NHL

Drama, immer noch mehr Drama!

Von SPOX
Capitals vs. Lightning oder Alexander Owetschkin vs. Steven Stamkos
© Getty

Noch acht Teams sind im Rennen um den Stanley Cup. Die erste Runde war schon voll von Hammer-Serien - und im Conference-Halbfinale wird es genauso dramatisch weitergehen. SPOX sagt, wer ins Halbfinale einzieht.

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Washington Capitals (1) vs. Tampa Bay Lightning (5)

Saisonbilanz: 4-2 (6:3, 6:0, 0:1 OT, 0:3, 5:2, 2:1 SO)

Ausgangslage: Auf einer langen Reise zu einem Stanley-Cup-Triumph gibt es immer Momente, die Teams definieren. Die Caps hatten diesen Moment in ihrer Erstrundenserie gegen die New York Rangers. In Spiel 4 lag Washington vor dem Schlussdrittel mit 0:3 hinten. Der Madison Square Garden stand kopf ("Can you hear us?") und die Rangers waren drauf und dran, die Serie auszugleichen. Und wer weiß schon, wie sie sich dann entwickelt hätte? Aber die Caps bewiesen, aus welchem Holz sie in dieser Saison geschnitzt sind. Sie schafften das große Comeback und gewannen schließlich durch einen Treffer von Jason Chimera in der Overtime. Dass Alex Owetschkin bei so einer Aufholjagd nicht mal mit einem Assist beteiligt war, sondern dafür der junge Marcus Johansson doppelt traf, ist das beste Zeichen für Washington. Es geht sogar mal ohne Ovie. In Spiel 5 machte Washington den Sack zu und konnte sich seitdem ausruhen. Eins steht fest: Sollten die Caps am Ende den Cup hochhalten, werden sie sich an Spiel 4 in New York zurückerinnern.

Jetzt geht es also gegen die Lightning, die die Serie gegen Pittsburgh nach einem 1-3-Rückstand noch drehten. Und wie sie das taten, war mehr als beeindruckend. In gewisser Weise ähnelt Tampa Bay Washington enorm. Die Lightning haben gegen die Pens zum einen bewiesen, dass sie durch ihre unglaublich kompakte Defense Spiele gewinnen können. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass ihr 1-3-1-System auch die Capitals frustrieren wird. Zum anderen hat Tampa Bay genau wie Washington aber auch jederzeit die Möglichkeit, Spiele in der Offense zu gewinnen, weil man einfach so viel Firepower zur Verfügung hat. Martin St. Louis, Steven Stamkos, Vincent Lecavalier, Simon Gagne - an Stars mangelt es dem Lightning-Angriff nun wahrlich nicht.

Players to watch: Michal Neuvirth vs. Dwayne Roloson. Ein Youngster gegen einen Oldie. Das Goalie-Matchup wird spektakulär. Der 23-jährige Neuvirth hat alle Zweifel, die es auf der Torwart-Position bei den Caps noch gegeben haben mag, in der ersten Runde beseitigt. Der Tscheche hat Washingtons Farmteam in den letzten beiden Jahren zum AHL-Titel geführt und ist einfach ein Winner. Das Gleiche gilt aber auch für Roloson, der die Pens mit seinem Shutout in Spiel 7 verzweifeln ließ und damit weiter noch nie ein "Elimination-Game" verloren hat. Laut Pass soll Roloson 41 Jahre alt sein. Kann man kaum glauben, wenn man ihn hexen sieht.

Prognose: Tampa Bay wird Washington einen harten Kampf liefern. Aber irgendwie scheint es das Jahr der Caps zu werden. Capitals in 6.

Philadelphia Flyers (2) vs. Boston Bruins (3)

Saisonbilanz: 1-3 (0:3, 2:1 OT, 5:7, 1:2)

Ausgangslage: Nachdem die Bruins mit zwei Heim-Niederlagen in die Serie gegen Montreal starteten, waren sie eigentlich schon tot. Noch nie hatten die Bruins in ihrer Geschichte einen 0-2-Rückstand aufgeholt. In Boston wurde sogar schon der Kopf von Coach Claude Julien gefordert. Aber die Bruins trotzten allen Widerständen, kamen mit zwei Auswärtssiegen im Bell Centre zurück und gewannen die Serie schließlich durch Nathan Hortons Game-Winner in der Overtime von Spiel 7. Dennis Seidenberg verbuchte in den Playoffs bislang drei Scorerpunkte (1+2) und bildet mit Superstar Zdeno Chara das Top-Verteidigungs-Duo der Bruins, das massig Eiszeit erhält. Ganz im Gegensatz zu Tomas Kaberle, der nach seinem Trade von Toronto nach Boston eine einzige Enttäuschung ist und deshalb bemerkenswert wenig Minuten bekommt.

