Roger Federer hat in Melbourne noch etwas vor

Roger Federer hat bis jetzt noch keine Schwäche gezeigt
© getty

Im montäglichen Achtelfinale bekommt es Roger Federer mit einem Genger zu tun, der mit dem Erreichen der vierten Runde ein klein wenig Tennisgeschichte geschrieben hat: Marton Fucsovics, der erste Ungar seit Balasz Taroczy, der es bei einem Major so weit geschafft hat.

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Roger Federer ist in den letzten Tagen immer mal wieder gefragt worden, was bei diesen Australian Open anders ist als im Jahr 2017 - dem Jahr seines Traumcoups, dem Jahr seines atemberaubenden Comebacks nach langer Verletzungspause. Federer machte dann jeweils aus seinem Herzen keine Mördergrube, sprach klar aus, was Sache ist: "Die Anspannung ist viel größer. Die Erwartung auch." Federer ist, nach der einmaligen Ausnahmesituation des Vorjahres, sozusagen wieder im Normalmodus. Er ist eindeutiger Mitfavorit auf den Grand-Slam-Höchstpreis. Er lebt mit hohen Ansprüchen der Tennisbranche. Und er hat auch selbst wieder hohe Ziele.

Aber die Wahrheit ist auch: Er kommt - wie so oft in den späten Jahren seiner Ausnahmekarriere - bestens mit dieser Lage zurecht. Als er am Samstagabend den Centre Court in Melbourne verließ, hatte er im 19. Vergleich mit dem Franzosen Richard Gasquet zum 17. Mal gewonnen, nun mit 6:2, 7:5 und 6:4. Und er hatte bereits zum 16. Mal in all seinen Australian-Open-Jahren das Achtelfinale erreicht, also jene Turnierphase, in der ein Grand Slam noch einmal an Spannung, Intensität und Dynamik zulegt. Und in der es wirklich ernst wird. "Es ist fantastisch, wenn man das Jahr so beginnt", sagte Federer später, "aber es kommen natürlich noch harte Prüfungen jetzt."

Netter Bursche, solider Spieler

Ein ungewöhnlicher Kollege steht ihm freilich am Montag gegenüber, der Ungar Marton Fucsovics, der sein täglich Brot bisher eher auf der Challenger-Tour verdiente - der Zweiten Liga des Welttennis. Der Weltranglisten-Achtzigste gelangte auf der ATP-Tour bisher erst einmal in die fortgeschrittene Turnierphase, das war im vergangenen Jahr in Basel mit dem Viertelfinal-Einzug. Dort lernte auch Federer den Nobody kennen: "Er ist ein netter Bursche, ein solider Spieler von der Grundlinie. Für ihn ist das sicher ein großer Moment."

Der letzte Ungar, der Vergleichbares schaffte, den Vormarsch unter die letzten 16 bei einem Major, war im übrigen Balasz Taroczy, 1984 bei den French Open in Paris. Überraschungsmann Fucsovics hatte vor acht Jahren kurz die Aufmerksamkeit der Szeneexperten auf sich gezogen, als er in Wimbledon den Juniorenwettbewerb gewann. Den Durchbruch im Erwachsenentennis schaffte er anschließend aber nicht. Im vergangenen Jahr scheiterte er noch in der ersten Australian-Open-Qualifikationsrunde.

Kleiner Nervenkitzel

Federer wird seinen vergleichsweise unbekannten Kontrahenten genau so wenig unterschätzen wie am Samstag einen seiner Lieblingsgegner, den Franzosen Gasquet. Der Maestro spielte die Partie flüssig und konzentriert durch, zeigte typische Qualitäten bei den wichtigen Punkten, wehrte lange Zeit alle Versuche Gasquets ab, sich mehr Punkte und Einfluß in dem Duell zu verschaffen. "Es war eine enge Partie. Aber ich zeigte Biss, wenn´s darauf ankam", sagte Federer später, "ich bin hochzufrieden mit dem ganzen Turnierverlauf bisher."

Erst im dritten Satz gab es etwas Nervenkitzel, als Federer einen 4:2-Vorsprung verspielte und Gasquet zum 4:4 ausgleichen konnte. Ein spektakulärer Rückhandwinner des 36-jährigen Grand Slam-Rekordsiegers beendete dann nach knapp zwei Stunden die Partie. "Ich fühle mich fit, ich fühle mich gesund. Ich habe noch etwas vor hier", gab Federer noch zu Protokoll. Als wenn das nicht alle Welt und all seine Konkurrenten sowieso wüßten. Gewänne Federer am Montag, würden danach entweder der skandalumwitterte Italiener Fabio Fognini oder Tschechiens Tomas Berdych im Viertelfinale auf Federer warten

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