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Die neuen Head Coaches Part 2: Eine neue Ära in Green Bay?

SPOX blickt auf die neuen Head Coaches in der NFL.
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Denver Broncos

Neuer Head Coach: Vic Fangio

Bisherige Coach-Erfahrung: Defensive Coordinator und LB-Coach Dunmore (1979-81/High School), Defensive Coordinator Milford Academy (1982/College), Defensiv-Assistent Philadelphia/Baltimore Stars (1984/USFL), LB-Coach Saints (1986-94), Defensive Coordinator Panthers (1995-98), Defensive Coordinator Colts (1999-01), Defensive Coordinator Texans (2002-05), Head-Coach- und Defensiv-Assistent Ravens (2006-08), LB-Coach Ravens (2009), Defensive Coordinator Stanford (2010/College), Defensive Coordinator 49ers (2011-14), Defensive Coordinator Bears (2015-18).

Was bringt Fangio mit? Neben Brian Flores in Miami der einzige neue Head Coach mit defensivem Hintergrund - der Hintergrund ist aber umso beeindruckender. Fangio hatte in der vergangenen Saison bei den Bears die beste Defense der Liga und blickt auf nunmehr acht Jahre als Coordinator verschiedener Top-Defenses in Chicago und San Francisco zurück. Beide Male formte er aus einer schwachen bis mittelmäßigen Defense eine Top-Unit.

Immer wieder wurde er auch deshalb in vergangenen Jahren als potentieller Head-Coach-Kandidat gehandelt. Und dennoch kommt er bei der diesjährigen Head-Coach-Suche auf die ganze Liga betrachtet wie eine Ausnahme und ein Trend-Brecher daher. Fangio ist weder ein junger, aufstrebender Coach, noch in der Offensive beheimatet.

Die Broncos setzen mit dem 60-Jährigen einerseits auf Erfahrung und andererseits darauf, einen Head Coach gefunden zu haben, der der Gesamtaufgabe über das Entwerfen und Callen von Plays hinaus gewachsen ist. Team-Boss John Elway hat mehrfach darauf hingewiesen, dass er nach einem starken Leader sucht, der das Team anführen kann. Auch wenn Fangio bislang noch nie in seiner Karriere irgendwo der Head Coach war, gilt er als ein Kandidat, der genau diese Kriterien erfüllt.

"Ich wollte die Suche so offen wie möglich angehen", betonte Elway. "Wir wollten nicht unbedingt das machen, was alle anderen machen, genauso wenig wollten wir zwangsläufig das Gegenteil machen. Wir wollten die beste Entscheidung für die Denver Broncos treffen, und das war Vic."

Fangio hat über die Jahre gezeigt, dass er defensiv innovativ sein und sich anpassen kann. Sein Fokus wird auf der Defense sowie - das betonte er selbst überdeutlich - den Basics liegen: "In der NFL denkt gerade jeder, dass alles anders ist und man hoch punkten muss. Aber im Endeffekt gewinnen die Basics noch immer. Darauf wird mein Fokus liegen."

Wichtigste Baustelle: Die Quarterback-Position. Seit Peyton Manning hält sich dieses Thema in Denver konstant. Brock Osweiler war genauso wenig die Antwort wie Paxton Lynch, und auch wenn Case Keenum besser als beide ist - die langfristige Antwort ist er ebenfalls nicht. Das lässt sich aber auch über Joe Flacco festhalten, was den Trade für Flacco äußerst unverständlich macht.

Keenums Vertrag läuft noch für die kommende Saison, hier erwartet Denver definitiv ein Cap Hit, auch bei einer Entlassung. Dazu kommt jetzt Flaccos Vertrag, wie auch immer der nach einer Umgestaltung aussehen könnte. Es kommt wie ein Move aus der Verzweiflung heraus daher, denn dass Denver mit Flacco eher im Titelfenster ist als mit Keenum darf durchaus bezweifelt werden. Die Übergangslösung für 2019 hätte man mit Keenum deutlich günstiger haben können.

So oder so sind die Broncos in der schwierigen Situation, in einer offensiven NFL einen defensiv geprägten Head Coach zu haben, dessen Stab einen Quarterback finden und vermutlich auch entwickeln muss, während Flacco als Übergangslösung in eine Offense mit wenigen Waffen und mehreren Free Agents in der Line funktionieren soll.

Die Broncos sind ein heißer Kandidat, spätestens nächstes Jahr früh im Draft einen Quarterback auszuwählen der dann im Laufe der Saison oder spätestens nach der Saison Flaccos Posten übernimmt.

