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„No Limits“ – 55-Jähriger gibt sein Debüt als Balljunge

Beim Grand-Slam-Klassiker in Flushing Meadows gibt es keine Altersobergrenze für das Einsammeln und Werfen von Bällen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 07.09.2016, 13:53 Uhr

US Open 2008, USTA Billie Jean National ..Tennis Center,New York, Sport, Grand Slam Tournament, etwas aelterer "Balljunge"...Foto: Juergen Hasenkopf..B a n k v e r b. S S P K M u e n ch e n, ..BLZ. 70150000, Kto. 10-210359,..+++ Veroeffentlichung n...

Die US Open heben sich in vielerlei Hinsicht von den anderen Grand-Slam-Turnieren ab. Nirgends geht es so schrill, laut und bunt zu wie in New York City. Neben drückender Schwüle, ständigem Flugzeuglärm und dröhnender Musik zeichnet sich das letzte „Major“ des Jahres durch eine weitere Besonderheit aus. Weder in Melbourne, Paris oder London bekommt man so reife Ballkinder zu sehen wie im „Big Apple“. Wer mindestens 14 Jahre alt ist, darf im National Tennis Center den gelben Filzkugeln hinterherjagen, eine Altersobergrenze gibt es nicht.

Diesen Umstand machte sich auch Vijay Parimoo zunutze. Der rüstige Bankangestellte aus New Jersey feierte bei diesen US Open sein Debüt als „Balljunge“ – und das im stolzen Alter von 55 Jahren. In seiner indischen Heimat sah er einst Jimmy Connors, Chris Evert und Björn Borg zu, wie sie in Flushing Meadows brillierten. Schon damals richtete sich sein Augenmerk auf die flinken Ballsammler. „Was müssen diese Kinder machen, um bei diesem Turnier dabei zu sein?“, fragte sich Parimoo. „Sie müssen wohl superclever oder etwas Besonderes sein.“ Um Antworten auf seine Fragen zu bekommen, begleitete er seinen 15-jährigen Sohn, Shray, in diesem Sommer zum Auswahlverfahren. Beide schafften es und durften sogar in einem Team zusammenarbeiten. Absolutes Highlight: Parimoo reichte seinem IdolMartina Hingiswährend einer Doppelpartie das Handtuch.

Auch 63-jährige „Ballkinder“ hat es schon gegeben

Für den Altersrekord reichte es dann aber doch nicht ganz. Vor einigen Jahren schaffte es sogar ein 63-jähriges „Ballkind“ in die Endauswahl. Bei diesen US Open sind insgesamt 275 Ballmädchen und -jungen dabei – 75 sind 18 Jahre oder älter, einige wenige haben bereits die 50 überschritten, wie die „Associated Press“ auflistet. Für die Topstars der Szene ist das offenbar überhaupt kein Problem. „Ich sehe hier viele Erwachsene“, erklärt TitelverteidigerNovak Djokovic. „Ich weiß nicht, ob es ausschließlich Erwachsene sind, aber sie machen ihren Job sehr gut.“ Die älteren Semester werden besonders gerne in den Night Sessions eingesetzt. „Wenn die Matches erst um zwei Uhr morgens enden, können wir danach keine 14-Jährigen mit der U-Bahn nach Hause schicken“, unterstreicht Cathie Delaney vom US-Tennisverband USTA.

Ein weiterer Vorteil der Oldies ist die größere Wurfkraft. Die US Open sind das einzige „Major“, bei dem die Bälle nicht quer über den Platz gerollt, sondern geworfen werden. So wird die Ball-Crew in Läufer und Werfer aufgeteilt. Wer flink zu Fuß ist,  nimmt seine Position am Netz ein. Die Männer mit den „Raketen-Armen“ stehen dagegen an der Plane, um die Bälle in bester Baseball-Manier auf die gegenüberliegende Seite zu schleudern. Wer dafür infrage kommen will, muss nicht besonders jung sein. Tina Taps, die seit über 25 Jahren für das Ballpersonal verantwortlich ist, bezeichnet die Liebe zum Spiel als Grundvoraussetzung. Darüber hinaus sollten Sprints, Beweglichkeitstests und Wurfübungen keine Hürde darstellen. Jeden Sommer balgen sich 400 Aspiranten um 80 offene Debütanten-Stellen.

Knochenjob ohne Verfallsdatum

„Es ist ein harter Job“, sagt Taps. „Die Älteren können oft besser mit der Hitze umgehen und den vielen anderen Dingen, die auf dem Platz geschehen. Zudem stärken sie das Durchhaltevermögen der Jüngeren.“ Lara Fowler ist so ein Leithammel, seit 18 Jahren ist die 32-Jährige durchgängig bei den US Open als Ballmädchen dabei. Schon am Blick der Stars erkennt sie, was in ihnen vorgeht. So auch beiSerena Williams: „Ich werde fast für jedes ihrer Matches eingeteilt, da ich genau weiß, was sie will. Fragen sind nicht notwendig.“ Der Verkäuferin aus Great Neck geht es wie so vielen anderen ewigen Ballkindern – sie kommt nicht mehr davon los. „Ich werde niemals damit aufhören“, sagt Fowler, „ich mache das, bis ich nicht mehr laufen kann.“ Vielleicht flitzt sie auch noch jenseits der 60 hinter den Bällen her. Es wäre jedenfalls keine große Überrauschung. Wer den Tennissport in den USA liebt und gesundheitlich gut beisammen ist, hat im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kein „Verfallsdatum“.

von tennisnet.com

Mittwoch
07.09.2016, 13:53 Uhr