NFL

Draft Tag 2: Quarterbacks für Broncos und Panthers - Metcalf nach Seattle!

D.K. Metcalf ist einer der interessantesten Spieler am zweiten Tag des NFL Drafts 2019.
© getty

Tag 2 des NFL-Drafts ist vorbei, und nach einer spannenden ersten Runde hatte auch Tag 2 einige Überraschungen zu bieten. So draften die Panthers und Broncos Quarterbacks, während Arizona das Josh-Rosen-Kapitel endgültig beendet. D.K. Metcalf landet in Seattle, den Jaguars gelingt ein weiterer potenzieller Steal.

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Arizona beendet das Rosen-Kapitel

Das Drama hat ein Ende. Am Donnerstagabend holten sich die Cardinals mit Kyler Murray ihren neuen Starting-Quarterback und den Wunschspieler des neuen Coachs Kliff Kingsbury - und aus irgendeinem Grund hatten sie es verpasst, zu dem Zeitpunkt einen Trade von Josh Rosen gezielt in die Wege zu leiten. Dementsprechend klein war dann der Markt, die Cardinals hatten keinerlei Leverage auf ihrer Seite - und mussten so froh sein, dass sich die Dolphins überhaupt als Trade-Partner fanden.

Miami, nachdem sie in der zweiten Runde deutlich zurück getradet und den 2020er Zweitrunden-Pick der Saints mitgenommen hatten, schlug schließlich zu und schickte seinen (späten) Zweitrunden-Pick sowie einen Fünftrunden-Pick 2020 in die Wüste; im Gegenzug erhalten die Dolphins jetzt die Chance, in der kommenden Saison zu testen, ob Josh Rosen ihr Franchise-Quarterback sein kann. Ein sehr guter Deal für Miami.

Die Cardinals dagegen haben das Rosen-Kapitel mit zwei dunkelblauen Augen und jeder Menge Wertverlust geschlossen. Arizona sieht in Murray den potenziell nächsten Superstar-Quarterback, und sie sehen, und das ist untrennbar damit verbunden, in Murray den idealen Fit für Kingsbury; Rosen nach einem Jahr durch Murray zu ersetzen ist eine klare Aussage dahingehend, dass man mit Kingsbury wirklich All-In geht.

Im Endeffekt trumpft der Franchise-Quarterback alles und der Preis ist hier nebensächlich. Dennoch hat Arizona die Situation um den unvermeidbaren Rosen-Trade gehörig gegen die Wand gefahren.

Draft: Seahawks holen D.K. Metcalf

D.K. Metcalf war für viele Experten - mich eingeschlossen - der Nummer-1-Receiver im Draft und ein relativ sicherer Tipp für die erste Runde. Immenses Potenzial mit einer spektakulären Kombination aus Physis, Speed, Explosivität und schnellen Füßen; Metcalf sollte mindestens garantiert ein gefährlicher Deep-Receiver werden.

Er bringt Fragezeichen mit, einmal aufgrund seiner schweren Nackenverletzung aus dem Vorjahr und generellen Verletzungsproblemen im College, aber auch was seine Agilität angeht - dass er bis an Pick 64 fiel, kam dennoch überraschend.

Hier schlug Seattle schließlich zu, und das könnte ein fantastischer Fit für Metcalf sein. Die Seahawks sind in ihrem Passing Game eine vertikale Offense und haben den aktuell wohl besten Deep Passer der Liga in Russell Wilson. Außerdem wird Tyler Lockett auf der anderen Seite stehen, und so können Defenses ihre Safeties nicht allein auf Metcalf fokussieren.

Der Pick kommt außerdem mit einer Nachricht im Hintergrund, die man weiter verfolgen muss: Die Seahawks bestätigten am späten Freitagabend, dass Doug Baldwin darüber nachdenkt, seine Karriere zu beenden. Baldwin musste zuletzt mehrere Operationen über sich ergehen lassen, laut Seahawks-Boss John Schneider "durchläuft er gerade den Prozess mit der Liga und der Union". Sehr gut möglich also, dass Baldwin für die kommende Saison keine Rolle mehr spielt.

Jawaan Taylors Fall endet bei den Jaguars

Es war eine der Überraschungen am Donnerstagabend: Viele Mock Drafts hatten Jawaan Taylor in der Top-10, nicht wenige sahen den Offensive Tackle bei den Jaguars mit dem Nummer-7-Pick - stattdessen fiel er komplett aus der ersten Runde.

Berichte über doch ernstere Knieprobleme machten die Runde und müssen zumindest teilweise ein Grund dafür sein, dass Taylor zu Beginn der zweiten Runde noch verfügbar war. Dort tradeten die Jaguars schließlich nach oben und waren mit Pick 35 Overall zur Stelle.

