NHL

Wenn sich Spieler und Ref hassen

Von Florian Regelmann
Alex Burrows und Referee Stephane Auger werden keine Freunde mehr
© Getty

In der NHL war auch im Januar wieder so einiges geboten. Da gab es Spieler, die einen Kleinkrieg mit einem Ref führten. Spieler, die eine neue Position erfanden. Und Spieler, die einen in die Vergangenheit zurückversetzten.

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Der Spieler des Monats: Alexandre Menard-Burrows aus Pincourt, Quebec. Der 28-Jährige erlebte einen Traum-Januar und erzielte in 13 Spielen sage und schreibe 15 Tore für seine Vancouver Canucks. Gegen Columbus und Phoenix gelang Burrows sogar in zwei Spielen in Serie ein Hattrick. Nicht schlecht für jemanden, der nie gedraftet wurde und sich alles hart erarbeiten musste. Ohne seine Leistungen schmälern zu wollen: Es bringt einem Spieler eben schon viel, wenn er an der Seite der Sedin-Zwillinge stürmen darf. Von Alex Burrows wird in den Schlaglichtern übrigens noch einige Male die Rede sein...

Der Spieler des Monats, Teil 2: Matt Bradley. Aufgrund seiner sportlichen Fähigkeiten wird es der Caps-Stürmer wohl nie zum Spieler des Monats bringen. Bradley ist ein ganz solider Rollenspieler, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Warum er trotzdem ein Spieler des Monats ist? Ganz einfach: Weil er eine völlig neue Position im Eishockey eingeführt hat. Auswechsel-Schläger. Als Alex Owetschkin im Spiel gegen Tampa Bay schon die Handschuhe hatte fallen lassen, um Lightning-Bad-Boy Steve Downie zu fighten, ging Bradley dazwischen und übernahm den Job. Er sollte dafür eine Gehaltserhöhung bekommen. Man stelle sich vor, Owetschkin hätte sich bei seinem Fight verletzt! Unter Umständen hat Bradley den Caps die Saison gerettet - ganz starke Aktion!

Das Team des Monats: Washington Capitals. Der Januar begann mit einer Auswärtsniederlage bei den Los Angeles Kings, aber danach drehte Washington mächtig auf. Mit 13 Siegen in den letzten 14 Spielen, aktuell steht die Serie bei zehn Siegen in Folge, haben sich die Caps klar als das beste Team der Eastern Conference etabliert. Dass der Angriff um Owetschkin, Semin und Backström einfach nur überragend ist, wusste man. Die meisten Tore der Liga, das beste Powerplay der Liga - das verwundert niemanden. Viel bemerkenswerter ist, wie solide die Abwehr steht. Vor allem weil das Goalie-Duo Theodore/Neuvirth einen mehr als passablen Job macht.

Das Überraschungsteam des Monats: Ottawa Senators. Nachdem die Sens Dany Heatley nach San Jose getradet hatten, gab ihnen kaum ein Experte vor der Saison eine Playoff-Chance. Als dann noch Daniel Alfredsson und Jason Spezza verletzt ausfielen, schien der Zug für Ottawa endgültig abzufahren. So mussten die Sens auch zu Beginn des Januars fünf Niederlagen in Folge einstecken.

Bis Brodeur die Wende einleitete. Brodeur? Ja, richtig gehört. Nicht Martin Brodeur, sondern Mike Brodeur. Der Goalie, entfernt verwandt mit dem Devils-Superstar, feierte beim 2:0-Sieg der Sens bei den Rangers einen Shutout - und seitdem hat Ottawa vor allem dank einer unglaublichen Defensive (10 Gegentore in den letzten 9 Spielen) kein Spiel mehr verloren.

Inzwischen ist Stamm-Goalie Brian Elliott zwar wieder der Fels in der Brandung, aber Mike Brodeur hatte mit seiner Performance keinen geringen Anteil am Aufschwung der Sens. Wie gut wäre Ottawa erst, wenn ein gewisser Jonathan Cheechoo (5 Tore in 56 Spielen) mal wieder so spielen würde, wie der Cheechoo, der vor einigen Jahren mal 56 Tore in einer Saison gemacht hat?

