NFL

Kolumne: Saints und Co.: Offseason-Reparaturen für Titelanwärter

SPOX blickt zum Start der Offseason auf einige Titelanwärter und gibt Cap-Reparaturvorschläge ab.
© getty

Wie verschaffen sich Teams in der NFL eigentlich kurzfristigen Cap Space? Welche Risiken bringt das mit sich? Und welche Möglichkeiten bieten sich ganz konkret einigen der Titelanwärter, die vor dem Start der Free Agency eher klamm daherkommen? In seiner Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke auf die finanziellen Aspekte der nächsten Wochen.

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Die Free Agency rückt immer näher, ab dem 13. März dürfen die angehenden Free Agents bei neuen Teams Verträge unterschreiben. Auch in diesem Jahr gibt es dabei einige große Namen, insbesondere Teams auf der Suche nach defensiven Verstärkungen sollten auf dem Free-Agent-Markt fündig werden.

Mit dem Start der Free Agency rückt allerdings auch ein anderes Thema in den Fokus: der Salary Cap.

Teams in der NFL dürfen pro Jahr nur eine bestimmte Summe für das Jahres-Gehalt ihrer Spieler ausgeben. Konkret geht es dabei um den Cap Hit eines jeden Vertrages, welcher durch verschiedene Bonus-Zahlungen und Vertragsstrukturen ganz anders aussehen kann als die Zahl, die der Spieler in diesem Jahr tatsächlich auf sein Konto bekommt.

Ein Beispiel: Jets-Safety Jamal Adams wird den Salary Cap der Jets 2019 mit 6.070.566 Dollar belasten. Das ist die Zahl, die in den Jets-Büchern für 2019 steht und auf ihren gesamten Cap Space für 2019 angerechnet wird. Tatsächlich aber erhält er in diesem Jahr "nur" knapp 2,5 Millionen Dollar auf sein Konto; es ist die Summe aus seinem Basis-Gehalt und dem Kader-Bonus.

Warum ist der Cap Hit also so groß? Adams' Signing Bonus schlägt mit knapp 3,6 Millionen Dollar ins Gewicht. Den hat er - wie der Name schon verrät - mit der Vertragsunterschrift ausgezahlt bekommen. Der Bonus, in Adams' Fall in Höhe von 14,3 Millionen Dollar, ist komplett garantiert. Mit Blick auf den Salary Cap wird ein Signing Bonus aber auf die gesamte Vertragslaufzeit aufgeteilt; deshalb belastet der Signing Bonus den Cap vier Mal mit knapp 3,6 Millionen Dollar, statt einmal mit 14,3 Millionen.

Salary Cap: Wie verschaffen sich Teams finanziellen Spielraum?

Das Verwalten, auf kurz- wie langfristige Sicht, des Salary Caps spielt eine riesige Rolle, wenn es darum geht, ob ein Team Erfolg hat - oder ob es zu wenig finanziellen Spielraum hat, um Leistungsträger zu halten oder neue Stars zu verpflichten.

Die Free Agency ist der ultimative Test dafür: Können erfolgreiche Teams ihren Kader zusammenhalten? Wer kann den begehrtesten Free Agents am meisten bieten - und wie gelingt es Teams, sich finanziell gesehen neue Möglichkeiten zu eröffnen? Zwei primär genutzte Mittel bieten sich den 32 GMs hier.

Umstrukturierung eines Vertrages: Eine Variante, die man in den kommenden Wochen hören wird, und die gewissermaßen schon die guten von den schlechten Teams unterscheidet.

Denn sofern es sich nicht um Gehaltskürzungen handelt, ist eine Umstrukturierung meist nur eine Verlagerung: man verschiebt einen Cap Hit auf ein späteres Jahr des Vertrags, oder teilt ihn auf die weiteren Vertragsjahre auf. Die Broncos etwa wählten diesen Weg mit Von Miller vor der vergangenen Saison: Denver wollte sich kurzfristige Cap-Flexibilität verschaffen und einigte dafür mit seinem Star-Verteidiger auf eine Umstrukturierung des Vertrags.

Konkret lautete diese: 16,9 Millionen Dollar von Millers Basis-Gehalt für 2018 wurden in einen Signing Bonus umgewandelt. Für Miller kein Nachteil, er erhielt das Geld auf einen Schlag. Aus Team-Sicht aber wurde der Cap Hit für 2018 mal eben um über 12 Millionen Dollar gesenkt, da die 16,9 Millionen nicht mehr auf einmal sondern aufgeteilt auf die ausstehenden vier Jahre von Von Millers Vertrag gegen den Cap zählen.

