Jo-Wilfried Tsonga – Charisma auf der zentralen Abwehrposition

Der globale Publikumsfavorit steht im Halbfinale von Wien.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 28.10.2016, 15:11 Uhr

VIENNA,AUSTRIA,28.OCT.16 - TENNIS - ATP World Tour, Erste Bank Open. Image shows Jo-Wilfried Tsonga (FRA). Photo: GEPA pictures/ Walter Luger

Von Jens Huiber aus Wien

In der Wiener Stadthalle fällt der Vorhang nicht, er geht hoch. Und das ist eine gute Nachricht für Herwig Straka, der Turnierdirektor der Erste Bank Open 500. Wird doch am Freitag erstmals auch der gesamte obere Rang nicht nur freigegeben, sondern beinahe bis auf den letzten Platz gefüllt. Und zwar schon Mitte des Nachmittags, kein Wunder, Jo-Wilfried Tsonga gibt sich die Ehre. Im Idealfall hätte er das gegen Jürgen Melzer getan, Albert Ramos-Vinolas hat im Achtelfinale den Spaßverderber gegeben.

Tsonga, so scheint es, lässt sich grundsätzlich eher selten den Spaß verderben, unabhängig von so banalen Dingen wie Ergebnissen bei Tennisturnieren. Der Franzose ist früh angereist in diesem Jahr, die "Tie Break Tens" haben nach seinem Einsatz verlangt, womöglich mit einem Startgeld. Den großzügigen Siegerscheck beim Schauturnier hat ihm letztlich Andy Murray verwehrt, Tsonga kann sich frühestens im Endspiel der sportlich deutlich wichtigeren Veranstaltung revanchieren.

Eine Augenweide

Eine Turnierwoche zieht sich, bestenfalls fünf Spiele in sieben Tagen bringen ein gerüttelt Maß an Freizeit mit sich. Jo-Wilfried Tsonga verbringt diese mit Freundin Noura El Shwek, der Titel für das bestaussehende Paar in Wien ist derzeit vergeben. Tsonga hat vor Ort 2011 gewonnen, seiner im Nachhinein betrachtet besten Saison auf der Tour. Drei Jahre davor hatte der damals 22-Jährige die Australian Open im Sturm erobert, Rafael Nadal im Halbfinale mit einem Offensiv-Feuerwerk den Nerv gezogen.

Mit nunmehr 31 Jahren ist die jugendliche Drangphase längst vorüber, die Fans hat Tsonga dennoch auf seiner Seite, eigentlich überall auf der Welt. Gegen Ramos-Vinolas müht er sich vor allem im zweiten Satz, nicht alle Attacken führen zum Erfolg. Der Übergang von der Grundlinie ans Netz ist fließend, wenn auch exklusiv über die Vorhand-Seite. Zu großen Anlässen packt Tsonga die einhändige Rückhand aus, am Freitag gelingt ihm damit ein spielerisch leicht aussehender Topspin-Lob.

Alternative Fußball

Das Rahmenprogramm der Erste Bank Open 500 hat Tsonga souverän mitbestritten, sich auch als Diplomat bewährt: den Vergleich des französischen mit dem österreichischen Fußball entzieht er sich geschickt, aufmerksame Zuhörer erkennen an den Zwischentönen die richtige Einschätzung der Verhältnisse in jener Disziplin, die Tsonga für sich als Alternative zum Tennissport gesehen hätte. In der Position eines zentralen Abwehrspielers, wie er erklärt.

Ob der Charismatiker aus Le Mans weiß, dass an jenem Ort, wo er sich gerade in das Halbfinale eines ATP-World-Tour-500-Turniers gespielt hat, vor gar nicht allzu langer Zeit ein jährliches Fußballfest ausgetragen wurde? Zum Jahreswechsel, unter Beteiligung der lokalen Fußballgrößen. Einzige Gemeinsamkeit mit dem Tennis: Auch damals waren die Vorhänge hochgezogen.

Hier die Ergebnisse aus Wien: Einzel , Doppel , Einzel-Qualifikation , Doppel-Qualifikation .

Hier der Spielplan.

von tennisnet.com

Freitag
28.10.2016, 15:11 Uhr