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Pro und Contra zu einer möglichen Erweiterung auf 18 Spiele: Ist die NFL nicht attraktiv genug?

Tom Brady spielt seit 2000 in der NFL und musste noch nie mehr als 16 Saisonspiele absolvieren.
© getty

Kommt die 18-Spiele-Regular-Season? Gerüchten zufolge will die NFL in anstehenden Verhandlungen mit der Spielergewerkschaft NFLPA erneut eine Erweiterung des Spielplans anstreben. Doch macht das Sinn? SPOX bewertet die Vor- und Nachteile eines solchen Vorhabens.

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Die NFL und die Spielergewerkschaft NFLPA befinden sich in Verhandlungen über ein neues Collective Bargaining Agreement (CBA), dem allumfassenden Grundlagenvertrag der Liga. Ein Tagesordnungspunkt dürfte dabei zum wiederholten Male eine Ausweitung des Spielplans von 16 auf 18 Spiele pro Team in der Regular Season sein.

Die Idee an sich ist freilich nicht neu. Die Liga versuchte bereits zu Beginn des Jahrzehnts während der Verhandlungen des aktuellen CBA eine solche Erweiterung einzuführen. Dies stieß jedoch auf Ablehnung und wurde schließlich verworfen. Nun kursieren erneut Gerüchte, nach denen manch ein Teambesitzer diesen Schritt forcieren wolle.

Nun ist es nicht schwer zu erahnen, was der Hauptgrund für 18 Regular-Season-Spiele wäre: Mehr Geld. Mehr Spiele bedeuteten automatisch, dass man damit auch zweimal häufiger abkassieren kann - mehr Ticketverkäufe, mehr Werbeeinnahmen, bessere TV-Deals.

Doch bedeutend mehr Geld winkt den Franchises wohl auch damit nicht. Laut ESPN reden wir nämlich lediglich über Mehreinnahmen im Bereich von zehn Millionen Dollar pro Team pro Saison. In einem Unternehmen, das pro Jahr Einnahmen von knapp 15 Milliarden Dollar verzeichnet, erscheint dies eher wie ein Tropfen auf dem glühend heißen Stein.

Und daher betont etwa Commissioner Roger Goodell, dass höhere Einnahmen gar nicht so sehr im Mittelpunkt stünden. Vielmehr gehe es ihm um ein insgesamt besseres Produkt! Seine Überlegung, wie die National Football Post jüngst berichtete, sei es, dass durch diesen Schritt ja auch zwei Preseason-Spiele gestrichen werden würden.

NFL: Wunsch nach 18 Spielen in der Regular Season

Aktuell besteht eine NFL-Saison aus vier Spielen in der Preseason und 16 in der Regular Season. Nach Wunsch einiger Teameigner nun würde sich das Verhältnis auf zwei Mal Preseason und 18 Mal Regular Season verschieben.

Wer die Preseason seit längerem verfolgt, weiß, wie wenig aussagekräftig die Spiele in der Zeit sein können. Und vor allem: Den Großteil der Spielzeit bekommen gerade in den ersten zwei sowie in der letzten Woche ohnehin Backups und Spieler, die ziemlich sicher den Sprung in den Kader nicht schaffen. Für den Zuschauer an sich ist das unattraktiv und da sich die NFL zuvorderst als Entertainment-Unternehmen sieht, ist die Preseason eben genau das Gegenteil davon.

Was aber für den Zuschauer und Fan durch den Wegfall zweier unattraktiver Spiele positiv erscheinen mag, ist für einen General Manager oder Coach hingegen suboptimal. Diese nämlich nutzen die Preseason in erster Linie dazu, Spieler zu evaluieren. Spieler, die eben nicht zum Stamm gehören und vielleicht ganz neu sind in der Liga. Nur in dieser frühen Phase der Saison kann man solche unter Wettkampfbedingungen begutachten. Fallen hier zwei Partien weg, dann fiele auch viel Spielzeit für die No-Names hinten runter.

Eben jene No-Names, die vielleicht durch starke Preseason-Leistungen - abgesehen von denen im täglichen Training - auf sich aufmerksam machen und womöglich irgendwann eine entscheidende Rolle spielen könnten.