Die Gurken des Monats: Calgary Flames. Man könnte es sich leicht machen und die Edmonton Oilers als Gurken auswählen, schließlich haben die 13 Spiele in Serie verloren. Das wäre aber zu einfach, weil die Oilers schlicht und ergreifend kein gutes Team haben. Viel schockierender ist die Leistung der Calgary Flames. Wie ein so gut besetztes Team neun Spiele in Folge verlieren kann, ist ein Rätsel.

Zwar hat Calgary zum Schluss des Monats wieder gewonnen - Danke, Oilers -, aber dennoch hat kaum ein Team im Westen so wenige Tore erzielt wie die Flames. Das Powerplay ist trotz Jarome Iginla und Jay Bouwmeester ein Witz. Mal schauen, ob der Phaneuf-Trade etwas bringt. Im Übrigen interessant, dass zwei der talentiertesten Teams der Liga (Calgary und Pittsburgh) zwei der schlechtesten Überzahlteams der Liga sind. Es gibt Sachen im Leben, die kann man nicht verstehen.

Die Reihe des Monats: D. Sedin/ H. Sedin/ A. Burrows. Wir sind zum zweiten Mal bei Alex Burrows angelangt. Zwar ist es irgendwie ein bisschen langweilig, schon wieder die Top-Formation der Canucks zur Reihe des Monats zu machen, aber angesichts kombinierter 69 Scorerpunkte in 13 Spielen führt an ihnen derzeit kein Weg vorbei. Diese Reihe ist der Wahnsinn.

Der Rookie des Monats: Tyler Myers. Was der Verteidiger der Buffalo Sabres in seiner Rookie-Saison spielt, ist groß. Seine 30 Scorerpunkte in 52 Spielen, seine durchschnittliche Eiszeit von über 23 Minuten, sein Gefühl dafür, sich im richtigen Moment in den Angriff einzuschalten - es ist alles beeindruckend. Myers ist ein ganz entscheidendes Puzzleteil in einem gefährlichen Sabres-Team, das in den Playoffs erstmal geschlagen werden muss. Größer als Scott Niedermayer und talentierter als Chris Pronger, irgendwo dazwischen liegt Myers, der am 1. Februar gerade mal 20 Jahre alt wurde.

Das Spiel des Monats: Pittsburgh Penguins vs. Washington Capitals. Die Sieben-Spiele-Serie in den letzten Playoffs war das aufregendste Hockey, das die NHL seit langem gesehen hat. Im Prinzip hätte man nonstop vor dem Fernseher stehen können. Klar, dass das erste Aufeinandertreffen in der Regular Season nun wieder herbeigesehnt wurde. Owetschkin (2 Tore, 1 Assist) gewann das Duell mit Sidney Crosby (1 Tor) an diesem Abend, die Caps siegten in Pittsburgh mit 6:3. Am 7. Februar geht die größte Rivalität der Liga in Washington in die nächste Runde.

Das Highlight des Monats: Cam Ward. Viele Highlights haben die Carolina Hurricanes, die in der letzten Saison noch im Ost-Finale standen, in dieser Spielzeit noch nicht produziert. Obwohl es zuletzt etwas besser läuft, sind die Canes gemeinsam mit Toronto immer noch Letzter in der Eastern Conference. Für eine Sensationsaktion sorgte aber im Januar Goalie Cam Ward. Beim Spiel in Detroit verlor er nach einer Parade gegen Valtteri Filppula seine Maske, machte dann aber ohne Kopfschutz noch einen unglaublichen Save mit der Fanghand gegen Drew Miller. Hammer-Szene!