Personelles Fragezeichen: Von Miller. Blickt man über die Quarterback-Position sowie die zahlreichen angehenden Free Agents in der Offensive Line hinaus, stolpert man in Denver immer wieder über einen Namen - den des besten Spielers dieses Teams. Die Broncos haben auch defensiv im Pass-Rush (Shane Ray, Shaquil Barrett) und in der Secondary (Tramaine Brock, Bradley Robey) einige auslaufende Verträge - könnten sie dennoch ihren Superstar abgeben?

Anfang Januar hatte Elway erstmals auf Nachfrage kein klares Statement zu Miller abgegeben und erklärt, dass man sich "alle Möglichkeiten anschauen und evaluieren" müsse. Am Rande des Super Bowls wurde der Pass-Rusher darauf angesprochen, seine vielsagende Antwort? "Es ist die NFL, das ist eine verrückte Liga. Ich liebe es, ein Denver Bronco zu sein, aber ich weiß, dass es ein Business ist."

Es gibt Gerüchte, wonach unter anderem die New York Jets großes Interesse daran haben, ihren Nummer-3-Overall-Pick für einen etablierten Spieler zu investieren - während Denver so einem Quarterback einen großen Schritt näherkommen könnte und zusätzliche hohe Picks in einem Trade einstreichen würde.

Dass die Broncos ihren besten Verteidiger und Spieler insgesamt gerade mit Fangio als neuem Head Coach traden, ist schwer vorstellbar. Unmöglich aber ist in der NFL nichts, insbesondere, wenn Teams verzweifelt einen Quarterback suchen.

Und auch Fangios Aussagen in der Gazette deuten auf einen radikalen Ansatz hin: "Als ich nach Chicago kam, hatten sie die ganze Zeit versucht, immer wieder kleine Löcher zu stopfen, in der Hoffnung, kurzfristig ein gutes Team zu haben. Als ich kam, waren sie alt, hatten kein junges Talent, nichts. Das darf uns hier nicht passieren. Wir dürfen nicht alles dafür tun, nächste Saison bei 8-8 zu stehen, um dann 2021 eine 3-13-Saison zu haben."

Die Coordinators: Rich Scangarello (Offensive Coordinator), Ed Donatell (Defensive Coordinator). Der Posten des Offensive Coordinators war angesichts von Fangios klarer Prägung auf der anderen Seite besonders spannend - und umso überraschender für viele kam dann seine Wahl. Kein großer Name, keiner der als nächstes Offensiv-Mind gehandelten Kandidaten.

Fangio entschied sich für San Franciscos Quarterbacks Coach Rich Scangarello, der abgesehen von den letzten beiden Jahren bei den Niners in der NFL lediglich als Quality Control Coach (Falcons/2015) und als Assistant-QB-Coach (Raiders/2009) gearbeitet hat. Und dennoch war sein Name in NFL-Kreisen in den vergangenen Wochen und Monaten immer häufiger genannt worden - und Kyle Shanahan wollte ihn unbedingt halten.

Die Niners verweigerten Denver zunächst die Möglichkeit, Scangarello zu interviewen. Letztlich gaben sie aber doch grünes Licht und beide Seiten kamen schnell auf einen gemeinsamen Nenner, nachdem Fangio eben dieses Unterfangen mit Gary Kubiak nicht gelungen war.

Die Offense dürfte demnach ähnliche Grundprinzipien offenbaren wie die von LaFleur in Green Bay und wie auch die von Kubiak, der ebenfalls aus der Shanahan-Schule stammt. Eine West Coast Basis mit Zone-Blocking und einer kräftigen Dosis Play Action.

Dafür gelang es den Broncos, neben Scangarello einen echten Coup zu landen: Mike Munchak, Architekt der seit Jahren herausragenden Steelers-Offensive-Line, trainiert künftig Denvers Offensive Line. Die Broncos hatten zuvor auch Interesse an Munchak als möglicher Head Coach. Auch Flacco, so viel lässt sich festhalten, wird sich in dieser Offense wohlfühlen, er kennt sie bereits von Kubiak.

Donatell auf der anderen Seite ist ein alter Fangio-Vertrauter, der Denvers neuem Cheftrainer dabei helfen wird, sein Scheme schnellstmöglich zu installieren. Der 62-Jährige trainierte bereits in San Francisco und in Chicago die Defensive Backs unter Fangio.

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