Es könnte ein Steal sein, wenn Taylors Knie in Ordnung ist. Er ist ein dominanter Run-Blocker, ein unheimlich physischer Power-Blocker, der in Pass-Protection noch konstanter werden muss, das Potenzial dafür aber hat. Anders gesagt: Taylor passt exakt zu der offensiven Identität, die die Jaguars haben wollen.

Broncos draften Quarterback Drew Lock

Und noch ein Pick, der häufig für die erste Runde prognostiziert wurde, am Ende aber erst an Position 42 zustande kam: Die Denver Broncos haben - womöglich - ihren Quarterback der Zukunft gefunden!

Dabei war der Draft-Verlauf ideal aus Broncos-Sicht. Denver konnte in Runde 1 zurück traden und mehr Munition sammeln, um dann erst den besten Receiving-Tight-End in Noah Fant sowie anschließend einen mutmaßlich sofortigen O-Line-Starter in Dalton Risner zu draften.

Dass man Lock dann via Trade nach oben mit dem zehnten Pick der zweiten Runde bekam, ist nicht nur guter Value, es entspannt auch die gesamte Situation: Joe Flacco wird in die kommende Saison als Starter gehen, und hat dafür mit den ersten beiden Picks gute Unterstützung erhalten. Lock bekommt die Zeit, die er braucht, um an seiner Beinarbeit und seinem Verhalten gegen Pressure zu arbeiten. Win-Win.

Cardinals holen Value-Picks

Arizona blickt auf zwei turbulente Tage zurück, und es besteht kein Zweifel daran, dass Geschäftsführer Steve Keim mit seinem zögerlichen Vorgehen im potentiellen Trade von Josh Rosen einiges an Value hat liegen lassen.

Blickt man aber strikt auf den diesjährigen Draft, dann hat Arizona bislang sehr guten Value mit seinen Picks abgeräumt und einen starken Draft hingelegt: Kyler Murray ist auf meinem Board der beste Quarterback dieser Klasse, Byron Murphy - Arizonas Pick an Position 33 - der beste Cornerback.

Wide Receiver Andy Isabella, den Arizona mit dem Dolphins-Pick wählte, den man für Rosen erhalten hat, ist ein toller Speedster, der in einer Tyreek-Hill-ähnlichen Rolle glänzen kann und hervorragend in die Offense von Kliff Kingsbury passt und Zach Allen (Pick 65) ein unheimlich physischer Defensive Lineman, der bei den Cards als Interior-Defender eine sehr gute Rolle finden sollte.

Will man einen Aspekt kritisieren, dann wäre es der, dass die Cardinals bislang die Offensive Line im Draft noch nicht adressiert haben. Darauf dürfte der Fokus liegen, wenn die Cardinals mit dem ersten Pick die vierte Runde und Tag 3 des Drafts eröffnen.

Draft: Chargers glänzen erneut

Jerry Tillery in Runde 1 war bereits ein guter Value-Pick; einer der vier besten Defensive Tackles in dieser Klasse, der ein dominanter Interior-Pass-Rusher werden kann - in Runde 2 wurde es dann nochmal besser, mit dem Nummer-1-Safety auf meinem Board.

L.A. schnappte sich mit Pick 60 Overall Safety Nasir Adderley; wie schon Derwin James im Vorjahr fiel ein tolles Safety-Prospect den Chargers in den Schoß. Adderley ist ein Single-High-Safety mit enormer Explosivität und Reichweite, er ist in dieser Klasse der Safety, der am ehesten die Earl-Thomas-Rolle übernehmen kann - und damit passt er perfekt in das defensive Scheme der Chargers.

Adderley und James als Safety-Duo mit Bosa, Ingram und Tillery an der Line of Scrimmage und einem guten Cornerback-Corps - die Chargers-Defense bringt sich in die bestmögliche Position, die Chiefs stoppen zu können.

Rams traden hoch - für einen Running Back

Keine zwei Wochen ist es her, als Rams-Coach Sean McVay in der Rich Eisen Show betonte, dass Gurley wieder der Mittelpunkt der Offense sein sollte und Bedenken über die Knieprobleme überspielte. Das Handeln im Draft allerdings zeigt ein anderes Bild.

L.A. tradete mehrfach zurück, ehe man dann die Picks 94 und 99 zusammenschnürte, um auf Position 70 zu kommen - und dort mit Darrell Henderson einen Running Back zu draften. Die Rams planen, im Backfield Gurley deutlich zu entlasten, daran dürfte mit diesem Pick kein Zweifel bestehen.

