Wozniacki gewinnt spannendes Melbourne-Finale gegen topgesetzte Halep

Von Ulrike Weinrich
Caroline Wozniacki
© Jürgen Hasenkopf

Caroline Wozniacki hat sich mit dem Triumph bei den Australian Open ihren ersten Grand-Slam-Titel gesichert. Die Dänin besiegte die topgesetzte Simona Halep aus Rumänien in einem hochspannenden Finale mit 7:6 (7:2), 3:6, 6:4 und erfüllte sich Down Under einen Kindheitstraum.

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Von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Wozniacki erreichte im Melbourne Park ihre ganz persönliche Endstation Sehnsucht und kassierte ein Preisgeld in Höhe von umgerechnet 2,6 Millionen Euro. Sie wird damit am kommenden Montag erstmals seit sechs Jahren wieder an der Spitze des WTA-Rankings stehen. Eine solch lange Zeitspanne bis zur Rückkehr auf den Thron hatte es im Frauen-Tennis bislang noch nie gegeben.

"Ein Traum ist wahr geworden, ich habe lange auf diesen Moment gewartet. Meine Stimme zittert, es ist ein sehr emotinaler Moment", sagte die neue Happy-Slam-Gewinnerin bei der Siegerehrung. Die sichtlich enttäuschte Halep meinte: "Ich bin traurig, aber ich hoffe, es klappt im vierten Anlauf."

Wozniacki hatte ihre bisherigen beiden Major-Endspiele bei den US Open 2009 und 2014 verloren, aber im Oktober 2017 beim WTA-Finale in Singapur ihren ersten großen Titel geholt. Nach 2:49 Stunden verwandelte die 27-Jährige vor 15.000 Zuschauern in der Rod Laver Arena ihren ersten Matchball und stemmte wenig später den Daphne Akhurst Memorial Cup in den Abendhimmel. In ihrer Box jubelten Vater Piotr und ihr Verlobter David Lee, ein ehemaliger US-Profibasketballer.

Wozniacki ist der erste dänische Tennisprofi, der eins der großen vier Majors gewinnen konnte. Halep indes, die in einem epischen Halbfinale über 2:20 Stunden Angelique Kerber (Kiel) mit 6:3, 4:6, 9:7 ausgeschaltet hatte, verlor auch ihr drittes Grand-Slam-Endspiel nach ihren Niederlagen bei den French Open 2014 und 2017 und muss den Platz an der Sonne vorläufig an die Wahl-Monegassin abgeben.

"Reine Nervensache" - Wozniacki startete besser

Es war das erste Mal in der Major-Geschichte, dass sich zwei Spielerinnen gegenüberstanden, die auf dem Weg ins Finale Matchbälle abwehren mussten - Halep fünf und Wozniacki zwei. Die australische Tageszeitung The Age hatte über das Endspiel der Nummer eins gegen die Nummer zwei getitelt: "Test of Nerve".

Wozniacki hatte ihre Nerven zu Beginn besser im Griff. Der ein Jahr jüngeren Halep waren die Strapazen des laufintensiven Semifinals gegen Kerber anzumerken. Gleich ihren zweiten Breakball konnte "Caro" nutzen und lag schnell mit 3:0 in Front. Wozniacki wirkte frischer und dominierte die Grundlinienduelle. Die Zuschauer allerdings unterstützen ein wenig mehr die nur 1,68 Meter große Rumänin. Nicht zuletzt, weil sie vom Australier Darren Cahill gecoacht wird. Halep hatte vor dem Showdown gesagt, dass es ihr "viel mehr bedeuten" würde, eine Major-Championesse als die Branchenführerin des Tennis-Universums zu sein.

Sie ließ sich auch vom frühen Rückstand nicht beirren und suchte immer öfter den Weg ans Netz. Halep lief lange einem Rückstand hinterher, ehe sie beim 4:5 ihre Chance nutzte und Wozniacki zum ersten Mal den Aufschlag abnahm. Im Tiebreak behielt dann die Dänin mit den polnischen Wurzeln kühlen Kopf und holte sich nach 50 Minuten den ersten Durchgang, als Halep sich ihren 14. unerzwungenen Fehler erlaubte.

Abendliche Hitzeschlacht in drei Akten

In der Folge verspürte die Weltranglistenerste offenbar ein Unwohlsein. Nach einer 3:2-Führung rief sie die Physiotherapeutin auf den Platz, die ihr den Blutdruck maß. Auch mit dem linken Oberschenkel hatte Volksheldin "Simo" Probleme. Doch die Kämpferin aus Constanta schaffte ungeachtet dessen das Break zum 5:3 und verwandelte in einem wahren Abnutzungskampf ihren dritten Satzball.

Vor dem entscheidenden Durchgang gab es wegen der hohen Abendtemperaturen von 31 Grad Celsius eine zehnminütige Pause. Intensität und Spannung blieben auch nach der Rückkehr der Protagonistinnen auf den Centre Court enorm hoch. Wozniacki machte zusehends den fitteren Eindruck. Sie ging schnell mit 2:0 in Führung. Die weiterhin unermüdlich dagegenhaltende Halep, die in ihrem ersten Turniermatch eine Knöchelverletzung erlitten hatte, holte sich den Aufschlag aber zurück, als sie ihren sechsten Breakball im dritten Spiel nutzte. Die rumänischen Fans im weiten Rund feierten ihre "Siii-mooo-naaa" lautstark.

Das Breakfestival ging munter weiter. Wozniacki ließ sich zwischendurch noch ein Tape an der Patellasehne verpassen. Halep lag mit 4:3 in Front, doch die Dänin holte sich die nächsten drei Spiele - zwei davon waren Breaks. Nach dem Matchball ließ sie sich rücklings auf den Boden fallen und schmiss ihr Racket vor Freude in die Höhe.

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