NHL

Noch vier Siege bis zu den Finals

Von Adrian Bohrdt
Martin St. Louis (M.) jubelt mit seinen Teamkollegen Derek Stepan und Dan Girardi
© getty

Nur noch vier Teams sind übrig: Während die Los Angeles Kings, die Montreal Canadiens und die New York Rangers in den Semifinals eiserne Nerven bewiesen und sich im Entscheidungsspiel durchsetzten, ist der Titelverteidiger aus Chicago bislang souverän marschiert. Welche zwei Teams kommen dem Stanley Cup ganz nah? SPOX wagt Ausblick und Prognosen.

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Eastern Conference Finals

Montreal Canadiens (3) - New York Rangers (2)

Ausgangslage: Nahezu alle Experten hatten vor den Halbfinals eigentlich mit der Wiederholung des Vorjahres-Conference-Endspiels zwischen Boston und Pittsburgh gerechnet. Es sollte anders kommen: New York und Montreal bezwangen die Division Champions jeweils mit Auswärtssiegen in Game 7 und gehen entsprechend mit breiter Brust ins Conference Final.

Dabei hat Montreal aufgrund der höheren Regular-Season-Punktzahl den Heimvorteil, und Canadians-Verteidiger P.K. Subban warnte: "Mir tut das Team leid, dass jetzt zu uns in die Halle kommen muss." Das Bell Centre ist für seine einschüchternde Atmosphäre und brutale Lautstärke bekannt, von fünf Playoff-Heimspielen gewannen die Canadians in dieser Saison vier. Vor dem 1:0-Sieg in der Regular Season hatten die Rangers hier acht Spiele hintereinander verloren - fünf davon per Shutout.

Die Offense könnte für New York auch dieses Mal zum Problem werden. Die Rangers verfügen zwar über das erfahrenere Team, haben aber enorme Probleme, konstant zu scoren. Die dritte Line um Benoit Pouliot, Mats Zuccarello und Derick Brassard war in den Playoffs mit zehn Toren und 13 Assists noch die gefährlichste, vor allem bei Rick Nash will der Knoten nicht platzen: Trotz 52 Schüssen(!) in diesen Playoffs steht er bei null Toren.

Da die Canadiens die beste Defense stellen, mit der es New York bislang in den Playoffs zu tun hatte, könnte hier das Schlüsselduell der Serie liegen. Zwar ließ umgekehrt keines der übrigen Teams in den Playoffs weniger Schüsse pro Spiel zu als die Rangers (28,4), doch die Habs haben ihre Torgefahr wieder gefunden (knapp 3,3 pro Partie). Reicht das gegen "King" Lundqvist? Der schwedische Goalie ist der vielleicht Beste seines Fachs. "Ich will in die Halle kommen und die gegnerischen Fans zum Schweigen bringen", kündigte er bereits an.

In den Special Teams schlägt das Pendel eher Richtung Canadiens aus: Insgesamt verwerteten die Rangers nur 10,9 Prozent ihrer Powerplay-Situationen und hatten zwischenzeitlich 34 Überzahl-Versuche ohne Treffer. Montreal dagegen münzte in der Postseason jedes vierte Überzahlspiel in Tore um und wirkt hier deutlich gefährlicher, in Unterzahl schenken sich beide Teams nicht viel.

Für eines der beiden Teams geht in jedem Fall eine (viel zu) lange Durststrecke zu Ende: Die Rangers waren seit 1994 nicht mehr im Endspiel um den Stanley Cup, die Habs seit 1993. Einer der beiden "Original Six" wird die Serie beenden.

Players to watch: Beide Teams haben exzellente Goalies, auf denen entsprechend große Hoffnungen ruhen. In der Regular Season waren tatsächlich alle drei Duelle Shutouts: 2:0 und 1:0 für Montreal sowie 1:0 für die Rangers, Ergebnisse, die durchaus auch in dieser Serie zu erwarten sind.

Montreals Carey Price spielte die spielte die beste Regular Season seiner Profikarriere (92,7 Prozent Save Percentage) und bestätigte das bislang mit 92,6 Prozent und seiner ruhigen und sicheren Ausstrahlung in den Playoffs. Gegenüber Lundqvist hat den Vorteil in Punkto Erfahrung und steht bei einer Save Percentage von 93,1 Prozent in diesen Playoffs. 102 der letzten 105 Schüsse konnte er herausfischen.

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In der Defense lieferten bei New York Marc Staal und Anton Stralman eine tolle Serie gegen Pittsburgh, gegen die erstarkte Canadiens-Offense muss sich aber auch das Top-Duo um den Ex-Canadian Ryan McDonagh und Dan Girardi fangen. Bei Montreal sticht P.K. Subban hervor. Der 25-Jährige (zwölf Scorerpunkte in diesen Playoffs) ist vielleicht der dynamischste Verteidiger der NHL - und dazu in Galaform.

Offensiv hofft ganz New York, dass Rick Nash endlich seine Durststrecke überwindet. Ohne die Tore des Stürmers scheint es schwer vorstellbar, dass die Rangers noch eine Runde überstehen. Bei Montreal stach bislang Thomas Vanek mit fünf Treffern hervor, unterstützt von Lars Eller und Brendan Gallagher (je vier Tore und fünf Assists).

Die meisten Augen werden jedoch auf Martin St. Louis gerichtet sein. Der alteingesessene Rangers-Angreifer hatte am 8. Mai seine Mutter verloren, war aber schon kurze Zeit später wieder zurück beim Team und inspirierte so seine Mitspieler. Plötzlich merkten alle: Es ist nur ein Spiel. "Wir haben da erst wirklich gemerkt, wie viel Glück wir eigentlich haben, dass wir Hockey spielen dürfen und in den Playoffs stehen", sagte Brad Richards. "Es gibt so viele andere Dinge in der Welt. Hockey ist nicht entscheidend." Von St. Louis inspiriert drehte man die Serie gegen die Pens.

Prognose: Während die Rangers einen kleinen Vorteil im Vergleich der beiden Defenses haben, spricht nahezu alles andere für Montreal. Vor allem New Yorks Offensivschwäche und die schwarze Bilanz im Bell Centre sind keine guten Omen. Die Canadiens sind das ausbalanciertere Team, haben durch den Sweep in der ersten Runde drei Playoff-Spiele weniger auf dem Buckel und werden die Serie am Ende zuhause für sich entscheiden. Auch wenn man Martin St. Louis und Henrik Lundqvist nie abschreiben sollte. Canadiens in 7.

Western Conference: Blackhawks - Kings

Eastern Conference: Canadiens - Rangers