NHL

Gesucht wird: Crosbys Nachfolger

Von Philipp Dornhegge
Wenn Chicago auf Philadelphia trifft, fliegen neben dem Puck oftmals auch die Fäuste
© Getty

No-Name-Goalies, die plötzlich heiß laufen, die Creme de la Creme der Blueliner und brandgefährliche Offensivspieler: Bei den diesjährigen Stanley-Cup-Finals sollte für jeden Fan etwas dabei sein, worauf er sich freuen kann. Während Philadelphia auf Chicagos explosive Offensive aufpassen muss, dürfen sich die Blackhawks nicht von der physischen Flyers-Spielweise einschüchtern lassen. Die Finals im SPOX-Check.

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Chicago Blackhawks (2) vs. Philadelphia Flyers (7)

Saisonbilanz: 0-1 (2:3)

Ausgangslage: Vergessen wir alles, was jemals über die Wichtigkeit der Goalies in den Playoffs gesagt wurde. Antti Niemi und Michael Leighton? Wie bitte?!? Wie konnte es so weit kommen, dass zwei vermeintliche Schwachstellen ihre Teams bis in die letzte Runde führen?

Nun, dem Autor ist das bis jetzt ein Rätsel. Insbesondere die Explosion von Wandervogel Leighton grenzt an ein Wunder. Niemi galt lediglich als unerfahren, machte seine Sache aber erstaunlich gut.

Aber Leighton? Den wollte jahrelang niemand haben, auch in Philly war er zunächst nur eine Notlösung. In den Playoffs wehrte er aber bislang fast 95 Prozent aller Schüsse ab. Nach seinem im Sommer auslaufenden Vertrag darf sich der 29-Jährige auf einen fetten Zahltag freuen.

Vielleicht sollte man auch nicht den Fehler machen, den Erfolg der beiden Teams nur mit den Goalie-Leistungen erklären zu wollen. Mindestens genauso wichtig sind für die Hawks und Flyers die Blueliner. Und wenn sich die Defensivreihen, die in den Finals aufeinandertreffen, ansieht, dann könnte man glatt in Ekstase geraten: Duncan Keith und Brent Seabrook gegen Chris Pronger und Kimmo Timonen. Wow, viel besser geht es nicht.

In der Offense verfügt Chicago über eine Firepower, mit der kaum ein anderes Team mithalten kann: Jonathan Toews, Patrick Kane und Patrick Sharp sind schon richtig stark. Insbesondere Sharp wird hoch motiviert in die Serie gehen, nachdem er 2005 von Philadelphia vom Hof gejagt wurde. Mit 16 Punkten in 16 Playoff-Spielen ist er auf jeden Fall in bester Verfassung.

Nicht vergessen sollte man zudem Koloss Dustin Byfuglien. Der bullige Rightwinger gehört zu den besten, wenn es darum geht, dem gegnerischen Goalie auf die Nerven zu gehen. Mit einem Dreierpack gegen Vancouver und drei Game-Winning-Goals in den Conference Finals unterstrich er zudem seine starke Form.

Da kann Philadelphia nicht ganz mithalten. Zwar haben auch die Flyers mit dem heißen Claude Giroux (17 Punkte in 17 Spielen), Danny Briere (18) oder Simon Gagne echte Topleute. Aber ob sie das Niveau der Blackhawks erreichen können? Gut, dass der wiedergenesene Jeff Carter gleich wieder aufdrehte und im letzten Spiel gegen Montreal mit zwei Toren zum Matchwinner avancierte.

Jetzt müssten sich eigentlich nur noch Chicagos Marian Hossa und Phillys Scott Hartnell zum Dienst melden, die bislang komplett enttäuschten.

Players to watch: Jonathan Toews vs. Mike Richards. Beide sind jung (22 bzw. 25 Jahre), beide sind Kapitän ihres Teams, beide gewannen Gold bei den Olympischen Spielen - und beide sind dermaßen heiß in den Playoffs! Toews als Anführer der explosiven Hawks-First-Line steht nach 16 Spielen bei sagenhaften 26 Punkten - Franchise-Rekord.

Richards muss mit 21 Punkten in 17 Begegnungen kaum zurückstecken. Und dabei sorgten die beiden nicht nur in unwichtigen Momenten für Highlights, sondern dann, wenn es zählte. Zudem sind sie sich auch defensiv für keine Drecksarbeit zu schade.

So wünscht man sich seinen Leader. Einer der beiden Jungstars wird in zwei Wochen den Pott in den Händen halten und damit Sidney Crosby beerben, der im Vorjahr jubeln durfte.

Prognose: Die Flyers spielen eine der physischsten Stile der Liga und checken, was das Zeug hält. Aber was interessiert das die Blackhawks?

Die haben Dustin Byfuglien und Dave Bolland. Insbesondere die "Ratte" raubte in den vorherigen Runden seinen Gegnern den letzten Nerv. Gepaart mit der heißesten Offensive der NHL ergibt das den kommenden Stanley-Cup-Sieger. Chicago in sechs.

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