NHL

Pulverfässer, Draisaitl und neue Ären

Von Adrian Franke
Zwischen Dyson Stevenson von den Coyotes und Ryan Horvat von den Kings ging es schon hoch her
© getty
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Reißt Detroits Playoff-Serie?

Seit 23 Jahren haben die Red Wings die Playoffs nicht mehr verpasst. 23 Jahre! In der Vorsaison schien die Serie bereits zu reißen, doch Detroit rettete sich nach seinem Wechsel in die Eastern Conference vor allem dank der 28 Tore von Gustav Nyquist auf den Wildcard-Platz.

Zwar stehen die Routiniers Henrik Zetterberg, Pavel Datsyuk und Niklas Kronwall nach teilweise langen Verletzungen wieder zur Verfügung, dennoch hat sich das Bild in Detroit gewandelt: Die Red Wings bauen beim Kampf um die Playoff-Pätze nicht mehr primär auf die erfahrenen Routiniers, stattdessen liegt das Schicksal des Teams und damit auch das der Streak zunehmend in den Händen der jungen Spieler.

Das liegt auch daran, dass Detroit in der Free Agency quasi keinen seiner Wunschkandidaten bekam. "Früher sagten wir im Training Camp immer, dass das Duell an die Routiniers geht", erklärte Coach Mike Babcock: "Vielleicht ist das noch immer so, aber wir haben gezeigt, dass es nicht verboten ist, einem etablierten Star den Job zu klauen. Die Besten werden spielen."

Kurzum: Es ist nicht zwangsläufig das Ende einer Ära, sondern vielmehr der Beginn einer neuen für die Red Wings. Doch die große Frage, ob die Altstars nach ihren langen Verletzungspausen 100 Prozent abrufen und gesund bleiben können, kreist wie ein Damoklesschwert über Motor City - aktuell vor allem wegen Daniel Alfredsson.

Der 41-Jährige (49 Scorer-Punkte in der Vorsaison) schlägt sich noch immer mit Rückenproblemen herum und verpasst das unlängst begonnene Training Camp. Detroit würde ihn gerne zurückholen, aber angesichts der anhaltenden Probleme droht zunehmend das Karriereende. Bleiben die Leistungsträger ansonsten fit, steht in einem Jahr wohl die 24. Hat man in dieser Hinsicht kein Glück, könnte die Serie dieses Jahr tatsächlich ihr Ende finden.

Geht der Flames-Turnaround weiter?

Calgary startet mit einer auf dem Papier desolaten Saison im Rückspiegel: Die 77 Punkte waren die geringste Ausbeute in einer vollen Spielzeit seit 2002/03, am Ende stand der ligaweit 27. Platz zu Buche. "Wir müssen uns überall verbessern", erkannte daher Coach Bob Hartley.

Der Umbruch der Flames ist schon seit längerem in vollem Gange und soll in diesem Jahr endlich in den Boxscores deutlicher sichtbar werden. In der vergangenen Saison stellte man mit 49 Spielen, die durch nur ein Tor entschieden wurden, einen NHL-Rekord auf - das Team kann also mithalten. 2013 hatten mit Jarome Iginla, Jay Bouwmeester und Miikka Kiprusoff drei langjährige Stützen das Team verlassen, wodurch eine neue Mentalität innerhalb der Mannschaft eingeleitet wurde.

"Es ist enorm wichtig für unsere Routiniers, dass sie mit der gleichen Einstellung beginnen, mit der wir die vergangene Saison beendet haben. Alle die schon letztes Jahr hier waren, und auch die Neuzugänge, müssen sofort wissen, was Sache ist", forderte Hartley weiter. "Wir wollen das Team sein, das am härtesten arbeitet. Das muss die Basis sein für unseren Erfolg."

Zwar ging Top-Torschütze Mike Cammalleri in der Free Agency, dennoch glaubt man in Calgary fest daran, dass Mikael Backlund und Sean Monahan gemeinsam mit Jiri Hudler und Neuzugang Mason Raymond die Lücke schließen und für eine verbesserte Offense sorgen können. Geschwindigkeit ist weiterhin das Schlagwort, offensiv wie defensiv.

Nicht zu vergessen: Top-Pick Sam Bennett. Der bekam beim Combine zwar keinen Klimmzug hin, machte in der Saisonvorbereitung bislang allerdings positiv auf sich aufmerksam und könnte schneller als gedacht eine der Säulen des Teams werden.

Gibt es endlich wieder eine Titelverteidigung?

Seit Detroit (1997/1998) hat kein Team mehr den Titel verteidigen können - doch die Kings könnten diese Serie endlich durchbrechen. L.A. hat mit Jonathan Quick einen der besten Goalies, sowie eine der stärksten Defenses der Liga um Drew Doughty. In den vergangenen Playoffs bewies man mehrfach unglaubliche mentale Stärke. So weit, so gut.

Darüber hinaus hat das Team eine enorme Kadertiefe, die es in der harten Western Conference zweifellos brauchen wird, und kann sich auf eine volle Saison mit Marian Gaborik (16 Scorer-Punkte in 19 Spielen für L.A.) freuen. Auch von Verteidiger Jake Muzzin wird in diesem Jahr (zurecht) einiges erwartet. Ohne Zweifel: Die Chance auf den dritten Titel in den letzten vier Jahren ist da.

Größter Konkurrent dürften dabei mal wieder die Chicago Blackhawks sein, die in der Offseason ihre Superstars Patrick Kane und Jonathan Toews langfristig binden konnten. "Wir haben ihnen eine unterhaltsame Serie geboten. Wir wollen daraus lernen. Hoffentlich bekommen wir die Chance, sie in den Playoffs diesmal zu schlagen", heizte Kane die Stimmung bereits an.

Gleichzeitig sollte man in der Stadt der Engel nicht die Nachbarn aus Anaheim aus den Augen verlieren. Mit Goalie John Gibson, Ryan Getzlaf und Corey Perry könnten die Ducks für eine Überraschung im Westen sorgen, zumal das Team mehrere junge Talente im Kader haben (Cam Fowley, Hampus Lindholm, Kyle Palmeiro oder Jakob Silfverberg), denen der sprichwörtliche "nächste Schritt" zuzutrauen ist.

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Die Preseason im Überblick