Caroline Wozniacki - Der Traummoment nach den Jahren des quälenden Wartens

Grand-Slam-Siegerin - Caroline Wozniacki hat es endlich geschafft
© getty

Caroline Wozniacki holt ihren ersten Grand-Slam-Titel. Die Dänin gewinnt das spannende Finale der Australian Open gegen Simona Halep in drei Sätzen und übernimmt damit auch die Weltranglistenspitze.

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Im Moment des Australian-Open-Triumphs war dann natürlich auch die ewige Frage verschwunden. Die Frage, die sich rund um die Karriere von Caroline Wozniacki gestellt hatte. Die Frage, die die 27-jährige Grand-Slam-Königin von Melbourne in der Siegesnacht selbst noch einmal zum Thema machte, nun aber in einem Zustand äußerster Heiterkeit und Gelassenheit:

"Jetzt kann mich niemand mehr fragen, wieso man die Nummer 1 im Tennis sein kann, ohne einen Grand Slam gewonnen zu haben." Nein, das ging tatsächlich nicht mehr. Nicht nach der gewonnenen Nervenschlacht in der Rod-Laver-Arena zu Melbourne, nicht nach dem schwer erkämpften 7:6 (7:2), 3:6, 6:4-Sieg Wozniackis gegen die Rumänin Simona Halep, der ihr auch gleichzeitig den Sprung auf den Tennisgipfel ermöglichte - sechs Jahre nachdem sie zum letzten Mal als Branchenführerin ausgewiesen worden war.

"Es ist ein Traum, der wahr wird"

Es war klar, dass die emotionalen Kontraste krass ausfallen würden nach dieser schwer aufgeladenen Nachtvorstellung - mit zwei Spielerinnen, die ihre lange, teils quälende Wartezeit auf das erste große Tennis-Ding beenden wollten, die viele zurückliegende Enttäuschungen und Frustrationen hinter sich lassen konnten.

Wozniacki schließlich war die etwas standfestere, körperlich robustere und auch nervenstärkere im Pokalmatch dieser Offenen Australischen Meisterschaften 2018, sie hatte den letzten, entscheidenden Punch zu bieten in einer packenden Achterbahnfahrt auf dem Centre Court. "Es ist ein Traum, der wahr wird. Ich habe wirklich lange von genau diesem Erfolg geträumt", sagte die erste Dänin, die eins der vier Majors für sich entscheiden konnte, "ich habe auch nie aufgegeben in meiner Karriere, obwohl ich einige schwere Phasen überstehen musste."

Dazu gehörten die beiden verlorenen US Open-Endspiele in den Jahren 2009 und 2014, dazu gehörten die steten Zweifel an ihrer Legitimation, als sie schon einmal Platz eins in der Hackordnung belegt hatte. Dazu gehörte aber auch die in aller Öffentlichkeit ausgetragene Beziehungsgeschichte mit Golfer Rory McIlroy, die mit einer geplatzten Vermählung kurz vor dem Hochzeitstermin endete. Wozniacki, eine erbitterte Kämpferin auf dem Centre Court, ließ sich indes von allem sportlichen Scheitern genau so wenig unterkriegen wie von sonstigen Schicksalsschlägen - und bastelte nach zwischenzeitlichem Absturz in der Rangliste bis auf Platz 70 sehr energisch und couragiert an ihrem Comeback.

Anfangs verlief diese Rückkehrmission noch unspektakulär, die Dänin arbeitete sich eher zäh und beharrlich als mit Riesenschritten wieder nach vorn. Doch schon im Oktober 2017 setzte sie ein dickes Ausrufezeichen, war bei der WM in Singapur die letzte große Gewinnerin des Tennisjahres. Nun hatte sie, bei der ersten Titelvergabe in der neuen Saison, auch wieder das letzte Wort - zumal in einem hochklassigen Damenwettbewerb, der die Ausscheidungsspiele bei den Herren meist klar in den Schatten stellte.

Halep muss weiter warten

Bemerkenswert genug: Beide Finalistinnen, Wozniacki wie Halep, hatten bis zum Endspielfight schon Matchbälle abwehren müssen, Halep sogar in zwei verschiedenen Partien. Für Halep war Melbourne jetzt der dritte vergebliche Finalanlauf zu Ruhm und Glück bei den Grand Slams, sie hatte zuvor schon die Endspiele 2014 und 2017 bei den French Open verloren. "Es wird ein Tag kommen, an dem auch ich den Pokal gewinnen kann", sagte die 26-jährige, "vielleicht klappt es schon im vierten Versuch."

Halep hatte auf dem langen, langen Marsch ins Endspiel mehr Energie und Substanz verbraucht, es rächte sich allerdings erst auf den allerletzten Metern des Finalduells gegen Wozniacki - im Augenblick der ultimativen Bewährung. Im dritten Satz hatte sich die Rumänin mit allerletzter Kraft einen 4:3-Vorsprung erkämpft, sie schlug selbst auf, hätte mit zwei gewonnenen Servicespielen den Australian-Open-Titel holen können.

Doch Wozniacki, die Unermüdliche, konterte noch einmal zurück, die letzten drei Spiele der Partie gingen ausnahmslos an sie. Und dann, als das Spiel und das schier endlose Warten auf einen Grand-Slam-Titel vorbei waren, gab es buchstäblich kein Halten mehr: Ergriffen, vom Glück überwältigt, sank die Dänin zu Boden. War aber obenauf wie nie zuvor.

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