Henderson ist der Homerun-Hitter der diesjährigen Klasse, der über die letzten beiden Jahre 9,0 und 8,9 Yards pro Run (!) für Memphis verzeichnete. Ein Speedster, der klare Blocks und Reads braucht, um unbeschadet aufs Second Level zu kommen - dann aber verheerenden Schaden anrichten kann.

Chiefs draften den Tyreek-Hill-Nachfolger

Kansas City ging Ende der zweiten Runde kein Risiko ein und tradete nach oben, um seinen Wunschspieler zu bekommen - und dieser Wunschspieler zeigt klar, wo die Reise für Tyreek Hill hingehen dürfte.

Mit dem 24. Pick in Runde 2 holten sich die Chiefs Georgia-Receiver Mecole Hardman, einen Speedster mit Returner-Value. Nicht 1:1 der gleiche Spielertyp wie Hill, aber die Ähnlichkeit ist groß genug: Gegen Tyreek Hill stehen seit Donnerstag erneut schwere Vorwürfe der Häuslichen Gewalt im Raum, Kansas City hat ihn bereits von allen Teamaktivitäten ausgeschlossen.

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, werden die Chiefs keine andere Wahl haben, als Hill zu entlassen und dem explosiven Receiver drohen dann noch ganz andere Konsequenzen. Hardman ist die sportliche Versicherung dafür.

NFL Draft Tag 2: Picks, die mir gefallen haben

OL Dalton Risner zu den Broncos: Denver investierte nach der Free-Agency-Verpflichtung von Ja'Wuan James nochmals in die Offensive Line, und das dürfte sich lohnen. Risner kommt als vierjähriger Starter aus dem College, war dort unheimlich konstant und dürfte in Denver in die Interior Line rutschen.

WR Parris Campbell zu den Colts: Ein Speed-Monster, das im College deutlich zu eindimensional eingesetzt wurde. Aber selbst mit dieser Eindimensionalität können die Colts bereits arbeiten - Campbell war bei Ohio State ein unheimlich gefährlicher Receiver nach dem Catch. In der Kurzpass-Offense in Indianapolis hat das schon sehr hohen Wert und ergänzt T.Y. Hilton und Devin Funchess sehr gut.

TE Jace Sternberger zu den Packers: War auf meinem Board der Nummer-3-Tight-End nach Hockenson und Fant - weil Sternberger als Receiver ein riesiges Potenzial mitbringt. Jimmy Grahams beste Jahre liegen hinter ihm, Marcedes Lewis ist primär ein Blocker; Sternberger könnte den Packers die dynamische Waffe im TE-Corps geben, welche die Packers seit einer Weile suchen. Auch der erste Packers-Pick an Tag 2 - Mississippi States Center Elgton Jenkins - war eine gute Wahl.

EDGE Chase Winovich zu den Patriots: Wie schon bei N'Keal Harry und auch Joejuan Williams bleibt hier nur zu sagen: Ein Pick, der ideal zu den Pats passt. Winovich ist ein physischer Edge-Spieler mit Power, Athletik, Pass-Rush-Moves und Physis gegen den Run. Er muss noch häufiger den Kopf hoch nehmen und Plays richtig lesen, aber hier ist ein Patriots-Idealtyp.

TE Kahale Warring zu den Texans: Sehr guter Spot im Draft und ein unheimlich spannender Spieler. Warring hat noch eine sehr kleine Football-Vergangenheit, dafür hat er bereits ein breites Sport-Portfolio. Er bringt die ideale Mischung aus Größe, Speed und Athletik mit, er ist schon ein überraschend guter Blocker und er zeigt sehr vielversprechende Ansätze als Receiver. Warring wird in der NFL noch ein wenig Zeit brauchen, aber er könnte aus dieser Klasse als eine echte Überraschung hervorgehen.

EDGE Jachai Polite zu den Jets: Gang Green sucht seit einer gefühlten Ewigkeit nach (zumindest) einem echten Edge-Rusher. In Runde 1 war Quinnen Williams ein zu großer Value, einen Zweitrunden-Pick hatten die Jets nicht. In der dritten Runde entschieden sie sich dann für Polite, der einen desolaten Pre-Draft-Prozess hatte und der dringend mehr Physis braucht. Sein Tape als reiner Edge-Rusher aber sieht sehr gut aus und zeigt einen explosiven Spieler mit toller Balance und verschiedenen Pass-Rush-Moves.

QB Will Grier zu den Panthers: Pick 100 ist ein guter Spot, um bei einem Quarterback zu zocken - umso mehr, wenn man einen Backup dringend benötigt und der eigene Starter sich von einer OP erholt. Will Grier ist ein spannendes Quarterback-Prospect, ein aggressiver Passer mit Spielverständnis und Risikobereitschaft. Er ist noch massiv inkonstant, aber niemand wird von ihm sofortige Wunderdinge erwarten.

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