NHL

Zeit für ein Music City Miracle

Von Florian Regelmann / Philipp Dornhegge
Die Blackhawks haben vier der sechs Saisonspiele gegen die Preds gewonnen
© Getty

It's Playoff-Time in der NHL! SPOX hat die Matchups im Osten und Westen genau unter die Lupe genommen und sagt ein Wunder voraus. Ein Team kann einem echt leidtun.

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Washington Capitals (1) vs. Montreal Canadiens (8)

Saisonbilanz: 2:2 (2:3, 4:3 OT, 4:2, 5:6 OT)

Ausgangslage: 121 Punkte (54 Siege), unglaubliche 318 Tore, noch Fragen? Es ist so gut wie unmöglich, eine bessere Regular Season zu spielen. Für Washingtons Offense gibt es nur ein Wort: gemeingefährlich. Angeführt von Alex Owetschkin, der standardmäßig mal wieder die 50-Tore-Marke knackte, obwohl er zehn Spiele verpasste, erzielten insgesamt sieben Caps-Spieler mehr als 20 Tore. Mike Green (76 Scorerpunkte) war außerdem wieder der beste Offensiv-Verteidiger der Liga. Zu Hause verlor das Team von Coach Bruce Boudreau sowieso so gut wie nie (30-5-6).

Die Canadiens haben sich mit nur drei Siegen aus den letzten elf Spielen in die Playoffs gedümpelt. Talent hat das Team aber. Mit Tomas Plekanec, Scott Gomez, Mike Cammalleri und Brian Gionta haben die Habs viele schnelle, trickreiche und torgefährliche Stürmer in ihren Reihen - und mit Andrei Markow auch einen absoluten Star-Verteidiger, der das Powerplay zu einem der besten im Osten macht.

Players to watch: Jose Theodore vs. Jaroslav Halak. In allen Serien stehen die Goalies im Mittelpunkt, aber hier ganz besonders. Wenn es in Washington ein Fragezeichen gibt, dann nach wie vor auf der Torhüter-Position. Da kann Theodore noch so eine überragende Regular Season gespielt haben, es bleiben Zweifel. Große Zweifel. Bei den Canadiens geht Jaroslav Halak zum ersten Mal in seiner Karriere als Nummer eins in die Playoffs. Der Slowake ist einer der am meisten unterschätzten Torhüter der NHL. Halak hat die Klasse, um Spiele alleine zu gewinnen. Er wird aber auch die Serie seines Lebens spielen müssen, wenn Montreal den Hauch einer Chance haben will.

Prognose: Alles geht von einer ganz klaren Sache für Washington aus. So klar wird es nicht. Aber Washingtons Tiefe und Firepower ist am Ende zu viel für Montreal. Capitals in 6.

New Jersey Devils (2) vs. Philadelphia Flyers (7)

Saisonbilanz: 1:5 (2:5, 2:3, 4:1, 2:3, 2:3 OT, 1:5)

Ausgangslage: Als die Devils am letzten Spieltag der Regular Season erfahren haben, dass sie in der ersten Runde auf die Flyers treffen, haben sie wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ausgerechnet Philly. Die Devils haben eine perfekte Bilanz gegen Pittsburgh (6-0), aber eine katastrophale gegen die Flyers (1-5). Philadelphia, das sich im 82. Saisonspiel im Shootout gegen die New York Rangers das letzte Playoff-Ticket sicherte, ist ohne Frage besser als es der siebte Rang aussagt.

Dennoch dürften sich die Sorgen in Grenzen halten, wenn die Devils an das bevorstehende Torhüter-Duell denken. Martin Brodeur, der vielleicht beste Goalie aller Zeiten, trifft auf Brian Boucher, der nur deshalb im Tor steht, weil die Flyers aus Verletzungsgründen (Ray Emery, Michael Leighton) niemand anderen mehr haben. Zuversichtlich macht New Jersey des Weiteren sicher auch der Name Ilja Kowaltschuk. Seit der Russe im Blockbuster-Trade aus Atlanta nach New Jersey gewechselt ist, hat er mit 27 Scorerpunkten in 27 Spielen gehalten, was er versprochen hatte.

Players to watch: Zach Parise vs. Mike Richards. Viele sprechen in New Jersey nur noch über Kowaltschuk, aber der größte Stürmerstar im Team ist er nicht - das ist immer noch Zach Parise. Die Devils sind extrem abhängig von der Form ihrer Nummer 9. Das gleiche gilt bei den Flyers für Mike Richards. Auch wenn er Topscorer seines Teams war, sind 62 Scorerpunkte für einen Mann von Richards Klasse eigentlich zu wenig. Richards muss sich steigern.

Prognose: Es deutet alles auf eine extrem physische, lange Serie hin. New Jersey kann sie aufgrund der krassen Goalie-Überlegenheit aber nicht verlieren. Devils in 7.

