Wimbledon 2018 Fazit: Alt schlägt jung - starring Angelique Kerber und Novak Djokovic

Von Maximilian Kisanyik
Alexander Zverev scheidet in Wimbledon früh aus
© getty

Wimbledon 2018 ist vorüber und hat einmal mehr gezeigt, dass die Erfahrung im Profitennis eindeutige Vorteile im Kampf gegen die jungen Wilden bietet. Tennisnet blickt noch einmal auf das Turnier im All England Lawn Tennis and Croquet Club zurück. Mit dabei: Alexander Zverev, Novak Djokovic und natürlich Angelique Kerber.

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Sollte es nicht die Zeit der aufkommenden, jungen Wilden im Tennissport sein? Wohl eher nicht. Beim diesjährigen Wimbledon-Turnier hat einmal mehr die Erfahrung obsiegt.

Um ein paar Fakten voraus zu schicken: Novak Djokovic, 31 Jahre alt. Kevin Anderson, 32 Jahre alt. Angelique Kerber, 30 Jahre alt und Serena Williams hat bald 37 Jahre auf dem Buckel. Diese vier Spieler der Ü-30-Fraktion standen in den Finals der Herren- und Damenkonkurrenz und ließen die Newcomer und etablierten Youngster auf der Tour einmal mehr hinter sich.

Beispiel: Alexander Zverev. Der Deutsche präsentierte sich während der Sandplatzsaison in toller Verfassung, spielte eine durchwachsene Vorbereitung und reiste mit großen Ambitionen nach London. Was folgte war das Sinnbild der jungen Generation, wenn es um die großen Titel geht.

Zverev, Kyrgios und Co. scheitern früh

Zverev scheiterte als haushoher Favorit an Routinier Ernests Gulbus in der dritten Runde. Das frühe Aus war jedoch keine Ausnahme, wenn ein Blick auf die anderen NextGen-Stars geworfen wird. Kanada-Rakete Denis Shapovalov verabschiedete sich bereits nach seinem Zweitrundenmatch, Lokalmatador und Britanniens Hoffnung Kyle Edmund überstand eine Runde mehr bevor er ausschied.

Nick Kyrgios, der schon zu den erfahrenen Spielern gehört, nutzte einmal mehr sein Potential nicht aus und musste früher als erwartet die Koffer packen. Das Zweitrundenaus von Lucas Pouille ist ein weiterer Beleg für das scheinbare Schreckgespenst Grand Slam für die nachkommende Generation.

Stefanos Tsitsipas, Karen Khachanov oder Borna Coric. Die Liste ist lang. Ebenfalls so lang wie die Liste der Altmeister, die einmal mehr gezeigt haben wie Major-Turniere funktionieren.

Nadal, del Potro und Co. vorne weg

Gut, das frühe Aus von Roger Federer ist eine Ausnahme. Aber Rafael Nadal, Juan Martín del Potro, John Isner und schließlich Champion Novak Djokovic sind allesamt alte Haudegen, die seit Jahren das Welttennis dominieren und scheinbar nicht kleinzukriegen sind.

Für alle Tennisfans ist das natürlich ein Schmaus. Allein das Halbfinale zwischen Djokovic und Nadal weckte Erinnerungen, die weit im Erinnerungskästchen vergraben waren. Ein Klassiker eben. Aber was passiert, wenn ein Klassiker nicht mehr möglich ist?

Die Zeit der Legionäre des Sports mit der gelben Filzkugel wird nicht mehr lange währen und es müssen die jungen Wilden sein, die schon vorher den "Alten" die Plätze streitig machen. Abseits der Major-Showdowns kommt das schon vor nur eben bei den richtig wichtigen Turnieren noch nicht. Ist die Wachablösung wirklich erst vorbei, wenn "Roger", "Rafa" und der "Djoker" den Schläger an den Nagel hängen? Scheint wohl so.

Williams hält der Jugend den Spiegel vor

Serena Williams hat es mal wieder allen bewiesen. Der Titel in Wimbledon war es nicht ganz, dafür war eine überragend an sich glaubende Angelique Kerber zu stark. Dennoch hat es die fast 37-Jährige erneut ins Finale geschafft. Als Mutter, die sich nicht in ihrer Bestform zeigte, jedoch mit ihrer Erfahrung und Power erneut einige Spielerinnen kalt stehen ließ.

Williams ist wohl das drastischste Beispiel dafür, dass im Moment der Funke auf die Jugend noch nicht übergesprungen ist. Titelverteidigerin Garbiñe Muguruza war mit 24 Jahren nicht fähig über die zweite Runde hinauszukommen.

Sloane Stephens, Elina Svitolina oder Caroline Garcia haben es ebenfalls fertig gebracht früh auszuscheiden. Konstanz scheint hier Fehl am Platz zu sein.

Kerber ist die Ruhe selbst

Ein Blick auf den Unterschied zwischen Jung und Alt wird vor allem an Kerber deutlich. Mit 30 Jahren ist die Kielerin noch nicht im Kreise der ältesten Spielerinnen angekommen, dennoch ist die 30-Jährige um einiges älter als ihre jungen Mitstreiterinnen.

Der größte Unterschied ist wohl die Ruhe, die Kerber und Co. mitbringen. Muguruza, Svitolina oder Garcia wirken bereits nach wenigen Fehlern im Match beunruhigt und schimpfen mit sich selbst. Champion Kerber hingegen ist ruhig, fokussiert und lässt sich nur wenig anmerken. Die Attitüde eines Champions eben.

Wie lange die Regentschaft der etablierten Spielerinnen noch anhalten wird ist nur schwierig vorher zu sagen. Im Moment sieht alles danach aus, als wäre ein Wandel in weiter Ferne.

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