„Ein kreativer Geist“ – Mischa Zverev nimmt Nick Kyrgios in Schutz

Mischa Zverev kann „nichts Schlechtes über Nick sagen“ und erklärt das Phänomen Kyrgios äußerst rational.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 29.10.2016, 22:23 Uhr

SHANGHAI, CHINA - OCTOBER 13: Mischa Zverev of Germany returns a shot against Marcel Granollers of Spain during the Men's singles third round match on day five of Shanghai Rolex Masters at Qi Zhong Tennis Centre on October 13, 2016 in Shanghai, Chin...

Mischa Zverevwar gut vertreten in den Schlagzeilen der letzten Wochen. Zum einen dank seiner Erfolge in Shanghai und Basel –dort unter anderem mit dem Sieg gegen Stan Wawrinka–, in Shanghai vor allem als Gegner von Nick Kyrgiosbei dessen letztem Ausreißer, der die Tenniswelt einigermaßen ratlos zurückließ.

„Hat mein Leben etwas einfacher gemacht“

Zverev sieht die Sache differenzierter. „Wir kennen Nick ja. Außerhalb des Platzes ist er der netteste Typ, den man sich vorstellen kann. Wirklich nett, aufgeschlossen und offen. Auf dem Platz erwartest du das Unerwartete. Da kann alles passieren. Er kann phänomenales Tennis spielen, er kann nicht ganz so gut spielen“, so der Ältere der Zverev-Brüderim Podcast „Beyond the baseline“. Ihn selbst habe Kyrgios’ Verhalten nicht von seinem Auftrag abgehalten. „Das Match hat entschieden, ob ich es nach fünf Jahren zurück in die Top 100 schaffe. Mit diesem Ziel vor Augen habe ich versucht, darauf zu achten, was auf der anderen Seite passiert. Aber natürlich hat das mein Leben auch etwas einfacher gemacht.“

Mit Kyrgios selbst habe er direkt nach dem Match gesprochen, auf dem Weg zurück in die Umkleide. „Er meinte: ,Sorry für das Match.’ Ich habe gesagt: ,Alles okay, Mann, das passiert.’ Er wusste, dass er etwas getan hatte, das nicht sehr hilfreich für ihn oder das Tennis war. Aber er hat sich bei mir entschuldigt. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen.“

Ein Diamant, der geschliffen werden muss

Zverev betrachtet das Phänomen Kyrgios anders als andere und räumt dem Australier eine gewisse Narrenfreiheit ein. „Kreative Geister unterscheiden sich sehr von uns normalen Menschen“, so der 29-Jährige. „Für mich sind die besten Künstler, Schauspieler oder Athleten solch kreative Geister, die ticken anders. Wenn du so jung und gut bist in dem, was du tust, aufgrund deines Talents... Es braucht manchmal Zeit, diesen Diamanten zu schleifen. Da hast du Aussetzer und Momente, von denen du denkst, dass du sie besser nicht haben solltest. Aber das ist Teil einer Entwicklung.“

Tennis sei ein Sport, bei dem alles in der Öffentlichkeit passiere, „man kann fast jedes Training sehen, jedes Match, alles wird übertragen, weltweit”, so Zverev, der den Vergleich zum normalen Leben zieht: „Wenn du daheim oder im Büro etwas vermasselst, bekommt das keiner mit. Wenn du wütend wirst, weiß es keiner, keiner beurteilt dich. Auf einem Tennisplatz ist das anders. Auch das gibt einem Spieler einen zusätzlichen Druck.“

Klare Worte...

Sich selbst sieht Mischa Zverev ohnehin in einer anderen Kategorie als Nick Kyrgios oderBruder Sascha. „Das sind potenzielle Grand-Slam-Turniersieger. Ich hoffe und wünsche ihnen, dass sie mehrere Grand-Slam-Turniere gewinnen werden.“ Zwar wisse er selbst auch, dass er ein guter Tennisspieler sei, „aber ich sehe mich nicht als Star oder ein extra-außergewöhnlicher Spieler.“ Er sei nicht annähernd an den Top Ten oder Top 20 gestanden, auch wenn sein Ziel die Top 30 seien. „Daran arbeite ich. Aber aktuell bin ich nicht dort, deshalb sehe ich das sehr rational. Ich betrachte die Dinge aus einem recht klaren Blickwinkel.“

Klar ist jedoch auch: Spielt Mischa Zverev weiter so erfolgreich wie zuletzt, sind die Top 30 künftig in Reichweite.

von tennisnet.com

Samstag
29.10.2016, 22:23 Uhr