Buffalo Sabres (3) vs. Boston Bruins (6)

Saisonbilanz: 2:4 (2:4, 1:2 OT, 2:1, 2:3 SO, 3:2, 1:3)

Ausgangslage: Die Sabres gehen nach einer sehr starken Saison als klarer Favorit ins Rennen. Buffalo spielt nicht nur erfolgreich, sondern auch attraktiv. Wenn Derek Roy, Thomas Vanek und Co. aufdrehen, dann geht richtig die Post ab. Dazu haben die Sabres mit Tyler Myers einen Rookie-Verteidiger, für den die Bezeichnung Talent eine Beleidigung wäre. Myers gehört schon jetzt zum Besten, was es in der NHL auf der Verteidiger-Position gibt. Dass Ryan Miller zum Besten gehört, was es in der NHL auf der Torhüter-Position gibt, ist ohnehin klar.

Bemerkenswerterweise hat Buffalo aber trotz Miller keinen wirklichen Vorteil im Goalie-Matchup. Es gibt einen Torhüter, der in der Regular Season noch bessere Stats als Miller vorweisen konnte: Tuukka Rask von den Bruins. Der überragende Finne hat nicht nur mal eben mit Tim Thomas einen Vezina-Trophy-Winner auf die Bank verdrängt, er ist eigentlich der einzige Grund, warum Boston nach einer überaus schwierigen Saison überhaupt in den Playoffs steht. Denn dass ein Team in die Playoffs kommt, dass die wenigsten Tore in der Eastern Conference erzielt hat (nur Calgary ist ligaweit schlechter), ist unfassbar.

Players to watch: Marco Sturm vs. Jochen Hecht. Die beiden Deutschen sind keine Randfiguren, sie sind ganz wichtige Schlüsselspieler für ihre Teams. Sturm ist mit 22 Treffern Bostons Top-Torjäger, hatte aber zuletzt Ladehemmung. Hecht (21 Saisontore), der die Saison in einer Arbeiterreihe begann, ist im letzten Teil der Saison offensiv immer besser in Fahrt gekommen. Zuletzt musste er wegen einer Verletzung im Oberkörperbereich passen, zum Playoff-Start soll er aber wieder fit sein.

Prognose: Boston hat ein großes Problem: Sie treffen nicht. Das Powerplay verdient in Abwesenheit des verletzten Marc Savard seinen Namen nicht, dazu tut ihnen der Ausfall von Dennis Seidenberg mehr weh, als viele denken. Kurzum: Sie haben keine Chance. Sabres in 5.

Pittsburgh Penguins (4) vs. Ottawa Senators (5)

Saisonbilanz: 2:2 (4:1, 2:6, 8:2, 1:4)

Ausgangslage: 82 Spiele mussten die Penguins irgendwie überstehen, jetzt ist endlich wieder Playoff-Zeit. Nach dem Stanley-Cup-Erfolg spielte Pittsburgh die erwartet inkonstante Saison. Ihr wirkliches A-Game zeigten die Pens immer nur phasenweise, in anderen Spielen wirkte das Team teilweise desinteressiert. Allein aufgrund ihres überragenden Talents gewannen die Pens - quasi im Vorbeigehen - trotzdem 47 Spiele. Grund zur Panik gibt es in Pittsburgh deshalb auch nicht im Geringsten. Jeder weiß, dass die Pens zum Playoff-Start auf den Knopf drücken und voll da sein werden. Das einzige, was für Sidney Crosby (51 Saisontore) und Co. zählt, ist der erneute Cup-Gewinn.

Wenn die Senators in der Regular Season mal heiß waren, dann aber so richtig. Vor der Olympia-Pause sorgte Ottawa mit einer elf Spiele andauernden Siegesserie für Furore, später legten sie noch eine Serie von sechs Siegen am Stück nach. Großes Problem vor Playoff-Start: Mit Filip Kuba und Alexei Kowalew fallen zwei Schlüsselspieler verletzt aus. Ob der unerfahrene Brian Elliot im Tor dem Druck gewachsen ist, bleibt außerdem fraglich.

Players to watch: Jewgeni Malkin vs. Jason Spezza. Die Frage, ob die Pens den Stanley Cup in Pittsburgh behalten können, wird zum Großteil von einem Mann beantwortet werden: Jewgeni Malkin. Nachdem der Russe in der letzten Saison noch Scoring-Champ wurde, war er in dieser Saison häufig unsichtbar und spielte gehandicapt durch Verletzungen und Krankheiten eine recht enttäuschende Saison (73 Scorerpunkte in 66 Spielen). Kurz vor Ende der Regular Season deutete "Geno" aber an, dass er auf dem Weg zurück zu alter Stärke ist. Bei den Sens hat Jason Spezza nach schwachem Saisonstart Feuer gefangen. Spezza wurde vor einigen Jahren mal ähnlich gehypt wie Crosby - jetzt wird er bald 27 Jahre alt und muss im direkten Vergleich endlich zeigen, was in ihm steckt.

Prognose: Crosby, Malkin, Staal. Mehr braucht man nicht zu wissen. Penguins in 5.

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