Anke Huber exklusiv – „Es ist erfrischend, wie Laura Siegemund auftritt“

Das Finale in Stuttgart: Angelique Kerber gegen Laura Siegemund. Wir haben mit Anke Huber über dieses besondere Spiel gesprochen.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 24.04.2016, 00:00 Uhr

Anke Huber blickt mit großer Vorfreude dem Porsche Tennis Grand Prix entgegen

Anke Huber war 1991 die erste deutsche Siegerin beim Porsche Tennis Grand Prix und siegte auch 1994 in Filderstadt. Mittlerweile ist die 41-Jährige als sportliche Leiterin in Stuttgart tätig. Wir haben sie vorm Finale zwischen Angelique Kerber und Laura Siegemund gesprochen (ab 13.30 Uhr im SWR sowie im Livestream auf ran.de/tennis.de).

Frau Huber, das Finale des Porsche Tennis Grand Prix: Angelique Kerber gegen Laura Siegemund. Eine schöne Sache für eine sportliche Leiterin des Turniers.

Ja, mal was ganz anderes. (lacht) Jedes Finale ist natürlich toll für uns. Aber ein rein deutsches Finale hatten wir noch nie - ich bin mal gespannt.

Was ist eigentlich los mit Laura Siegemund? Die ist 28, ist schon ewig dabei... Was macht sie aktuell, dass es so gut läuft?

Ich glaube, sie ist allgemein fitter geworden, hat ihr Spielerisches um einiges verbessert im Vergleich zu letztem Jahr oder zu den Jahren vorher. Hier hat sie einen Run, das sieht man. Sie ist total aufgepumpt. So einen Lauf hat man, das passiert. Ich hoffe, dass es so weitergeht für sie, dass sie auch bei den nächsten Turnieren so gut spielen kann. Sie spielt das klasse runter, spielt clever, spielt auch was anderes: mal einen Slice, mal einen Stopp, sie geht nach vorne... Es macht Spaß, ihr zuzuschauen.

Auch dieses Halbfinale so durchgezogen zu haben, gegen Agnieszka Radwanska, die ja für das kleine, feine Spiel bekannt ist, darin die vielleicht Weltbeste ist.

Und sogar die hat es genervt, die wusste auch nicht recht, was sie denn machen sollte. Das ist schon sehr beeindruckend.

Wie sehr spielt das Publikum mit? Laura Siegemund ist die Lokalmatadorin, kommt aus Stuttgart.

Das spielt natürlich eine große Rolle. Ich wüsste gar nicht, für wen die Leute heute wirklich sind. Das ist das Problem bei einem deutsch-deutschen Finale: dass man vielleicht nicht die gleiche Stimmung aufbaut, wie wenn eine deutsche Spielerin gegen irgendjemanden spielt. Aber dadurch, dass Laura von hier stammt, kann es schon sein, dass die Mehrheit für sie hält.

Laura Siegemund hatte in der Vergangenheit oft das Problem, dass sie mit dem Druck nicht gut klar kam. Den Eindruck vermittelt sie eigentlich nicht. So selbstbewusst, wie sie gestern vorm Match auf den Platz marschiert ist oder sich auch im Pressegespräch gibt...

Laura ist eine, die sich viele Gedanken macht. Und das stört manchmal beim Tennis, das hat sie auch gesagt. Als sie jung war, konnte sie damit nicht umgehen. Sie wurde als zweite Steffi gehandelt, war wirklich gut in der Jugend, war führend in Deutschland bis 14, auch bis 16 war sie noch vorne dabei. Dann ist es drauf angekommen, das hat sie dann nicht ganz gepackt, konnte mit dem Druck nicht umgehen.

Was in jungen Jahren oft schwierig ist.

Laura ist ein sehr intelligentes Mädchen, und gerade dann wird es noch schwerer, weil man sich schon früh Gedanken macht, was wiederum andere noch gar nicht interessiert. Diesen Druck hat sie abgebaut. Sie hat dann ihr Studium absolviert, hat somit ein zweites Standbein, da löst sich viel. Ich denke, das ist ein großer Faktor bei ihr. Sie weiß, sie kann auch was anderes machen, wenn es mit Tennis nicht klappt. So kann sie viel lockerer spielen, und das merkt man. Ich finde es klasse, wie sie auftritt, wie sie redet, das ist erfrischend.

Auch Angelique Kerber hat zuletzt stark gespielt, nachdem sie im ersten Spiel gegen Annika Beck noch etwas müde gewirkt hat.

Ja, sie war etwas müde im ersten Match. Obwohl Annika auch sehr gut gespielt hat. Das hat Angie noch gut rausgeholt. Im ersten Satz hat Annika fast keinen Fehler gemacht und Angie war noch nicht so ganz da. Das hat sich jetzt gelegt, sie ist jetzt im Turnier. Das hat man auch gestern gemerkt, sie war richtig in Kampfeslaune, hat in den wichtigen Momenten gut gespielt. Es ist wie im letzten Jahr: Angie ist da, spielt ein tolles Turnier. Sie hat den Druck, und es ist nicht einfach, damit umzugehen. Aber das macht sie sehr, sehr gut.

Das Endspiel verspricht auch spielerisch spannend zu werden. Kerber und Siegemund sind zwei, bei denen gute Ballwechsel fast garantiert sind - also erst recht, wenn beide gegeneinander spielen. Was erwartet uns da?

Das muss man abwarten, das ist schwer zu sagen. Angie spielt ganz anders, spielt aggressiver, geht mehr drauf. Laura kann ebenfalls aggressiv spielen, aber sie kann auch mixen. Ich bin gespannt, wo es hingeht. Ich denke schon, dass Angie gewinnt, weil sie letztlich auch die erfahrenere Spielerin ist, speziell im Finale. Aber man weiß nie. Gestern hatte ich auch ganz anders getippt und lag völlig daneben. Von daher sage ich jetzt nichts mehr. (lacht)

Das Gespräch führte Florian Goosmann.

von Florian Goosmann

Sonntag
24.04.2016, 00:00 Uhr