaleinzug leichtfertig. Man müsste also meinen, dass sich ein erholter und energiegeladener Federer in der Rasensaison nun mit Leichtigkeit von Sieg zu Sieg spielt. Doch Vorsicht! Auf Rasen werden kleine Unaufmerksamkeiten sofort bestraft. Der Fehlerspielraum ist gering, oft entscheiden nur wenige Punkte über Sieg und Niederlage.

Durch Federers kompletten Verzicht auf die Sandplatzsaison ist die Rückkehr zur Nummer eins der Weltrangliste vorerst unrealistisch geworden. Die Chancen waren da, weil Andy Murray und Novak Djokovic weit von ihrer Bestform entfernt sind. Andre Agassi ist mit 33 Jahren und 131 Tagen die älteste Nummer eins bei den Herren. Der Sandplatzverzicht verdeutlicht, dass es für Federer gar kein Ziel ist, diesen Rekord zu brechen. Irgendwie schade, er würde sich damit ein noch größeres Denkmal setzen.

Es hätte ein spannendes Rennen um die Weltranglistenführung werden können, nun sieht es danach aus, dass Nadal zum zehnten Mal die French Open gewinnt und bald auch wieder die Nummer eins der Welt ist. Und was macht Federer, wenn die Rasensaison nicht seinen Erwartungen entspricht? Lässt er nächstes Jahr auch die komplette Sandplatzsaison sausen? Es ist vorstellbar, dass Federer in seiner Karriere gar nicht mehr auf Sand spielen wird. Es wäre jammerschade!"

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