NHL

Neue Eiszeit zwischen NHL und IOC

SID
Nicklas Bäckström sorgte für einen der größten Dopingfälle der Olympia-Geschichte
© getty

Nach dem olympischen Dopingskandal um Schwedens Eishockeystürmer Nicklas Bäckström herrscht zwischen NHL und IOC eine neue Eiszeit. Für die nächsten Winterspiele 2018 in Pyeongchang könnte der Fall weitreichende Folgen haben.

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"Diese Angelegenheit ist einer der Gründe, warum wir uns überlegen, ob wir unsere Spieler zu Olympia schicken. Wir machen uns Sorgen, weil es großen Schaden anrichtet, wenn solche Entscheidungen getroffen werden", sagte George McPhee, der General Manager von Bäckströms NHL-Klub Washington Capitals, der schwedischen Zeitung Expressen.

Bäckström (26) war in Sotschi drei Stunden vor dem Endspiel gegen Kanada (0:3) aus dem Verkehr gezogen worden, weil seine Dopingprobe nach dem Viertelfinale gegen Slowenien positiv auf Pseudo-Ephedrin getestet worden war. Die Substanz ist in dem Allergiemittel Zyrtec-D enthalten, das Bäckström als Pollenallergiker seit sieben Jahren einnimmt.

Am Tag danach hielt die Schlammschlacht an, die Parteien stritten sich in Sotschi vor allem um die Frage, ob die Schweden dem IOC vor dem Turnier mitgeteilt hatten, dass Bäckström das Präparat zu sich nimmt. "Wir haben es angegeben", versicherte Mannschaftsarzt Björn Waldebäck. Tommy Boustedt, Sportdirektor der schwedischen Nationalmannschaft, bezeichnete die Verantwortlichen des IOC daher als "Amateure. Das ist schlicht nicht professionell und eine politische Sache."

Verwirrung um Einnahme des Mittels

Landsfrau Gunilla Lindberg, IOC-Vizepräsidentin und Generalsekretärin im schwedischen NOK, wehrte sich im Expressen entschieden gegen die Vorwürfe: "Die sind nur schlechte Verlierer. Warum sollte das IOC eine Verschwörung gegen die schwedische Eishockey-Mannschaft geplant haben? Ich leide mit Nicklas Bäckström, aber für ihn gelten dieselben Regeln wie für alle anderen. Nicht das IOC hat einen Fehler gemacht, sondern die Führung der Nationalmannschaft, weil sie nicht angegeben haben, dass er dieses Mittel nimmt."

Ein weiterer Punkt, der die Gemüter erhitzte, war Bäckströms Suspendierung kurz vor der Partie. Stefan Holm, schwedisches Mitglied der IOC-Athletenkommission, dürfte kaum Parteilichkeit vorgeworfen werden. Es brauche eben seine Zeit, erklärte Holm, einen Dopingtest zu analysieren. "Diese Verschwörungstheorien sind einfach nur lächerlich. Wir benachrichtigen, sobald wir ein Ergebnis haben. Wenn das Ergebnis vorher vorgelegen hätte, hätte er im Halbfinale gegen Finnland nicht gespielt. Ich verstehe, dass Bäckström enttäuscht ist, aber die Regeln müssen befolgt werden."

Kanadische Presse pro Bäckström

Der Fall jedenfalls legte einen Schatten über die letzte Entscheidung in Sotschi. Auch in Kanada wurde Partei für die Schweden ergriffen. Die Vancouver Sun schrieb: "Hier wurde ein Mensch benutzt, um ein Exempel zu statuieren. Eine historische Nacht wurde ruiniert, weil die Regeln über die Menschlichkeit triumphierten."

Der Skandal wird das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen der NHL und dem IOC schwer belasten. Vertreter der Liga und der Spielergewerkschaft NHLPA hatten mit dem für das olympische Turnier verantwortlichen Weltverband IIHF schon vor Sotschi nur mühevoll Einigung erzielt. Die Verhandlungen für Pyeongchang werden erst noch geführt - der Ausgang ist nicht zuletzt wegen der Ereignisse am Sonntag offener denn je.

NHL-Spielberechtigung bleibt erhalten

Erst seit 1998 in Nagano nehmen die NHL-Profis an Winterspielen teil. Weil das Turnier seither immer zu den Höhepunkten gehörte, müsste dem IOC einiges daran liegen, sich auch in vier Jahren mit den Kufen-Cracks zu schmücken.

Bäckström muss zumindest nach seiner Rückkehr nach Washington keine Konsequenzen befürchten. "Wir gehen davon aus, dass der Fall keinen Einfluss auf Bäckströms Spielberechtigung hat", wird der stellvertretende Ligaboss Bill Daly in einer Mitteilung zitiert.

Nicklas Bäckström im Steckbrief