Beispiel Von Miller: Vertrag vor und nach Umstrukturierung

JahrCap Hit vor der UmstrukturierungCap Hit nach der UmstrukturierungCap-Hit-Veränderung
201822,4 Mio. Dollar10,1 Mio. Dollar-12,3 Mio. Dollar
201920,9 Mio. Dollar25,1 Mio. Dollar+4,2 Mio. Dollar
202021,4 Mio. Dollar25,6 Mio. Dollar+4,2 Mio. Dollar
202118 Mio. Dollar22,2 Mio. Dollar+4,2 Mio. Dollar

Für Teams ist das ein Balance-Akt. In gewissem Maße sind derartige Umstrukturierungen unproblematisch, können Teams sie doch in dem Wissen angehen, dass der Salary Cap über die kommenden Jahre steigen wird. Es ist der Drahtseilakt zwischen dem Versuch, finanziell flexibel zu sein und womöglich ein, zwei Schlüsselspieler verpflichten zu können auf der einen Seite, und der Gefahr, den Cap Hit so lange rauszuzögern, bis man irgendwann einen riesigen Betrag "aufholen" muss auf der anderen Seite.

Das derzeit wohl dringlichste Beispiel hierfür sind die Saints. New Orleans hat über die letzten beiden Jahre mit Trades und einigen teuren Verträgen viel versucht, um sein Titelfenster so aggressiv wie möglich aufzustoßen - und steht jetzt kurz vor der Überlastung dieses Plans.

New Orleans hat nur einen Pick in den ersten vier Runden des kommenden Drafts, in der zweiten Runde. Die Saints haben aktuell den dritthöchsten Dead Cap Hit aller Teams und Drew Brees von allen Spielern in der NFL den mit Abstand höchsten Cap Hit - mit 33,5 Millionen Dollar belastet er die Saints-Bücher in der kommenden Saison.

Und mehr noch: Da die Saints bei Brees schon mehrfach den Cap Hit auf später verlagert haben, steht er bereits jetzt mit 10,5 Millionen Dollar in den Büchern für 2020 - obwohl sein Vertrag vorher ausläuft.

Entlassungen: Das ist die nahtlose Überleitung zum anderen Mittel für Teams, um sich mehr Cap-Space-Möglichkeiten zu verschaffen - den Entlassungen. Verträge in der NFL sind bekanntermaßen nicht garantiert, lediglich Teile davon erhält der Spieler in jedem Fall. Das macht es für Franchises attraktiv, sich von einem Spieler auch mal zwei Jahre vor Ende der Vertragslaufzeit zu trennen, wenn in den Augen des Teams die sportliche Leistung nicht mehr zur Bezahlung passt.

Zwei Punkte sind dabei wichtig: Dead Cap gilt es nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Cowboys hatten im Zuge schlechten Cap Managements in den letzten beiden Spielzeiten 26 und dann 32 Millionen Dollar an Dead Cap, was die Möglichkeiten des Fensters mit Dak Prescott unter seinem Rookie-Vertrag signifikant einschränkte. Die Bills derweil nutzten das Übergangsjahr 2018, um teure Verträge loszuwerden - und schluckten satte 70 Millionen Dollar an Dead Cap.

Dead Cap lässt sich am einfachsten so zusammenfassen: Der Vertrag eines Spielers geht noch zwei Jahre, der durch einen auf die Vertragslaufzeit aufgeteilten Signing Bonus noch zwei Mal vier Millionen Dollar garantiert beinhaltet. Entlässt das Team den Spieler jetzt, fallen die ausstehenden garantierten Kosten auf einen Schlag an und würden hier also in einem Dead Cap Hit über acht Millionen Dollar resultieren.

Es liegt nicht selten in der Natur der Sache, dass Teams, die über mehrere Jahre gut waren, eher weniger Cap Space zu ihrer Verfügung haben. Diese Teams haben gut gedraftet und mit ihren eigenen Spielern dann teuer verlängert, sie haben für einige ausgewählte Free Agents viel Geld in die Hand genommen oder sie haben einen Franchise-Quarterback zu bezahlen, der sowieso schon einen beachtlichen Teil des Salary Caps für sich beansprucht. Und meist ist es eine Mischung aus all diesen Dingen.

Das ist auch in diesem Jahr nicht anders. Gleich mehrere Teams, die konkrete und berechtigte Titel-Ambitionen haben oder ihr Titelfenster wieder aufstoßen wollen, rangieren mit Blick auf den verfügbaren Cap Space für die kommende Saison im Liga-Keller. Und sie alle könnten ganz konkret Geld sparen. Doch welche Entlassungen machen Sinn? Wie sollten die Cap- und Kader-Überlegungen dieser Teams aussehen?

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