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NFL Draft 2019: Gewinner und Verlierer nach Tag 2

Christian Wilkins war extrem aufgeregt, dass ihn die Miami Dolphins in der ersten Runde des Drafts gezogen haben.
© getty

Nach Tag 2 des NFL Drafts 2019 lassen sich erste Schlüsse ziehen, welche Teams einen guten Job machen und welche ein weniger glückliches Händchen haben. Während die Indianapolis Colts an ihren starken Vorjahres-Draft anknüpfen, erweisen sich die Arizona Cardinals als schlechte Pokerspieler. SPOX präsentiert die Gewinner und Verlierer.

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NFL Draft Winner: Indianapolis Colts

GM Chris Ballard hatte im Vorjahr bereits einen brillanten Draft und sicherte sich mit Quenton Nelson, Darius Leonard und Braden Smith gleich mehrere Eckpfeiler für die Zukunft - auch dank des Trades mit den New York Jets für Sam Darnold.

In diesem Jahr tradete Ballard dann ganz aus der ersten Runde raus, um mit dem 34. Pick Cornerback Rock Ya-Sin auszuwählen. Dieser ist einer der am höchsten gehandelten Corner dieser Klasse und als Zweitrundenpick natürlich ein überragender Value-Pick. Ben Banogu dürfte schnell im bislang problematischen Pass Rush der Colts helfen und dann wäre da noch Parris Campbell.

Campbell dürfte die Offense der Colts noch besser machen. Seine Explosivität aus dem Slot gibt Andrew Luck eine gefährliche Waffe sowohl für Deep Balls als auch für Underneath-Pässe. Er könnte die perfekte Ergänzung zu Deep-Threat T.Y. Hilton darstellen. Ballard wiederum macht weiterhin vieles richtig.

NFL Draft Loser: Joe Flacco, Quarterback, Denver Broncos

It's deja-vu all over again for Joe Flacco. Wie schon im letzten Jahr geht Flacco in eine Saison mit dem Wissen, dass seine Tage in Baltimore respektive Denver gezählt sind.

Zur Erinnerung: Flacco hat zwar noch Vertrag bis Ende 2021 im Gesamt Volumen von über 66 Millionen Dollar. Doch wie Thanos bewaffnet mit dem Infinity Gauntlet reicht nun auch John Elway ein Fingerschnipp und der Vertrag verwandelt sich in Asche - ohne jegliche Garantien!

2019 noch dürfte Flacco zumindest mal sicher im Kader stehen, doch danach? Unwahrscheinlich, dass er zurückkehrt. Denn die Broncos haben Drew Lock mit dem 42. Pick sher günstig trotz Trade-up bekommen und der ist vermutlich ein besserer QB als Lamar Jackson, der Flacco im Vorjahr bei den Ravens überflügelte.

Die Broncos wiederum darf man bis jetzt als Gewinner bezeichnen. Ihr Draft war äußerst schlüssig. Speziell der Down-Trade, der ihnen Tight End Noah Fant an 20 bescherte, war letztlich brillant. Es gibt durchaus General Manager, die ihren QB - offenbar war es immer Lock - nervös schon an 10 gezogen hätten. Nicht aber Elway, der viel Geduld bewies.

Nun muss nur noch seine schlechte Bilanz in Sachen QB-Picks enden ...

NFL Draft Winner: Buffalo Bills

Man mag es kaum glauben, aber die Bills präsentieren sich dieser Tage ausgesprochen schlüssig und opportunistisch. Sie treffen gute Entscheidungen und haben somit ihr Team in diesem Draft schon jetzt klar besser gemacht.

Nachdem sie in Runde 1 bereits Pferde-Enthusiast Ed Oliver auf dem Silbertablett serviert bekamen, schnappten sie sich nun mit O-Liner Cody Ford ein weiteres potenzielles Erstrunden-Talent, das sofort weiterhelfen dürfte.

Running Back Devin Singletary und Tight End Dawson Knox sind zudem sinnvolle Ergänzungen, aber wer ohne größere Mühen - den 38. Pick bekamen sie für #40 und #158 - zwei so talentierte Spieler wie Oliver und Ford angelt, der hat schon jetzt einen guten Draft hingelegt.

NFL Draft Loser: Arizona Cardinals

Bevor Ihr jetzt mit den Mistgabeln das Schloss stürmt, hört mich an! Unterm Strich stehen mit Kyler Murray, Byron Murphy, Andy Isabella und Zach Allen freilich sehr gute Spieler im Team der Cardinals, die vor zwei Tagen noch nicht da waren. Das Gesamtniveau des Kaders hat sich also klar gesteigert, speziell im Hinblick auf die Offensividee von Head Coach Kliff Kingsbury. Keine Frage!

