Roger Federer mit Kurzauftritt – Fragezeichen bleiben

Roger Federers erstes Match in Stuttgart dauerte nur 22 Minuten, dann kam der Regen. Der "Maestro" präsentierte sich bis dahin vorsichtig.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 08.06.2016, 00:00 Uhr

KEY BISCAYNE, FL - MARCH 24: Roger Federer of Switzerland in action during a practice session during the Miami Open Presented by Itau at Crandon Park Tennis Center on March 24, 2016 in Key Biscayne, Florida. (Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Der eine Ballwechsel - der war brutal." So der zusammenfassende Satz eines Zuschauers, nachdem das Match zwischen Roger Federer und Taylor Fritz gerade abgebrochen worden war. Leider formulierte ein anderer Zuschauer beim Verlassen des Platzes einen ebenso treffsicheren Satz: "Da hinten sieht's ganz schlecht aus."

Da hinten war der Himmel, und wer sich dann nicht binnen weniger Sekunden zielsicher entschieden hatte, wo er denn Unterschlupf suchen sollte, für den war der späte Mittwochnachmittag ein nasses Unterfangen.

Rasen-Tennis in Perfektion, aber nur kurz

Roger Federer war zu diesem Zeitpunkt gerade das erste Break des Matches gelungen, zum 4:3 in Satz eins. In einem Match, das bis zu diesem Zeitpunkt viel vom Aufschlag gelebt und nur wenige Höhepunkte geboten hatte. Außer eben "dem einen brutalen Ballwechsel", der für die "Ahs" und "Ohs" sorgte.

Es war der beim Stand von 2:3 aus Federers Sicht, als dieser bei eigenem Aufschlag die Schönheit des Spiels auf Rasen in vollem Umfang präsentierte: Federer servierte, Fritz übernahm das Tempo, und gerade, als man denken wollte, dass Fritz beim nächsten Ball zum möglicherweise entscheidenden Schlag ansetzen würde, zog Federer an. Ein Vorhand-Konter, ein nächster Vorhand-Schuss, ein kontrollierter Angriffsschlag, ein schwieriger Schmetterball und zum Abschluss ein überraschend langer Volley gegen den Lauf des jungen US-Boys. Rasen-Tennis in Perfektion.

Die große Rücken-Frage

Federer in diesen wenigen Minuten zu beobachten, hatte etwas Vergleichbares mit dem stetig bangen Blick gen Himmel. Wie bewegt er sich? Hält der Rücken? Traut er seinem eigenen Körper wieder, der ihn in diesem Jahr zunächst eine Erkältung eingebrockt hat (in Brisbane), dann eine Meniskusverletzung (in Melbourne), eine Viruserkrankung (in Miami) und letztlich die altbekannten Rückenprobleme (in Monte Carlo), die in eine Absage für die verregneten French Open mündeten.

So richtig die Entscheidung gegen einen Auftritt in Roland Garros gewesen sein mag ("Es wäre ein unnötiges Risiko gewesen"), so fraglich ist nach wie vor der Gesundheitszustand. Ist Federer fit? Ist Stuttgart nun ein "nötiges" Risiko, um dem für Federer wirklich wichtigen Teil der Saison rund um Wimbledon und die Olympischen Spiele zumindest Hoffnung angedeihen zu lassen? Ist das Fritz-Match eines, das womöglich, hoffentlich, endlich zu einem freudigeren Halbjahr 2016 für den Schweizer führen sollte?

Fortsetzung morgen ab 12.30 Uhr

"Durchwursteln" müsse er sich, gestand Federer dieser Tage, dies sei "eine neue Herausforderung, die auch ihren Reiz hat". Dass das Match in Stuttgart nach 22 kühlen und feuchten Minuten abgebrochen werden musste - für Federer wohl eine erleichternde Nachricht. Schließlich war er durch seine Paris-Absage dem rückenschädigenden Regenwetter an der Seine entgangen. Und das bestimmt nicht, um in Stuttgart gegen die nasse Kälte kämpfen zu müssen, jetzt, wo endlich etwas Sonne in sein Tennis-Jahr 2016 scheinen sollte.

Weiter geht's nun morgen, nicht vor 12.30 Uhr, nach dem Match zwischen Dominic Thiem und Sam Groth. Dann hoffentlich bei besserem Wetter. Und noch mit einigen brutalen Ballwechseln mehr.

von Florian Goosmann

Mittwoch
08.06.2016, 00:00 Uhr