Der Skandal des Monats: Wir sind zum letzten Mal bei Alex Burrows. Dieser machte nämlich nicht nur sportlich Schlagzeilen. Es geht um seinen Kleinkrieg mit Referee Stephane Auger. Die Vorgeschichte: Am 8. Dezember verhängt Auger nach einem Hit gegen Burrows eine 5-Minuten- und eine Matchstrafe gegen Predators-Spieler Jerred Smithson. Im Nachhinein nimmt die NHL die große Strafe gegen Smithson zurück, da das Video deutlich zeigen würde, dass Burrows eine Verletzung vorgespielt und geschauspielert habe.

Als sich Auger und Burrows nun in Vancouver wieder begegnen, kommt der Ref laut Burrows im Warm-up auf ihn zu und macht ihm klar, dass er es ihm heute zurückzahlen werde, weil er ihn beim Smithson-Hit habe schlecht aussehen lassen. Und tatsächlich bekommt Burrows im folgenden Spiel "Phantom"-Strafen für eine angebliche Schwalbe und eine angebliche Behinderung.

Burrows ist verständlicherweise auf 180, wartet aber, bis das Spiel kurz vor dem Ende entschieden ist, bis er Auger sagt, was er von ihm hält. Dafür bekommt er dann noch eine 10-minütige Disziplinarstrafe. Es war das Thema in ganz Kanada. Die NHL belegte Burrows für seine Aussagen mit einer Geldstrafe von 2500 Dollar. Gegen Auger wurden keine disziplinarischen Maßnahmen eingeleitet. Es steht zwar Aussage gegen Aussage, aber es spricht alles dafür, dass Burrows recht hatte. Die Reaktion der NHL ist lächerlich.

Was machen die Deutschen? Diesmal können wir das Deutschen-Update gleich mit dem Verletzten-Update zusammenlegen. Ganz Deutschland ist oder war verletzt. Christoph Schubert, Marcel Goc und Marco Sturm sind bzw. waren länger nicht im Einsatz. Vor allem Sturms Beinverletzung dürfte Bundestrainer Uwe Krupp im Hinblick auf die Olympischen Spiele Sorgen gemacht haben. Nun kehrte Sturm aber zurück und traf sofort wieder.

Gut läuft es weiter für Christian Ehrhoff, der mit 6 Scorerpunkten (2+4) wieder einen soliden Monat hinter sich hat und in der Plus-Minus-Statistik der NHL (+27) weiter ganz oben dabei ist. Auch stark in Form ist Dennis Seidenberg, der in Florida in 14 Spielen sieben Assists gab und im Schnitt fast 25 Minuten auf dem Eis steht. Davon kann Alexander Sulzer nur träumen. Im Moment befindet er sich wieder im Preds-Farmteam in Milwaukee.

Bester Deutscher war im Januar Jochen Hecht, der bei den Sabres mit 11 Scorerpunkten (6+5) in 14 Spielen auftrumpfte. Hecht profitierte davon, dass er nicht mehr in der Checking-Reihe, sondern an der Seite von Jason Pominville und Tim Connolly eingesetzt wurde. Thomas Greiss bekam in San Jose im Januar genau einen Start, den gewann er nach einer erneut guten Leistung (27 Saves beim 4:2 gegen EDM), ansonsten heißt es weiter: Nabokow bei der Arbeit zuschauen.

Wer sind die Stats-Leader? Henrik Sedin (Canucks/25+53) führt die NHL mit 78 Scorerpunkten an, gefolgt von Alex Owetschkin (Caps/35+41) mit 76 Scorerpunkten und Sidney Crosby (Penguins/34+34) sowie Joe Thornton (Sharks/13+55) mit 68 Scorerpunkten. Topscorer bei den Verteidigern ist weiter Mike Green (Capitals) mit 52 Scorerpunkten (12+40). Hinter Green folgt Duncan Keith (Blackhawks/11+38) mit 49 Scorerpunkten. Bei den Goalies top: Martin Brodeur (Devils/32 Siege) und Ryan Miller (Sabres/2.03 GAA/93,5 Prozent Fangquote).

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