NFL

Winston, Carr, Fournette und Co.: Diese Stars stehen auf der Kippe

Von Jan Dafeld
Leonard Fournette, Derek Carr, Jameis Winston und Jordan Reed gehen in ein wichtiges Jahr ihrer Karriere.
© getty

Zahlreiche Spieler gehen in ein für ihre Zukunft entscheidendes Jahr. Der nächste Schritt in der Entwicklung muss gemacht werden oder das Comeback nach einer Verletzung muss gelingen, andernfalls droht der Verlust des Starter-Platzes und womöglich auch einer Menge Geld. Wir stellen die größten Namen in dieser Liste vor und beleuchten ihre Situation.

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Derek Carr, QB, Oakland Raiders

Neuer Head Coach (seit dem letzten Jahr), neuer Standort (ab dem kommenden Jahr): Die Raiders befinden sich im totalen Umbruch. Logisch, dass in dieser Entwicklung auch der eigene Quarterback kritisch hinterfragt wird. Erst recht, wenn dieser zuletzt zwei eher durchwachsene Saisons spielte. 2016 führte Carr sein Team mit 28 Touchdown-Pässen bei nur sechs Interceptions zur ersten Playoff-Teilnahme und ersten Saison mit einer positiven Bilanz seit 2002.

Seitdem stellt sich allerdings die Frage: Kann Carr tatsächlich mehr als ein Game Manager sein, der zwar in einem starken Team funktionieren, aber eine schwächere Offense nicht zum Laufen bringen kann?

Auch im vergangenen Jahr zeigte Carr eine Saison mit wenigen gravierenden Fehlern, hinter einer deutlich schwächeren Line und mit weniger Waffen an seiner Seite zählte die Offense der Raiders spätestens ab der Saisonmitte jedoch zu den schwächeren der Liga. Die Unzufriedenheit bei Head Coach Jon Gruden war offensichtlich.

Carr wird im kommenden Jahr mit Antonio Brown und Tyrell Williams als neuen Pass-Optionen sowie einer verbesserten Offensive Line vor sich einige gute Argumente für sich sammeln müssen, um die Organisation wieder vollends von sich zu überzeugen. In einem Jahr könnte er mit nur fünf Millionen Dollar Dead Cap entlassen werden - und die Raiders mit einem neuen, jungen (und günstigeren) Gesicht der Franchise nach Las Vegas ziehen.

Jameis Winston, QB, Tampa Bay Buccaneers

Nach vier Saisons in der NFL gibt es keine Zweifel darüber, dass Winston seinem Status als erster Pick des Drafts 2015 bislang nicht gerecht werden konnte. Mit dem einstigen Hoffnungsträger under Center gab es für die Bucs in vier Jahren nur 21 Siege und keine Playoff-Teilnahme. 2018 verpasste Winston zudem die ersten drei Saisonspiele gesperrt und verlor seinen Starterplatz zeitweise an Ryan Fitzpatrick.

Somit ist klar: Die kommende Saison wird Winstons letzte Chance im Dress der Buccaneers sein. Diese muss er nutzen - oder eine Rolle als Backup rückt deutlich näher. Winstons Vorteil: Die Voraussetzungen für dieses Entscheidungsjahr könnten deutlich schlechter sein. Er geht als klarer Starter in die Saison, Blaine Gabbert ist keine Konkurrenz. Darüber hinaus gilt Tampas neuer Head Coach Bruce Arian als Quarterback-Flüsterer und Winston-Fan.

In Arizona verhalf Arians Carson Palmer im Alter von 35 Jahren zu dessen bester Saison. Außerdem könnte das Waffen-Arsenal mit Mike Evans, Chris Godwin und OJ Howard viel besser nicht aufgestellt sein. In anderen Worten: Schafft es Winston in diesem Jahr nicht, sein Potenzial konstant abzurufen, schafft er es wohl nie. Sein Vertrag läuft im kommenden Jahr aus, lässt Tampa in ziehen, dürfte er dann nicht mehr allzu viele Interessenten mit offenem Starterjob haben.

