„Match of the Day“ – Dominic Thiem gegen Philipp Kohlschreiber

Beim ATP-Turnier in Baden-Württemberg kommt es am heutigen Sonntag zur Neuauflage des München-Finals.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 12.06.2016, 00:00 Uhr

Philipp Kohlschreiber - Dominic Thiem

Dominic Thiem hat am Samstagnachmittag für die große Sensation auf dem Stuttgarter Weissenhof gesorgt: In einem hochklassigen Match besiegte der Lichtenwörther den Rasenkönig und Top-Star beim MercedesCup, Roger Federer, mit 3:6, 7:6 (7) und 6:4 . Das Match verlief völlig kurios: Thiem führte in Satz zwei bereits mit 5:0, als Federer seine große Aufholjagd startete und im Tiebreak sogar zwei Matchbälle hatte, die Thiem einmal mit großem läuferischem Einsatz, das zweite Mal mit einem gefühlvollen Rückhand-Return zunichte machte und Satz drei erzwang. Dort gelang Thiem das entscheidende Break zum 4:3, das er souverän nach Hause servierte. Thiem ließ sich hierbei auch von zwei Regenpausen nicht beeindrucken und kam im Laufe des Spiels auch mit den Aufschlägen Federers immer besser klar. Vor allem zeigte der Österreicher, der von einer erfolgreichen Sandplatz-Saison mit einem Halbfinale in Roland Garros an den Weissenhof kommt, dass er sich schnell auf das noch ungewohnte Grün umstellen konnte. In den vergangenen beiden Jahren kam Thiem auf Rasen lediglich auf zwei Siege bei sechs Niederlagen.

Thiem überrascht von sich selbst

Thiems Saison verläuft ohnehin besser, als dieser es sich erwarten konnte: Drei Turniersiege gelangen ihm bereits, ein Triumph über Rafael Nadal in Buenos Aires, und natürlich das Halbfinale in Paris, wo er dem "Übermenschen" Novak Djokovic jedoch deutlich unterlag. Thiem selbst zeigte sich in Stuttgart völlig überrascht. "Auf Sand oder Hartplatz hätte ich das vielleicht erwartet, aber nicht auf Rasen nach einer solch kurzen Umstellungszeit", so Thiem nach dem Federer-Match . Vor allem eben nicht gegen Federer, "den besten Spieler aller Zeiten, und das auf seinem besten Belag". Auch wenn sich der Schweizer noch auf dem Comeback-Weg befindet und nicht bei 100 Prozent steht, sollte dieser Sieg auch fürs Finale Rückendeckung geben. Zumal Thiem mit Sam Groth im Achtelfinale und Mikhail Youzhny im Viertelfinale bereits zwei Leute geschlagen hatte, die speziell auf Rasen zu den gefährlicheren Gegnern der Szene gehören.

Kohlschreiber konstant im Jahr 2016

Philipp Kohlschreiber sprang nach seinem Sieg gegen Juan Martin del Potroregelrecht über den Platz. Freude über den Finaleinzug, Erleichterung, diesen vor dem erneuten Regeneinbruch noch geschafft und so eine Vertagung auf den Final-Sonntag vermieden zu haben. Kohlschreibers 2016 kann sich ebenso sehen lassen: Halbfinale Rotterdam, Viertelfinale Dubai, Halbfinale Barcelona, Sieg in München. Ergebnisse, die ihn wieder unter die Top 30 gebracht haben. Aktuell steht "Kohli" auf Rang 26.

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Beeindruckend vor allem: seine Konstanz. Kohlschreiber verlor fast ausnahmslos gegen die Top-Leute der Szene: in Auckland gegen Tsonga, in Melbourne (als Ungesetzter) gegen Kei Nishikori, in Rotterdam gegen Gael Monfils, in Dubai gegen Stan Wawrinka, in Indian Wells gegen Novak Djokovic, in Monte Carlo gegen Stan Wawrinka, in Barcelona und Rom gegen Rafael Nadal. Oder sollte man genau dies ankreiden? Dass Kohlschreiber gegen die Top-Jungs oft schön mitspielt, aber selten siegt? In Stuttgart hat Kohlschreiber mit Siegen über Pierre-Hugues Herbert, Denis Kudla, Radek Stepanek und nun Juan Martin del Potro stetig stärkere Gegner bezwungen und sein gutes Gespür für Gras erneut unter Beweis gestellt. Vier Halbfinals, ein Finale und ein Sieg in Halle sprechen für sich.

Kohlschreiber im Finale leichter Favorit

Die betsson-Quoten sehen Kohlschreiber entsprechend als leichten Favoriten (mit 1,67 zu 2,20). Feintechniker "Kohli" weiß, wie man auf und mit dem Rasen spielt, mischt gut zwischen aggressiven Grundschlägen und gefühlvollem Slice und verfügt zudem über ein gefährliches Service. Nicht zu vergessen: Stuttgart ist für Kohlschreiber ein Heimspiel, auch wenn die Zuschauer auf dem Weissenhof den so sympathisch auftretenden Dominic Thiem ebenso fest in ihr Herz geschlossen haben, der selbst davon sprach, "dass ich mich riesig freue, in Deutschland zu spielen". Thiems großer Vorteil dieser Tage, neben seinem starken Spiel, war vor allem, dass er locker und entspannt in seine Spiele gegangen war, "ohne Erwartungen", wie er behauptete. Und sich auch gegen Federer nach einem Satz anpasste, besser returnierte, stark passierte und immer wieder Serve-and-Volley-Einlagen einstreute. Diese Mischung wird er auch im Match gegen Philipp Kohlschreiber einsetzen und perfekt umsetzen müssen.

von Florian Goosmann

Sonntag
12.06.2016, 00:00 Uhr