Druck einer neuen Generation – Das Umbruchsjahr im Damentennis

Die Williams-Ära der Dominanz scheint zu Ende zu sein. Neue Stars nehmen die Spitzenpositionen ein.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 28.10.2016, 08:12 Uhr

SINGAPORE - OCTOBER 21: Madison Keys of the United States, Dominika Cibulkova of Slovakia, Karolina Pliskova of Czech Republic, Agnieszka Radwanska of Poland, Johanna Konta of Great Britain, Angelique Kerber of Germany, Simona Halep of Romania and G...

Von der großen Shoppingkarawane, die sich täglich über Singapurs Prachtboulevard Orchard Road schleppt, kannSerena Williamsstets in den Blick genommen werden: Auf Anzeigetafeln und Straßenbeflaggung ist die einstige Tennis-Beherrscherin unverdrossen in ganzer Pracht und Dynamik zu sehen. Als Werbefigur hat die jüngere der beiden Williams-Schwestern im feinen Stadtstaat noch immer nicht ausgedient, die Über-Mächtige, die bei den US Open Anfang September nach fast vierjähriger Dominanz auch ihren Gipfelplatz verlassen musste – dort thront jetzt eine gewisseAngelique Kerber,die Spielerin des Jahres 2016. Und auch die Favoritin bei der Damentennis-Weltmeisterschaft, die Williams nun schon zum zweiten Mal hintereinander nicht mit ihrer persönlichen Anwesenheit beehrt.

Die Zeit der Dominanz scheint vorbei

Doch anders als im Vorjahr markiert Williams’ Fernbleiben auch einen Einschnitt in der Branche. Die 35-jährige Veteranin hätte in Singapur keine große Chance auf die Rückeroberung des Topplatzes in der Weltrangliste gehabt – in einer Saison, in der sie in ihren späten Karrierejahren erstmals auch nicht mehr die tonangebende, prägende Erscheinung gewesen ist. 2015 strebte die bullige Kalifornierin noch dem Gewinn des echten Grand Slam zu, also dem Triumph bei allen vier Major-Turnieren, und scheiterte an der großen Mission erst im New Yorker Halbfinale. Ganz knapp vor dem leuchtenden Ziel also. Und 2016? Da deutete sich schon mit Kerbers Sieg in Melbourne an, dass sich die Machtarchitektur in der Szene verwandeln könnte. Williams blieb schließlich der Wimbledon-Sieg, aber Kerber gewann zwei der wichtigsten Turniere, neben den Australian Open auch noch die US Open. Die SpanierinGarbine Muguruzaschnappte Williams zudem die French-Open-Trophäe weg. „Kerber ist völlig zu recht die Nummer eins – nach dieser tollen Saison“, sagt US-Legende Chris Evert, „ich bin gespannt, wie Serenas Reaktion im kommenden Jahr sein wird.“

Die Zeiten der lähmenden und konstanten Dominanz der stärksten Spielerin dieser Epoche scheinen allerdings vorbei zu sein – da sind sich die meisten Experten und langjährigen Beobachter einig. „Die jüngeren Generationen haben 2016 schon Zeichen gesetzt“, sagt die Spanierin Arantxa Sanchez Vicario, selbst einmal die Nummer eins, „und dieser Druck wird nicht nachlassen.“ Bei der WM in Singapur war der Umbruch unverkennbar: Mit der SlowakinDominika Cibulkova,der TschechinKarolina Pliskovaund der US-AmerikanerinMadison Keysstanden gleich drei Debütantinnen im Aufgebot der schlagstärksten Saisonstars. Keys (21) war überdies die erste US-Amerikanerin, die es seit 2005 neben den Williams-Schwestern ins Abschlussturnier schaffte – sie gilt vielen in der Szene auch mittelfristig als mögliche Erbin des Williams-Imperiums und kommende Weltranglisten-Erste.

Was wird aus Sharapova?

Nicht nur Kerber ist an die Spitze gekommen, um dort zu bleiben. Auch WM-Starterinnen wie Pliskova, im September auch US-Open-Finalgegnerin der Deutschen, und Spaniens Muguruza gelten als zukünftig tragende Kräfte im Spiel um Titel und Einfluss im globalen Wanderzirkus. Eine der spannendsten Fragen des nächsten Jahres dürfte allerdings sein, ob DopingsünderinMaria Sharapovanach verbüßter Sperre noch einmal eine gewichtige Rolle in der Weltspitze spielen kann, die Russin kehrt mit Stichtag 25. April in ihre Berufswelt zurück. Bei der laufenden WM in Singapur schrieben Statistiker die Tatsache fest, dass erstmals seit einem Jahrzehnt weder Sharapova noch Serena Wiliams um den Titel mitkämpften.

Auch im deutschen Damentennis verschob sich 2016 die Hierarchie markant: Hinter der überragenden, weit enteilten Frontfrau Kerber schob sich die tüchtige Schwäbin Laura Siegemund auf Platz zwei der nationalen Charts, gefolgt von der Bonnerin Annika Beck. Langjährige Spitzenkräfte wie Andrea Petkovic und Sabine Lisicki rutschten dagegen persönlich und in der deutschen Hackordnung ab: Petkovic grüßt nur noch von Platz 57 der Weltrangliste, Lisicki hat es gar auf Platz 93 verschlagen. So wird auch das Gesicht des deutschen Fed-Cup-Team, das Anfang Februar auf Hawaii im Fed Cup gegen die USA anzutreten hat, ein neues und ungewohntes sein.

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von tennisnet.com

Freitag
28.10.2016, 08:12 Uhr