Für die Bruins bedeutet das Duell gegen die Flyers natürlich in erster Linie eine Rückkehr ihrer schlimmsten Albträume. Wir erinnern uns: Boston führte gegen Philly in den Playoffs im letzten Jahr in der Serie schon mit 3-0 - und 3:0 in Spiel 7 - und schaffte es trotzdem noch, den Vorsprung herzuschenken. Die Bruins waren erst das dritte Team in der NHL-Historie, das ein 3-0 noch verspielte. Horror ist gar kein Ausdruck. Die Flyers bewiesen auch in ihrer Erstrundenserie gegen Buffalo, dass sie ein Team sind, das einfach nie unterzukriegen ist. Da scheint es auch vollkommen egal zu sein, wer im Tor steht. Es war an Lächerlichkeit kaum zu überbieten, wie die Flyers gegen Buffalo einen Torwart nach dem anderen ausprobierten. Erst Sergei Bobrovsky, dann Brian Boucher, dann Michael Leighton, dann wieder Boucher. Nach einem 2-3-Rückstand in der Serie und einem 1:3-Rückstand in Spiel 6 fightete sich Philadelphia zurück und wird jetzt mit guten Gefühlen in das Duell gegen die Bruins starten.

Players to watch: Milan Lucic vs. Mike Richards. Die Bruins haben die Serie gegen Montreal nicht gewonnen, weil ihre Stars in der Offensive so stark gespielt hätten. Es waren Rollenspieler wie Chris Kelly oder der 43-jährige Mark Recchi, die ganz entscheidend zum Erfolg beitrugen. Gegen die Flyers wird das nicht mehr reichen. Vor allem Milan Lucic war bislang eine einzige Katastrophe. Kein einziges Tor, aber dafür ein brutaler Hit gegen Jaroslav Spacek - das war die Bilanz von Lucic. Bei den Flyers muss noch mehr Gefahr von Richards ausgehen. Dass sein fieser Hit gegen Tim Connolly keine Sperre nach sich zog, geht eigentlich gar nicht. Und wie Lucic hat Richards in den Playoffs auch noch nicht einmal getroffen. Immerhin hat er dafür fünf Assists zu Buche stehen.

Prognose: Dass Chris Pronger, auch wenn er nicht wirklich fit ist, wieder spielen kann, hilft den Flyers natürlich enorm. Soll im Tor stehen, wer will, irgendwie wird Philly das Ding gewinnen. Flyers in 7.

Vancouver Canucks (1) vs. Nashville Predators (5)

Saisonbilanz: 2-2 (2:1, 1:3, 0:3, 3:1)

Ausgangslage: Was war das nur für eine Erstrundenserie für die Canucks gegen Chicago?! 3-0 gegen den amtierenden Champion geführt, alles im Griff gehabt. Dann plötzlich ins Schlingern geraten, zweimal die Hütte voll bekommen und schon stand es 3-3. In Spiel 7 bis kurz vor Schluss 1:0 geführt, sich dann einen Shorthander gefangen. Aber dann dank Alex Burrows in der Overtime gewonnen und den Blackhawks-Fluch besiegt. Irre. Es war eine der dramatischsten Playoff-Serien der jüngeren Vergangenheit. Da war wirklich alles dabei. Für einen Teil des Dramas sorgten die Canucks auch schön selbst, als Coach Alain Vigneault Star-Keeper Roberto Luongo vor Spiel 6 auf die Bank setzte und durch den unerfahrenen Cory Schneider ersetzte. Aber wie das Leben so spielt, verletzte sich Schneider, sodass Luongo wieder ran musste und in Spiel 7 eine gute Leistung zeigte. Christian Ehrhoff steuerte in der Serie vier Scorerpunkte bei (1+3), hatte aber auch eine ganz schlechte Plus-Minus-Bilanz (-4).

Dass sich die Predators in der ersten Runde gegen Anaheim durchsetzten, mag einige überrascht haben. Aber Nashville hat zwei Komponenten, die das Team in jeder Serie gegen jede Mannschaft wahnsinnig gefährlich machen. Die eine Komponente heißt Pekka Rinne. Der Finne war zwar gegen die Ducks gar nicht so überragend wie gewohnt, aber das ändert nichts daran, dass er einer der besten Goalies der Welt ist. Und die zweite Komponente heißt Shea Weber / Ryan Suter. Das momentan beste Verteidigungs-Duo der NHL. Weber ist mit seinem gemeingefährlichen Hammer von der blauen Linie eine ständige Gefahr in der Offensive - und zusammen mit seinem kongenialen Partner Suter schaltet er häufig die Top-Reihe des Gegners aus. In Runde eins gewannen Weber und Suter das Duell gegen Ryan Getzlaf und Corey Perry - jetzt sind die Sedin-Zwillinge dran. Das Talent, das den Preds im Sturm fehlt, machen sie durch unbändigen Willen wett. Da treffen keine Stars, da treffen aber Nobodys wie Nick Spaling oder Joel Ward.

