"Der ewige Tommy" kehrt zurück

SID
Tommy Haas will es noch einmal wissen
© getty

Die Zeit für eine Abschiedstour ist reif. Das spürt Tommy Haas in den Tagen von Melbourne noch deutlicher als sonst. Bei den am Montag startenden Australian Open genügt ein Blick auf die Auslosung, um dem 38-Jährigen die Realität vor Augen zu führen.

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"Wenn ich mir das Tableau anschaue, dann kenne ich 20 bis 25 Namen gar nicht mehr", sagt der komplett austrainiert wirkende Haas. Der zweimalige Familienvater ist der einzige Spieler im Einzel, der bereits im letzten Jahrtausend beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres am Start war (1998).

Längst schon wird der älteste Teilnehmer im Kabinentrakt nicht mehr nur als der Profi Tommy, sondern auch als der Funktionär Haas wahrgenommen. Im März fungiert der ehemalige Weltranglistenzweite beim Masters in Indian Wells erstmals als Turnierdirektor.

Kein Wunder, dass einige Kollegen schon mal "wegen Wild Cards bei mir nachfragen", berichtete Haas, der bei seinem ersten offiziellen Turnier nach knapp 15-monatiger Verletzungspause dank eines "Protected Ranking" dabei sein darf. "Ich stehe leistungsmäßig zwar noch nicht dort, wo ich sein möchte. Aber mein Start hier macht mich glücklich und setzt viele Emotionen frei", erzählte der gebürtige Hamburger, der in den vergangenen Tagen unter anderem mit dem an Position fünf gesetzten Kei Nishikori trainierte.

Haas startet mit Ungewissheit

Haas, der in seiner Laufbahn insgesamt neun Operationen über sich ergehen lassen musste, fühlt sich beim Spagat zwischen der Vergangenheit und der Zukunft immer noch mehr als Spieler. In der knallharten Vorbereitung ging es unter anderem auch eine Woche zum Skifahren in den Yellowstone-Nationalpark im US-Bundesstaat Wyomimg.

Dass seine Abschiedstournee ausgerechnet in Melbourne startet, hat für den Wahl-Amerikaner Haas eine besondere Bedeutung. "Das ist ein spezieller Ort mit tollen Erinnerungen für mich", sagte der "ewige Tommy" vor seinem Auftaktmatch am Dienstag gegen den Franzosen Benoit Paire. Dass das Match auf Außencourt 8 stattfindet, macht Haas "nichts aus".

Dreimal stand er in Melbourne bereits im Halbfinale (1999, 2002, 2007) - so oft wie bei keinem anderen Major. Als Haas das erste Mal bei den Australian Open im Hauptfeld stand, war Angelique Kerber gerade zehn Jahre alt. "Ich fühle mich gar nicht wie 38. Aber es ist, wie es ist", meinte der ehemalige Davis-Cup-Spieler mit ein wenig Melancholie in der Stimme.

Die Schulter scheint zu halten

Mit einer großen Portion Ungewissheit geht Haas, der in der vergangenen Woche am Einladungsturnier in Kooyong teilnahm, in seine letzten Aussie Open. Die Erwartungen sind gering, immerhin scheint aber die bereits viermal operierte Schulter zu halten. "Für mich geht es Punkt für Punkt, Satz für Satz." Da ist aber auch immer noch der Traum: "Mein bestes Level zu erreichen und gegen die Besten auf der großen Bühne zu spielen."

Seinen bislang letzten offiziellen Turnierauftritt hatte Haas am 21. Oktober 2015, als er in Wien gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga verlor. Doch so wollte er dann doch nicht abtreten. Geplant ist, dass Haas 2017 auch bei den deutschen Turnieren an den Start geht. "Die liegen mir am Herzen. Da will ich vor der Familie, Freunden und Fans gutes Tennis zeigen", kündigte er an. Eins stehe aber fest: Er werde in diesem Jahr endgültig das Racket an den Nagel hängen.

Es wird spekuliert, dass Haas bei den US Open in New York im Herbst endgültig als Profi abtritt. "Jeder versucht doch, den Moment für den perfekten Abschied zu finden", meinte der ehemalige Bollettieri-Schüler. Auch ein Tommy Haas.

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