NHL

Ein Duell mit Explosionsgefahr

Von Christoph Köckeis
Zwischen den Boston Bruins und Toronto Maple Leafs ist ein harter Schlagabtausch programmiert
© getty
Cookie-Einstellungen

Chicago Blackhawks (1) vs. Minnesota Wild (8)

Ausgangslage: Chicago träumt - wer kann es der Millionen-Metropole verübeln: Fulminant startete die Franchise nach dem Lockout, konnte die Fans im Eiltempo besänftigen. In 24 Begegnungen in Folge punktete Chicago. Ein Kunststück, das in 96 Jahren niemandem glückte.

Nach Ende der Winning-Streak ließ sich der vierfache Stanley-Cup-Champion vom temporären Schwächeanfall nicht beirren, pflügte danach unaufhaltsam durch den Westen. Selbst Pittsburghs "perfect March" reichte nicht, um ihnen die Presidents' Trophy abzuknöpfen.

Bei den Wild verflüchtigte sich die Euphorie bald: Trotz millionenschwerer Neuzugänge - Zach Parise und Ryan Suter - wurde selten Spektakuläres geboten. Bis zur letzten Sekunde zitterte Minnesota um die Playoffs. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine Lücke der Ernüchterung.

Angesprochen auf die Blackhawks, reagierte Head Coach Mike Yeo mit einer Gegenfrage: "Können wir darüber ein andermal sprechen?" Hoffnungsvoll klingt anders.

Players to watch: Zweitbeste Offense (155), beste Defense (102) - die Balance im Blackhawks-Spiel ist angsteinflößend. Patrick Kane und Jonathan Toews produzieren auf Hochtouren. Nicht zu verachten: Marian Hossa, Brandon Saad oder Patrick Sharp. Sie verleihen Tiefe. Zudem glänzt Corey Crawford regelmäßig, auch Backup Ray Emery hält überdurchschnittlich.

In Minnesota konzentriert sich alles auf das Dreigestirn Parise, Mikko Koivu und Suter. Dahinter lässt man Scoring-Touch vermissen. Nicht wiederzuerkennen: Dany Heatley, einst ein 100-Punkte-Left-Wing. Vom Difference-Maker früherer Tage keine Spur. Auch Torhüter Niklas Bäckström versinkt ligaweit im Mittelmaß.

Prognose: Beide Mannschaften geben sich erstmals die Ehre. Eine knappe Best-of-Seven-Serie käme überraschend. Zu groß ist die Übermacht Chicagos. Kompletter und einfach besser. Blackhawks in 5.

Anaheim Ducks (2) vs. Detroit Red Wings (7)

Ausgangslage: Selbst kühne Optimisten wollten sich dies nicht ausmalen. Da etablierte sich Anaheim doch glatt als zweite Kraft der Western Conference. Obwohl die Performance-Bandbreite zwischen weltklasse und stümperhaft schwankte. Die Ducks überraschten beinahe jeden Abend - sich selbst, die Fans oder den Coaching Staff.

Mastermind Bruce Boudreau verzweifelte zuletzt ob der Ladehemmung, gerademal drei Wochen sind seither vergangen. Und siehe da: In vier Spielen traf man neun Mal, feierte drei Erfolge. Rechtzeitig schwimmt man wieder obenauf - von Konstanz wagt man (noch) nicht zu träumen.

Detroit verkörpert DIE Konstante: Eine Postseason ohne das Original-Six-Gründungsmitglied - eigentlich unvorstellbar! Seit nunmehr 22 Jahren besitzt man eine Dauerkarte. 1989/90 mussten sich die Wings letztmals mit der Zuschauerrolle begnügen. Die Erinnerung an damals ist längst verblasst.

In dieser Saison bangte der elffache Champion wie selten zuvor um die einzigartige Serie. Erst im letzten Spiel bei den Dallas Stars wurde die Fortsetzung eingetütet. Und jeder weiß: Die Wings können Playoffs.

Players to watch: Saku Koivu und Teemu Selänne garantieren Qualität. 51 Scorerpunkte verbuchten sie gemeinsam, ein Mitgrund für den unerwarteten Höhenflug. Vermag die 80-jährige Finnen-Combo an die Anfangsmonate anzuknüpfen, verfügt man über schlagkräftige Linien. Angeführt von Ryan Getzlaf, Corey Perry und Bobby Ryan. Die wichtigste Ergänzung in der Offseason: Rookie-Goalie Viktor Fasth. Er teilte sich mit Jonas Hiller die Einsatzminuten.

Ein Rücktritt löste in Motown eine neue Zeitrechnung aus: Die Post-Nicklas-Lidström-Ära. Über Jahrzehnte prägte der Schwede eine gesamte Generation. Von einem Akteur nicht zu ersetzen, wurde Talente in die Verantwortung gedrängt. Vorne verlässt man sich auf die Ü30-Fraktion um Pavel Datsyuk, Henrik Zetterberg und Johan Franzen. Dahinter fällt der Promi-Faktor dramatisch ab.

Prognose: Vier Mal verewigten sich die Red Wings in der ruhmreichen Epoche auf Lord Stanley. Eine Epoche, welche sich dem Ende zuneigt. Längst wurde der Zenit überschritten. Eine Verjüngungskur wäre dringend notwendig. Ducks in 6.

Seite 1: Pens vs. Isles/Canadiens vs. Senators

Seite 2: Caps vs. Rangers/Bruins vs. Maple Leafs

Seite 3: Blackhawks vs. Wild/Ducks vs. Red Wings

Seite 4: Canucks vs. Sharks/Blues vs. Kings