Wegen rassistischer Äußerung – Daniil Medvedev disqualifiziert

Der 20-jährige Russe Daniil Medvedev wurde beim ATP-Challenger in Savannah im Match gegen Donald Young disqualifiziert.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 22.04.2016, 09:00 Uhr

Daniil Medvedev

Das Herrentennis ist um eine weitere bizarre Disqualifikation reicher. Der Russe Daniil Medvedev wurde im Achtelfinale beim ATP-Challenger in Savannah im US-Bundesstaat Georgia disqualifiziert. Der Grund: "Schwerwiegendes unsportliches Verhalten, als er die Unparteilichkeit der Stuhlschiedsrichterin wegen ihrer Hautfarbe in Frage stellte." Medvedev, 20 Jahre alt und derzeit die Nummer 260 im ATP-Ranking, traf beim Sandplatzturnier in Savannah auf den US-Amerikaner Donald Young, Nummer 84 im ATP-Ranking. Beim Stand von 1:3 im ersten Satz hatte der Russe zwei Breakbälle und schien auf 2:3 zu verkürzen, als er einen Vorhand-Winner ins Feld von Young spielte.

"Ich weiß, dass ihr Freunde seid"

Doch Stuhlschiedsrichterin Sandy French überstimmte die Entscheidung des Linienrichters und sah den Ball im Aus. Statt mit dem Seitenwechsel ging es im Aufschlagspiel von Young weiter. Medvedev unterhielt sich kurz mit der Schiedsrichterin, als er zurück zur Grundlinie ging. Die Mikrofone nahmen folgende Worte von Medvedev auf. "Ich weiß, dass ihr Freunde seid. Ich bin mir darüber sicher." Sowohl French als auch Young sind dunkelhäutig. Young brachte schließlich sein Aufschlagspiel zum 4:1 durch. In der Pause ließ French Oberschiedsrichter Keith Crossland kommen, um diesen über die Worte von Medvedev zu unterrichten.

Crossland unterhielt sich lange mit Medvedev und gab schließlich der Schiedsrichterin die Anweisung, den Russen zu disqualifizieren. "Unsportsmanlike conduct. Default Medvedev. Game, set, match Young. 4:1, default", verkündete Schiedsrichterin French den überraschten Zuschauern. Medvedev nahm die Disqualifikation erstaunlich gelassen zur Kenntnis und gab der Schiedsrichterin noch die Hand. Der US-amerikanische Tennisverband USTA, der Ausrichter des Turniers in Savannah ist, bestätigte später, dass Medvedev wegen eines rassischsten Kommentars disqualifiziert wurde.

Erinnerungen an den Vorfall zwischen Hewitt und Blake

Tennisjournalist Ben Rothenberg zog nach der Disqualifikation Parallelen zu einem Vorfall, der sich bei den US Open 2001 im Zweitrunden-Match zwischen Lleyton Hewitt und James Blake abgespielt hatte. Im damaligen Match verhängte Linienrichter Marion Johnson im dritten Satz zweimal einen Fußfehler gegenüber Hewitt. Nach dem Aufschlagverlust beschwerte sich der Australier bei Schiedsrichter Andreas Egli und wollte, dass Johnson ersetzt wird. "Nur auf der einen Seite wurde Fußfehler gerufen. Schau' ihn an, schau' ihn an, schau' ihn an, Kumpel. Schau' ihn an und sage mir, was die Ähnlichkeit ist. Entferne ihn vom Platz. Schau', was er gemacht hat", sagte der wild gestikulierende Hewitt.

Der Linienrichter wurde tatsächlich ausgetauscht. Gegen Hewitt wurde aber eine Untersuchung wegen eines rassistischen Kommentars eingeleitet. Der Australier wurde allerdings freigesprochen. "Mr. Hewitts Behauptung war die, dass nur eine Person diese Entscheidung getroffen hat und der Stuhlschiedsrichter das nicht wahrnimmt, dass es der gleiche Linienrichter ist, der auch zwei Fußfehler ausgesprochen hat", erklärte damals US-Open-Schiedsrichter Brian Earley. In den Medien wurde darüber berichtet, dass Hewitt Glück gehabt hätte, mit solch einer "an den Haaren herbeigezogenen" Erklärung davongekommen zu sein. Hewitt gewann schließlich die US Open mit einem eindrucksvollen Finalsieg gegen Pete Sampras.

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22.04.2016, 09:00 Uhr