Zwei NFL-Spiele mehr - wer will das nicht?

Um aber nochmal zu Goodells Gedanken zurückzukommen: Zwei Spiele mehr bedeuten eben auch das: zwei NFL-Spiele mehr! Wer will das nicht?

Die kurze Antwort: die Spieler. Zwei Spiele mehr bedeuten eben auch noch mehr körperliche Anstrengung. Mehr Belastung und somit ein - noch - höheres Verletzungsrisiko. Schon mit 16 Spielen ist es eine Leistung, halbwegs fit durch die Saison zu gehen. Viele General Manager geben hinter vorgehaltener Hand sogar zu, schon froh zu sein, mit einem größtenteils gesunden Kader durch die Preseason zu kommen.

Und spätestens Anfang Dezember gibt es in der Regel kaum noch Spieler, die nicht irgendwelche Blessuren mit sich herumschleppen. Zudem hatte ESPN berichtet, dass eine NFLPA-Studie ergab, das mit 18 Saisonspielen die durchschnittliche Karrierelänge von Spielern von 3,4 auf 2,8 Jahre sinken würde.

Zwei Spiele mehr sollten daher schon deshalb ein Non-Starter sein. Zumal sich die NFL demonstrativ die Sicherheit und Gesundheit der Spieler auf die Fahne geschrieben hat.

An dieser Stelle kommt jetzt natürlich der Einwand, dass es offenbar Überlegungen gibt, dieser Mehrbelastung dadurch entgegen zu steuern, dass man schlicht Spieler weiterhin höchstens 16 Spiele machen lässt - trotz eines 18-Spiele-Kalenders. Eine Idee, die allerdings in der Praxis aus mehreren Gründen absurd erscheint.

Aus Entertainment-Sicht wirkt es unglaubwürdig, zum einen zu argumentieren, dass zwei "echte" Spiele mehr ja viel unterhaltsamer wären als zwei Testspiele, im gleichen Atemzug aber dann diese zwei zusätzlichen Spiele ohne die großen Stars vonstatten gingen. Man stelle sich vor, die Los Angeles Rams würden am letzten Spieltag noch einen Sieg für die Playoffs benötigen und plötzlich müsste dann Blake Bortles statt Jared Goff ran, weil der seine 16 Spiele schon absolviert hat. Das kann nun wirklich niemand wollen.

Zudem bräuchte man, was wiederum positiv wäre, größere Kader und an sich auch größere Spieltagskader, um mehr rotieren zu können. Und das im Prinzip unabhängig davon, ob diese Limitierung auf 16 Spiele pro Spieler käme oder nicht. Auch das ist bereits seit einer Weile ein Thema.

NFL: Bei 18 Saisonspielen - Teameigner lehnen Gehaltsanpassungen ab

Laut einer Umfrage der National Football Post wären Spieler sogar bereit dazu, mehr Spiele pro Saison zu machen; doch nur unter der Voraussetzung, dass sie dann entsprechend mehr verdienten. Sprich: Die aktuellen Verträge müssten angepasst werden - und zwar proportional zur Länge der Saison. Das hieße in der Praxis: Wenn ein Spieler für 16 Spiele 16 Millionen Dollar kassierte, müsste er in Zukunft 18 Millionen für 18 Spiele bekommen.

Wenig überraschend sollen jedoch Teameigner eben dies kategorisch ablehnen. Von den Mehreinnahmen hätten sie ansonsten ja auch nicht allzu viel.

Unterm Strich stellt sich somit die Frage, warum die Spielerseite einem derartigen Vorschlag überhaupt zustimmen sollte. Aktuell deutet folgerichtig auch wenig darauf hin, dass dies so käme. Gewerkschaftschef DeMaurice Smith jedenfalls hat sich bereits klar positioniert: "Ich sehe einen 18 Spiele umfassenden Spielplan unter keinen Umständen als etwas an, das im besten Interesse unserer Spieler wäre", sagte Smith gegenüber ESPN.

Letzteres ist der springende Punkt: Es ist in der Summe schlicht nicht im Interesse der Spieler, ihnen zwei weitere Spiele zuzumuten. Außerdem ist das Produkt NFL schon in seiner jetzigen Form äußerst attraktiv.

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