Marcus Mariota, QB, Tennessee Titans

Mariota und Winston bleiben weiter miteinander vernetzt. 2014 zählten sie zu den beiden besten College-Spielern des Landes, 2015 wurden sie an erster und zweiter Stelle im Draft ausgewählt, in den Jahren darauf konnten sie ihr Potenzial allerdings zu selten abrufen und stehen 2019 nun vor ihrer wohl letzten Chance, als Starter bei ihrem ersten NFL-Team zu überzeugen.

Nach einem guten Jahr 2016 stehen zwei mitunter desaströse Saisons hinter Mariota. Der 25-Jährige warf in den letzten beiden Jahren für gerade mal rund 200 Yards pro Spiel, seine Adjusted Net Yards per Pass Attempt lagen in diesem Zeitraum unter 5,8 - definitiv ein mieser Wert. Mariota hatte dabei ebenso mit zu vielen Wechseln von Coaches und Philosophien wie auch mit eigenen Verletzungsproblemen zu kämpfen, zudem fehlte ihm in den vier Jahren praktisch komplett ein Nummer-eins-Receiver.

Und dennoch bleiben seine Leistungen enttäuschend. Mit einer aufstrebenden Defense und Verstärkungen in der Offense - Adam Humphries, Rodger Saffold und A.J. Brown vorneweg - will Tennessee 2019 zurück in die Playoffs. Sollte ihr Quarterback dieses Ziel zunichte machen, dürfte das seine Zeit im Titans-Dress beenden. Auch er spielt im letzten Jahr seines Rookie-Vertrags, genau wie Winston.

Andy Dalton, QB, Cincinnati Bengals

Daltons Situations ist eigentlich klar. Man weiß, was man mit ihm bekommt. Seit die Red Rifle 2011 in die Liga kam und in Cincinnati als Starter übernahm, ist Dalton ein solider Quarterback, der in keinem Jahr zu den schlechtesten Signal Callern der Liga zählt, allerdings - mit Ausnahme der 2015er Saison - auch niemals besser als der Liga-Durchschnitt ist. Der 31-Jährige kann 2019 und 2020 jeweils ohne Dead Cap entlassen werden, sodass so mancher Beobachter bereits damit rechnete, die Bengals könnten in diesem Jahr Daltons Nachfolger draften.

Das ist bekanntlich nicht passiert, Dwayne Haskins spielt zukünftig in Washington, Drew Lock in Denver. Und doch wird das Fragezeichen hinter Daltons Zukunft nicht kleiner. Selbst wenn die Bengals Dalton nicht vorzeitig entlassen sollten, wäre er bei Vertragsende 33 Jahre alt. Eine Verlängerung scheint daher ausgeschlossen.

In der kommenden Saison wird er nun zeigen müssen, dass er die Offense rund um A.J. Green, Tyler Boyd und Joe Mixon zu Siegen führen kann. Sollten die Playoffs auch unter dem neuen Head Coach Zac Taylor deutlich verpasst werden, dürfte man in Cincy die Reißleine ziehen und mit einem jungen Quarterback an Taylors Seite in die Zukunft gehen.

Leonard Fournette, RB, Jacksonville Jaguars

Patrick Mahomes. Deshaun Watson. Jamal Adams. Marshon Lattimore. TJ Watt. JuJu Smith-Schuster. Alvin Kamara. All diese Spieler hätten die Jaguars 2017 auswählen können, als sie sich an vierter Position für Leonard Fournette entschieden. In zwei Jahren kommt der 24-Jährige auf 3,9 bzw. 3,3 Yards pro Carry und konnte bislang kaum unter Beweis stellen, dass er die Offense der Jaguars tatsächlich besser macht, wenn er auf dem Platz steht.

Darüber hinaus machte Fournette zudem gerade mal 21 von 32 möglichen Regular-Season-Spielen. Verletzungsprobleme sowie Disziplinlosigkeiten stoppten den ehemaligen LSU-Back in den vergangenen beiden Jahren. In der kommenden Saison wird Fournette nun zeigen müssen, dass er einen echten Mehrwert für Jacksonville darstellt.

Mit Alfred Blue, Thomas Rawls und Benny Cunningham hat Jacksonville keinen echten Konkurrenten im Kader. Bleibt Fournette jedoch erneut hinter den Erwartungen zurück und/oder leistet sich abseits des Platzes Fehltritte, droht ihm in der Zukunft eine deutlich kleinere Rolle in der Offense. Und womöglich auch die Entlassung.