Im Profi-Tennis ist 30 das neue 20

SID
Roger Federer spielt alterslos
© getty

Mischa Zverev ist in den Tagen der Australian Open das jüngste Beispiel dafür, dass eine gewisse Reife der Leistung zuträglich sein kann. Für die Grande Dame Serena Williams ist 30 ohnehin das neue 20.

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Manchmal meldet sich bei Altmeister Roger Federer das Kind im Manne. Sogar in den Tagen der Australian Open. Dann greift der 35-Jährige zur Freude seiner Zwillings-Töchter und -Söhne beherzt zu Eiscreme und Schokolade. "Man kann Süßigkeiten essen und trotzdem gutes Tennis spielen", sagte Grand-Slam-Rekordsieger Federer, der am Dienstag im Viertelfinale von Melbourne auf Mischa Zverev trifft.

Auch der Hamburger, der als knapp 30-Jähriger Down under gerade seinen siebten Frühling erlebt, sieht die gewonnene Reife als einen Grund für seinen jüngsten Erfolg. "Man betrachtet in einem gewissen Alter die Dinge einfach lockerer, weil man mehr Lebenserfahrung besitzt", meinte der 50. der Weltranglisten. Vor seiner wundersamen Reise am Yarra River war er bei einem Major-Turnier nie über die dritte Runde hinausgekommen.

Kein rein männliches Phänomen

Serena Williams (35) und ihre ältere Schwester Venus (36) können da nur zustimmen. Beide stehen ebenfalls im Viertelfinale - sowie in Mirjana Lucic-Baroni auch eine 34-Jährige, die erstmals seit 18 Jahren wieder die Runde der letzten acht bei einem Major erreichte. "30 ist das neue 20", lautet nicht erst seit Melbourne das Credo von Serena Williams: "Und nein, ich fühle mich nicht alt."

Bei den Männer kamen sieben Profis ins Achtelfinale, die 30 Jahre oder älter waren. "Alles hat sich nach hinten verschoben, weil viel mehr Aufwand betrieben wird und alles professioneller geworden ist", sagte John McEnroe (57). Während die frühere Nummer aus den USA zeitweise noch nicht einmal einen eigenen Coach hatte und "meistens Hamburger" aß, reisen heute viele mit kleiner Entourage um die Welt. Trainer, eigener Physiotherapeut - und manchmal ist sogar der Manager dabei. Serena Williams hat manchmal sogar einen eigenen Koch engagiert.

Die ständig steigenden Preisgelder ermöglichen immer mehr Profis die Aufstockung ihres Teams. Bei den Australian Open, die 2017 insgesamt 34,87 Millionen Euro ausschütten, hat sich die Dotierung in den vergangenen 16 Jahren verdreifacht.

Fünf Jahre Altersunterschied

Die Einschätzung von Boris Becker, die Jahre als Tennisprofi seien wie Hundejahre, scheint das Haltbarkeitsdatum längst überschritten zu haben. Wie aus einer anderen Zeit erscheint der Triumph einer gewissen Martina Hingis (Schweiz), die 1997 mit 16 Jahren als bislang jüngste Spielerin der Geschichte den Tennis-Thron bestiegen hat.

Die jungen Wilden scheinen ausgebremst. Im ATP-Ranking von 1995 war keiner unter den ersten 123 Spielern älter als 31 Jahre. Derzeit stehen allein 12 Akteure in den Top 25, die 30 Jahre oder älter sind - darunter der kroatische Methusalem Ivo Karlovic (37) als Nummer 21.

Nach einer Erhebung der USA Today lag das Durchschnittsalter der Top Ten bei den Männern 1992 bei 23,2 Jahren - derzeit beträgt es 28,4 Jahre. Der letzte Teenager, der ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat, war 2005 Rafael Nadal bei den French Open.

Die Diplom-Psychologin und ehemalige Profispielerin Eva Pfaff glaubt außerdem, dass man eine langfristige Qualität mit guter Planung erreicht. "Das individuelle Pacing ist wichtig im Alter", sagte die frühere Weltranglisten-17. dem SID: "Die schlauen Leute ziehen sich hin und wieder zurück, und sie kommen frisch und mit Lust aufs Spielen zurück."

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