Aber: Wie die Cardinals und hier wohl speziell GM Chris Keim die Situation um Josh Rosen gemanagt haben, war amateurhaft! Der Gute war der zehnte Pick insgesamt im Draft und hat bereits den Großteil seines Rookie-Vertrags (mehr als 10 Millionen von 17,6 Dollar insgesamt) ausgezahlt bekommen. Nun haben sie für ihn letztlich nur den 62. Pick im Draft zurückbekommen. Nach nur einem Jahr!

Ein Wertverfall von 52 Picks innerhalb eines Jahres ist verheerend! Vor allem wenn man bedenkt, dass Rosen offen gestanden nicht das Problem war. Er spielte in einem katastrophalen, einfallslosen System hinter einer lächerlichen Offensive Line. Was genau soll ein Rookie-QB in dieser Situation anstellen?

Die Cardinals werden am Ende des Tages, sollte sich Murray tatsächlich als Elite-Prospect in der NFL herausstellen, diese Farce, die man sonst nur von den Cleveland Browns in schauriger Regelmäßigkeit erlebt hat, verschmerzen können. Doch die Konkurrenz weiß nun auch, dass Keim nicht unbedingt der gewiefteste Poker-Spieler am Tisch ist.

NFL Draft Winner: Miami Dolphins

Die Picks von Christian Wilkins und Michael Deiter waren gute. Sie sind aber nicht der Grund, warum man die Dolphins hier lobend erwähnen muss. Ihr Handling der Rosen-Situation hingegen war großartig!

Gerüchten zufolge waren sie das einzige Team, dass auch an Tag 2 des Drafts noch ernsthaftes Interesse am QB der Cardinals gezeigt hatte. Und dieses Wissen nutzten sie eiskalt aus.

Klar schien schon früh, dass die Cardinals auf einen Zweitrundenpick der Dolphins aus waren. Diese hielten Pick #48 und tradeten ihn dann auch - zu den Saints! Dafür erhielten sie drei Picks (#62, #200, Zweitrundenpick 2020), was schon mal ein ordentlicher Preis ist.

Und dann schlugen sie zu und holten für einen extrem günstigen Preis Josh Rosen für den 62. Pick im Draft. Ein klares Erstrundentalent - einige sahen ihn 2018 schon als besten QB der Klasse an - für einen späten Pick in Runde 2? Immer her damit!

Und das Beste: Für die Dolphins ist dieser Deal purer Luxus. Sie schulden Rosen im Grunde nichts, denn der garantierte Teil seines Gehalts wurde bereits von den Cardinals abgegolten. Schlägt er nun ein, dann wird der Wiederaufbau der Dolphins deutlich schneller vonstattengehen als geplant. Ist er doch nur ein Bust, dann warten im kommenden Jahr mit Tua Tagovailoa und Justin Herbert mindestes zwei Top-QB-Talente, die man dann auch noch im Draft ziehen kann.

Besser hätten es die Dolphins bis hierhin also nicht machen können. Auch wenn nicht alle vom Rosen-Trade begeistert waren ...

NFL Draft Loser: Detroit Lions

Das Motto in Michigan scheint in diesem Draft zu sein: Mach alles, was die Patriots auch machen würden. Diese Herangehensweise ist auf der einen Seite völlig verständlich, zumal General Manager Bob Quinn und Head Coach Matt Patricia von eben dort kommen. Doch sie ist auch riskant, hat doch selbst Bill Belichick im Draft mit ein paar abenteuerlichen Reaches schon oft daneben gelangt.

Die komplette Facette dieser Philosophie war an den ersten zwei Draft-Tagen nun sehr anschaulich in Detroit zu bestaunen. In Runde 1 noch wurde in T.J. Hockenson sicher der beste Tight End der Klasse geholt. Einer, der zumindest in Ansätzen die Gronkowski-Rolle bekleiden kann.

Am zweiten Tag jedoch sorgten die Lions dann doch für Kopfschütteln. Warum um alles in der Welt holten sie so früh (43. Pick) Linebacker Jahlani Tavai? Auf einigen Big Boards war dieser am Ende der Top-100 zu finden, andere hatten ihn nicht mal in der Nähe dieser Region. Gerade bei den Linebackern waren zu dem Zeitpunkt noch einige bessere Alternativen zu haben. Warum also dieser unnötige Reach?

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