Nach Trennung braucht Becker "noch Zeit"

SID
Boris Becker spricht über die Trennung mit Novak Djokovic
© getty

Boris Becker genießt nach drei Jahren als Chefcoach im Team Djokovic seine Auszeit. Trotz einiger Angebote ist ein neuer Schützling noch nicht ins Sicht. Den Wettkampf-Kick holt sich Becker daher beim Pokern.

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Boris Becker kam mit dem Heli nach Rozvadov und erregte doch kaum Aufmerksamkeit. Im 800-Seelen-Dorf an der tschechisch-deutschen Grenze haben sich die Menschen an große Auftritte gewöhnt. Natürlich schwebt hier nicht jeden Tag eine weltweite Tennis-Ikone ein, aber die schwerreichen Zocker, die im King's Casino um Hunderttausende Euro pokern, reisen oft nicht minder komfortabel an.

Auch Becker war zum Spielen gekommen, wozu sollte er sonst nach Rozvadov fliegen? Hier gibt es nur den Oberpfälzer Wald, ein paar Massagesalons, einen Vietnamesenmarkt - und: die größte Pokerarena Europas, in der Becker als Botschafter einer Online-Poker-Plattform (partypoker) seine Leidenschaft für den guten Zweck einsetzte.

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"Mich fordert der Wettkampf heraus", erzählte Becker im Interview mit dem SID: "Und weil ich in meinem Alter nicht mehr so gut rennen kann, muss ich eben meine mentalen Qualitäten ausspielen. Das kann ich am Pokertisch ausleben."

Mit 49 Jahren ist der dreimalige Wimbledonsieger noch immer auf der Suche nach dem Kick, besonders nach dem Ende seiner überaus erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Serben Novak Djokovic. Irgendwann, da ist sich Becker sicher, wird er wieder einen Tennisspieler betreuen, doch noch brauche er Abstand. "Immerhin habe ich drei Jahre sehr eng und emotional mit Novak gearbeitet. Und ich bin nicht der Typ, der sofort das Bett wechselt und mit einem anderen anfängt."

Früchte seiner Arbeit

Anfragen habe es einige gegeben, behauptet Becker, nicht nur vom Deutschen Tennis Bund (DTB): "Sie können sich vorstellen, dass einige Spieler laut anklopfen und meine Dienste gerne hätten." Aber noch sei die Zeit dafür nicht reif, nicht einmal drei Monate nach der Trennung von Djokovic genießt Becker die Früchte seiner Arbeit und den wiedergewonnenen Status als deutsche Tennis-Institution.

Es freue ihn sehr, dass seine Expertise bei Eurosport während der Australian Open so gut angekommen sei. "Ich habe vor, das weiter zu tun. Eurosport und ich planen, die Zusammenarbeit auszuweiten", sagte Becker. Auch habe er einige Angebote von internationalen Fernsehsendern bekommen, und da Eurosport ausgerechnet in seinem Wimbledon keine Rechte besitzt, ist Becker auch dafür offen. Bis zu seinem Engagement im Team Djokovic kommentierte Becker bei den britischen Sendern BBC und Sky die Spiele in seinem "Wohnzimmer".

Mehr als nur ein Werbegesicht

Bis dahin galt Becker auch als das aufstrebende Talent unter den Poker-Promis, nach der dreijährigen Pause ist er dank seines Ehrgeizes erneut mehr als nur ein Werbegesicht einer Online-Plattform. "Boris ist sein Leben lang ein Gewinner gewesen", sagte Beckers Pokerlehrer Jan Heitmann in Rozvadov dem SID: "Er tut alles dafür, am Tisch vollkonzentriert zu sein, seine besten Entscheidungen zu treffen und auch von anderen, zum Teil besseren Spielern zu lernen."

Dafür verschlägt es Becker in bislang unbekannte Gegenden. In Melbourne, Paris, London und New York kennt er sich längst besser aus als in seiner Heimat Leimen, nun steht auch Razvadov auf seiner Weltkarte. "Meine natürliche Welt ist immer noch der Sport, da kenne ich mich am besten aus. Aber ich bin seit über 15 Jahren in Casinos und beim Pokern und fühle mich hier auch wohl", sagte Becker.

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