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Draft: Drew Lock in der Analyse: Stärken, Schwächen, Prognose

SPOX analysiert vor dem Draft die vielversprechendsten Quarterback-Prospects.
© getty

Für viele ist er der drittbeste Quarterback im kommenden Draft, manche sehen ihn sogar höher: Drew Lock zieht Vergleiche zu Matthew Stafford auf sich und könnte Ende April ein Top-10-Pick sein. Doch was zeichnet den Missouri-QB aus? Nach dem Auftakt mit Kyler Murray und Teil 2 der SPOX QB-Prospect-Analyse-Reihe mit Dwayne Haskins komplettiert Lock das Treppchen.

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Kyler Murray? Vielleicht an Nummer 1 nach Arizona, vielleicht an 4 nach Oakland. Dwayne Haskins? Wie wäre es mit den Giants an 6?

Und danach?

Wo vor drei Monaten noch von einer schlechten Quarterback-Klasse die Rede war, scheint es inzwischen nahezu sicher, dass doch wieder mindestens zwei in der Top-10 vom Board gehen. Zu wichtig ist die Position, zu viele Teams sind Jahr für Jahr auf der Suche nach einer langfristigen Antwort.

Sollte ein dritter Quarterback die Top-10 knacken, würde es mich schon sehr wundern, wenn dieser Spieler nicht Drew Lock wäre. Spätestens bis Position 20 sollte auch er sein Team haben. Doch was macht ihn aus? Wo liegen seine Stärken, wo muss sein neues Team ansetzen? Die Anlagen bei Lock sind ohne Frage vorhanden - genau wie insbesondere eine eklatante Schwäche.

Welche Kriterien spielen dabei zentrale Rollen? Um meinen Maßstab offen zu legen, wenn in den nächsten Tagen die Quarterback-Analysen allesamt raus kommen - das sind für mich die wichtigsten Eigenschaften eines Quarterbacks, in dieser Reihenfolge, wenngleich einige natürlich zusammenhängen:

  1. Accuracy und Antizipation
  2. Processsing, Reads, Decision-Making
  3. Pocket-Verhalten
  4. Mechanics: Füße, Wurfbewegung, Release
  5. Off-Skript Plays, Improvisieren
  6. Armtalent und Deep Passing

NFL Draft 2019 Analyse: Drew Lock, QB, Missouri

Lock sorgte 2015 für eine Überraschung, als er sich für Missouri entschied - und nicht etwa für Ohio State oder Texas, von denen er jeweils Angebote vorliegen hatte. Lock hatte in der High School als Junior 3060 Passing-Yards und 35 Touchdowns sowie als Senior 2731 Yards und 28 Touchdowns aufgelegt. Er ging als 4-Star-Recruit sowie mit dem Titel des Kansas City Star All-Metro Player des Jahres Richtung College.

Dort hatte er zwar einen tollen Einstand - 138 Yards und ein Touchdown bei zwei Drives von der Bank -, doch blieb er 2015 als Starter noch hinter den Erwartungen zurück.

Seine Kurve aber dürfte Scouts rückblickend durchaus gefallen: Lock wurde von Jahr zu Jahr besser; er wurde ein akkuraterer Passer, schraubte die Fehler (und Turnover) runter und führte Missouri 2017 erstmals seit drei Jahren wieder in die Bowl Season. Seine 43 Touchdown-Pässe in dieser Regular Season bedeuteten einen neuen SEC-Rekord.

Drew Locks College-Statistiken 2018:

Average Depth of TargetYards/AttDeep Passing Adj. Comp.Total TDTotal INTAdj. Comp. vs. PressureTD/INT vs. Pressure
9,9 (27)854,7% (4)28866,2% (6)1/3

Anm. d. Red.: Alle Advanced Stats stammen von Pro Football Focus. In Klammern steht für die bessere Einordnung bei einigen Stats der Rang unter allen College-Quarterbacks. "Adj. Comp." steht für "Adjusted Completion Percentage".

Vermutlich nicht der erste positive Aspekt, der bei Locks Tape auffällt - dazu gleich mehr -, aber vielleicht der vielversprechendste: Man sieht Locks Entwicklung in den vergangenen Jahren anhand der Art und Weise, wie er das Spiel aus der Pocket spielt.

Wenn Lock in seinem Rhythmus ist, dann bewegt er sich gut in der Pocket, die Füße sind dabei mit seinen Reads synchron - vereinfacht gesagt: Seine Füße zeigen je dorthin, wo seine Augen gerade hinschauen, wodurch er permanent in guter Wurfposition ist.

Lock geht dann auch bereitwillig vom ersten und nicht selten auch vom zweiten Read weg und ist in der Lage, das ganze Feld zu lesen. Längst nicht alle Quarterbacks können das, wenn sie in den Draft kommen.

Und auch das hier zeigt Lock. Er erkennt Blitzer vor dem Snap und weiß genau, wo seine Hot Route dagegen liegt.

Es sind Nuancen und scheinbare Kleinigkeiten, doch hier gilt ebenfalls: Viele Rookie-Quarterbacks haben damit noch deutlich größere Probleme.

Die spektakulärste und für die meisten - auch für mich - erste positive Eigenschaft, die bei Lock ins Auge springt, ist allerdings sein Deep Ball.

Lock hat nicht einfach nur einen starken Arm, vielmehr verfügt er vertikal über ein außergewöhnliches Ball Placement und trifft hier konstant auch sehr enge Fenster.

Drew Lock: Downfield-Passing und Ball-Placement gefallen

Und das fällt bei Lock generell auf. Sein Ball Placement und bisweilen auch seine Antizipation sind insbesondere aus einer sauberen Pocket mitunter schon sehr ansehnlich.

Lock ist in der Lage, offene Receiver zu erkennen und den Ball auch gegen gute Coverage so zu werfen, dass nur sein Receiver eine Chance auf ihn hat.

Diese Würfe sind keine einmalige Sache. Accuracy und auch sein Touch sind noch inkonstant, was primär mit seiner Beinarbeit zusammenhängt. Aber Lock weiß, wie die Technik im Idealfall aussehen soll; dafür kamen solche Pässe schlicht zu häufig vor.

Der hier unten abgebildete Pass war für mich einer der absoluten Top-Pässe in puncto Ball-Placement. Der Receiver steckt hier einen - illegalen - harten Hit ein, doch wo Lock diesen Ball hin wirft, ist außergewöhnlich. Der Pass landet perfekt vor dem Receiver - somit außerhalb der Reichweite des ihn verfolgenden Cornerbacks -, aber nicht in der Reichweite des tiefen Safetys, der zur Unterstützung heranrauscht.

Es ist diese Art Pass, die mich bei Lock optimistisch stimmt.

Und noch ein positiver Aspekt fällt bei seinem Tape auf: Missouris Offense arbeitete viel mit Run Pass Options und Rollouts im Play-Action-Passspiel, was Lock einfache Reads gab. Er fühlt sich wohl, wenn er aus der Pocket raus rollt und aus der Bewegung werfen kann, seine Accuracy leidet hier nicht.

Gleiches gilt für die Power seiner Würfe, und dabei kommt man zurück auf seine Armstärke. Lock kann mit Touch werfen, er kann aber auch einen Laser abfeuern - bei Rollouts etwa kommt ihm das besonders zugute, auch Out-Routes sind für ihn kein Problem.

Das führt dazu, dass Lock auf dem Feld auch außerhalb der Struktur des Plays kreieren kann. Wo andere Quarterbacks limitierter sind, kann sich Lock Zeit verschaffen, weil er sich dann auf seine Reads und seine Armstärke verlassen kann.

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