Players to watch: Ryan Kesler vs. Sergei Kostitsyn. Kesler ist in dieser Saison wieder für die Selke Trophy nominiert und in Runde eins hat er mit seiner formidablen Arbeit gegen Blackhawks-Captain Jonathan Toews gezeigt, warum das so ist. Kesler ist aber bekanntlich nicht nur in der Defensive top, er hat nebenbei in der Regular Season 41 Tore geschossen. Gegen Chicago blieb er aber ohne Tor. Fraglich, ob Vancouver ohne Kesler-Tor noch eine Serie gewinnen kann. Zumal es die Sedins eben mit Weber und Suter zu tun bekommen. Tore zu schießen ist bei Nashville grundsätzlich ein Problem. Kostitsyn war in der Regular Season mit 23 Toren der beste Sniper der Predators, aber auch bei ihm steht in den Playoffs noch die 0. Wenn Nashville gegen Vancouver eine Chance haben will, muss Kostitsyn treffen.

Prognose: Mit Luongo und Rinne stehen in dieser Serie zwei der drei Finalisten für die Vezina Trophy als bester Goalie auf dem Eis. Es wird enger, als viele denken. Nashville ist eine toughe Truppe. Dennoch: Canucks in 6.

San Jose Sharks (2) vs. Detroit Red Wings (3)

Saisonbilanz: 3-1 (3:5, 5:2, 4:3, 3:1)

Ausgangslage: Die Sharks setzten sich in der ersten Runde in sechs Spielen gegen eine tapfer kämpfende Kings-Mannschaft durch, die ohne ihren besten Spieler (Anze Kopitar) antreten musste. Dreimal gewann San Jose erst in der Overtime. Dass die Sharks sich in Sachen Firepower vor niemandem verstecken müssen, weiß man. Angeführt von Joe Thornton, Patrick Marleau und Dany Heatley hat San Jose eine Offense, die jederzeit heiß laufen kann.

Das Fragezeichen steht vielmehr hinter Goalie Antti Niemi, der gegen die Kings zweimal aus dem Tor genommen wurde. Auf der anderen Seite hat Niemi im vergangenen Jahr mit Chicago den Stanley Cup gewonnen und weiß also, wie es geht. In Spiel 6 meldete er sich mit einer starken Leistung dann auch wieder zurück. Dennoch: Wenn Niemi noch einmal solche Stats abliefert (3.99 GAA, 86,3 Prozent Fangquote), werden die Sharks gegen Detroit keine Chance haben.

Niemis Gegenüber auf Seiten der Red Wings, Jimmy Howard, musste in der ersten Runde gegen Phoenix nicht mehr als solide sein. Das reichte völlig. Detroit fegte die Coyotes in vier Spielen aus den Playoffs und hatte seitdem eine ultralange Pause. Besonders gut war die Pause für Star-Stürmer Henrik Zetterberg. Der Schwede verpasste die Serie gegen Phoenix wegen einer Verletzung, sollte aber gegen San Jose wieder eingreifen können. Zetterbergs Präsenz ist für die Red Wings von entscheidender Bedeutung.

Players to watch: Joe Thornton vs. Pavel Datsyuk. Ein Center-Duell vom Allerfeinsten. Sowohl die Sharks als auch die Red Wings haben eine fantastische Tiefe in ihren Sturm-Reihen, aber ihre beiden genialen Playmaker sind absolute Schlüsselspieler. Thornton schoss San Jose mit seinem Overtime-Tor in Spiel 6 in die nächste Runde, Datsyuk (2 Tore, 4 Assists, +6) war von den Coyotes nicht ansatzweise zu stoppen. Es gibt kaum einen Spieler, der einen mit seinen Moves so aus den Sitzen reißen kann wie der Russe.

Prognose: Es ist die Neuauflage des letztjährigen Conference-Halbfinals, damals gewann San Jose in nur fünf Spielen. Aber damals waren die Red Wings nach einer langen Serie gegen Phoenix müde und irgendwie nicht sie selbst. Red Wings in 6.

NHL: Der komplette Playoff-Spielplan

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