Angelique Kerbers erste Titelverteidigung im historischen deutschen Duell

Die Australian-Open-Siegerin verteidigt ihren Titel beim Porsche Tennis Grand Prix mit einem Sieg gegen Sensationsfinalistin Laura Siegemund.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 24.04.2016, 13:53 Uhr

STUTTGART, GERMANY - APRIL 24: Angelique Kerber of Germany celebrates with the trophy after the singles final match against Laura Siegemund of Germany on Day 7 of the Porsche Tennis Grand Prix at Porsche-Arena on April 24, 2016 in Stuttgart, Germany...

Erst am Ende einer verrückten Woche beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart war dann doch wieder die Hackordnung gewahrt - im historischen deutschen Finale auf dem Centre Court der Porsche-Arena. Nicht Laura Siegemund, der Schrecken aller Favoritinnen, die schwäbische Sensationsdarstellerin, reckte nach dem letzten Zweikampf die Siegertrophäe in die Höhe, sondern die deutsche Tennis-Königin Angelique Kerber nach einem schließlich ungefährdeten 6:4, 6:0-Sieg. Drei Top-Ten-Stars hatte Siegemund in ihrem Märchenlauf von der Qualifikation bis ins Endspiel ausgeschaltet, aber gegen die zähe Kämpfernatur Kerber hatte die 28-jährige Spätzünderin nicht mehr die nötige Kraft und Inspiration, um den ultimativen Coup zu landen - einen Turniersieg gegen alle Erwartung vor der eigenen Haustür. "Ich bin total glücklich jetzt, es ist ein wunderbarer Sieg. Aber ich habe auch großen Respekt vor der Leistung von Laura", sagte Kerber.

Auch für sie, die erste deutsche Grand-Slam-Siegerin des neuen Jahrhunderts, war es noch einmal ein bewegender, geschichtsträchtiger Moment in ihrer Karriere und in dieser außergewöhnlichen Saison - denn zum ersten Mal in ihrer wechselvollen Laufbahn im Wanderzirkus gelang es der Kielerin, einen Titel zu verteidigen. "Dass ich das gerade hier in Stuttgart geschafft habe, bei meinem Lieblingsturnier, macht alles noch viel kostbarer", sagte Kerber, die sich zum zweiten Mal auch das nette Extrapräsent sicherte, einen Sportwagen des Hauptsponsors. Nach dem Australian-Open-Triumphzug und einer anschließenden Schwächephase war es für die deutsche Nummer eins und die Nummer drei der Tenniswelt auch ein Augenblick der Selbstvergewisserung - innerhalb von neun Tagen hatte Kerber gemeinsam mit der deutschen Fed-Cup-Auswahl die Mission Klassenerhalt geschafft und sich nun als zupackende Solistin auch den zweiten höchst wertvollen Titel der Spielzeit geschnappt. "Sie ist wieder voll auf Kurs", sagte Kerbers Trainer Torben Beltz, "und das zur richtigen Zeit, vor den vielen Höhepunkten im Frühling und Sommer."

Siegemund: "Das war noch längst nicht das Ende der langen Reise"

Es war allerdings auch ein Festtag für das gesamte deutsche Damentennis, denn ein Motiv dieses Tennisjahres erlebte in Stuttgart seine Fortsetzung - die Stärke der Spielerinnen aus der zweiten Reihe, oft sogar auch aus der nächsten und übernächsten Generation. So wie in Melbourne oder beim Fed-Cup Nachwuchskräfte wie Anna-Lena Friedsam oder Annika Beck überzeugend in Erscheinung getreten waren, rückte beim wichtigsten deutschen Turnier eine Spätzünderin wie Laura Siegemund in den Fokus. "Das war eine unglaubliche Woche von ihr. Sie hat noch eine tolle Zukunft vor sich", sagte Siegerin Kerber über die gleichaltrige Stuttgarterin, die als erste Qualifikantin des Porsche Tennis Grand Prix das Finale erreicht und auf dem Weg dahin nicht weniger als drei Top-Ten-Spielerinnen geschlagen hatte. Siegemund rückte mit ihren couragierten Auftritten voller Leidenschaft und Mut auch in der Weltrangliste auf einen Allzeit-Bestwert, auf Position 42. Selbst ein Olympia-Ticket scheint im Rennen um die wahrscheinlich vier deutschen Plätze im Rio-Wettbewerb noch möglich für die studierte Psychologin. "Stuttgart, das war noch längst nicht das Ende der langen Reise für mich", sagte Siegemund nach der Endspielniederlage.

Nur in der ersten halben Stunden des 80-minütigen Duells spielte Siegemund auf Augenhöhe mit Australian-Open-Championesse Kerber, ehe sie dem Kräfteverschleiß im achten Spiel binnen neun Tagen deutlich Tribut zollen musste. Die Schwäbin verspielte einen 4:2-Vorsprung im Auftaktsatz, verlor diesen Durchgang 4:6 - und danach war schlichtweg das Limit auch des körperlich Möglichen erreicht. Kerber spielte den Rest der Partie souverän durch, mit der ganzen gewonnenen Routine einer Weltklasssespielerin, ließ keine Gegenwehr und kein Comeback mehr zu. "Das Jahr hat ja relativ gut begonnen für mich", sagte sie hinterher, "aber dieser Sieg hier, in dieser geliebten Halle und bei diesem Turnier, das ist noch mal was ganz, ganz Spezielles für mich."

Hier die Ergebnisse vom Porsche Tennis Grand Prix: Einzel , Doppel , Einzel-Qualifikation .

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Sonntag
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