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Taktik-Analyse Championship Game: Welche Offense sticht im Superdome?

Drew Brees und die New Orleans Saints empfangen im NFC Championship Game die Los Angeles Rams.
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Kann die Rams-Offense dieses Mal mithalten?

Zwischenzeitlich schien das Spiel in Week 9 zwischen diesen beiden Teams schon entschieden. die Saints gingen kurz vor der Halbzeitpause mit 35:14 in Führung und dominierten die Rams phasenweise nach Belieben - doch L.A. kam zurück, einerseits weil New Orleans offensiv etwas konservativ wurde, andererseits aber auch, weil die Rams-Offense ins Rollen kam.

Vier Scoring-Drives nacheinander (FG, TD, FG, TD) brachten L.A. nochmals ran, ehe der lange Thomas-Touchdown für die Entscheidung sorgte. Einige der Offensiv-Plays spiegelten dabei auch aufseiten der Rams mustergültig genau das wider, was die Rams-Offense stilistisch auszeichnet und was auch am Sonntag eine gewichtige Rolle spielen wird.

Die Rams-Offense: Alles eng, alles 11

Wer sich Rams-Spiele anschaut, dem fällt dabei vor allem eine Sache konstant auf: die Rams spielen offensiv bevorzugt aus sehr engen Formationen - also mit den Receivern nah an der Offensive Line - und sie spielen nahezu ausschließlich aus 11-Personnel. 90 Prozent ihrer Snaps kamen aus 11-Personnel, die mit Abstand höchste Quote (Liga-Schnitt: 65 Prozent).

Bunch- und Stack-Formations, also drei oder zwei Receiver direkt nebeneinander postiert (wie hier bei diesem Big Play gegen die Saints zum Tight End, der am weitesten links in der Formation postierte Spieler) sind das zentrale Element in den Passing-Designs von Sean McVay.

Sie erlauben immer wieder Receivern einen freien Release, weil sie hinter den Mitspielern loslaufen, und weil sie so zentral im Feld aufgestellt werden, müssen die Verteidiger beide Richtungen gleichwertig verteidigen - das Seitenaus als "Hilfe" fällt weg. Das macht die Routes schwerer ausrechenbar und erschwert die Arbeit für die Cornerbacks um ein Vielfaches.

Und ein weiteres Element, neben den Bunch- und Stack-Formations, zeigt das hier abgebildete Pass-Design: die Rams sind stark darin, gezielte Zonen in einer Zone Defense auf verschiedenen Ebenen zu attackieren und mit Hi-Lo-Plays sowie verschiedenen anderen Route-Kombinationen zu arbeiten.

Auch der 41-Yard-Touchdown zu Cooper Kupp fällt in diese Kategorie: Kupp "versteckt" seinen Release dabei auf der rechten Seite der Formation hinter dem Tight End. Die Rams spielen daraus ein Mesh-Konzept (zwei aufeinander zulaufende Routes über die Mitte des Feldes) und Kupp ist im Moment des Catches komplett frei, weil sein Gegenspieler in der Man Coverage zunächst um mehrere Spieler in der Mitte des Feldes herum navigieren musste.

Das Run Game der Rams: Ein Top-Designer

Die andere große Gefahr, welche von der Rams-Offense ausgeht, sind die Play-Designs in sich. Dadurch, dass die gesamte Offense aus 11-Personnel funktioniert und auch im Passspiel konstant mit diesen engen Formationen arbeitet, sehen sich Run- und Pass-Play-Designs ungewöhnlich ähnlich - selbst unmittelbar nach dem Snap ist es oft schwer zu sehen, ob Goff den Ball übergibt, oder ob er ihn zurückzieht und doch selbst wirft.

Somit kommt es wenig überraschend, dass die Rams die höchste Play-Action-Quote der gesamten NFL haben (34,6 Prozent von Goffs Pässen) und die Liga in Play-Action-Touchdowns (13) anführen. Die Reads der Verteidiger sind somit gegen die Rams noch viel kritischer, und resultieren überdurchschnittlich häufig in Fehlern - und Defenses präsentieren gegen L.A. extrem viele leichte Boxes.

Die Rams haben ohnehin eine Top-3-Run-Blocking-Line, zusätzlich aber hatte, bedingt durch das Scheme, kein Running Back mit mindestens 150 Rushing-Versuchen auch nur ansatzweise so wenige Stacked Boxes (acht oder mehr Verteidiger direkt um die Offensive Line herum) gegen sich, wie Todd Gurley, bei dem das lediglich in 8,2 Prozent der Runs der Fall war. Zum Vergleich: bei Jacksonvilles Leonard Fournette (35,3 Prozent), Derrick Henry (32 Prozent) oder auch James Conner (28 Prozent) sprechen wir hier von komplett anderen Zahlen.

Das ist auch ein maßgeblicher Grund dafür, dass Gurley in der MVP-Debatte nichts verloren hat, doch ist das ein anderes Thema. Klar ist: Defenses tun sich noch immer extrem schwer damit, die Rams-Offense zu lesen - die schwachen Auftritte der Offense gegen Chicago und Philadelphia kamen maßgeblich daher, dass der Gegner mit dem 4-Men-Rush die Line of Scrimmage kontrollieren konnte, was sich auf die gesamte weitere Struktur der Defense auswirkte.

Das Play Action Game: Ein schwer lesbares Buch

Ein Beispiel dafür, wie diese Spielzüge sich ähneln können, bietet dieser erfolgreiche Inside-Run von C.J. Anderson in der Divisional-Runde gegen Dallas, verglichen mit diesem Big Play im Passing Game gegen die Saints zu Brandin Cooks direkt vor dem zweiten Touchdown der Rams.

Beide Male ist die Offense nahezu identisch aufgestellt: ein Receiver auf der rechten Seite, zwei in einer Stack-(ähnlichen)Formation auf der linken Seite, der Tight End leicht versetzt hinter der Offensive Line und der Running Back tief im Backfield, mit dem Quarterback Under Center und nicht in der Shotgun.

Und der spannende Part: das Blocking - worauf Verteidiger ihre Augen richten, um ein Play zu identifizieren - bietet keinen Aufschluss über das tatsächliche Play. Beide Male blockt die Line im Zone Blocking nach rechts, während der Tight End dahinter als Blocker auf die andere Seite zieht.

Wo gegen Dallas aber tatsächlich auch Anderson den Ball bekam, täuschte Goff gegen die Saints die Übergabe nur an und fand Cooks mit der tiefen Out-Route an der Seitenlinie zum langen Pass, ein toller Wurf von Goff und ein tolles Design.

Zusätzlich dazu arbeitet L.A. sehr gut mit Jet Motions, weshalb dieses spezifische Play-Design mit dem Tight End als Blocker hinter der Formation sehr häufig zu sehen ist. Laut Sports Info Solutions bedeutete der Einsatz von angetäuschter Jet Motion vor dem Run einen Anstieg von den Yards vor erstem Gegnerkontakt (1,6 auf 2,2) sowie der Yards pro Run (4,1 auf 4,9).

Die Rams, die dieses Mittel häufiger nutzten, als irgendein Team (17 Prozent der Snaps), steigerten sich dabei auf 2,7 Yards vor Kontakt. Übersetzung: das Antäuschen eines Receivers, der hinter der Formation durchsprintet und als potentieller Runner in Frage kommt, half zusätzlich dabei, Lücken in der Mitte des Feldes zu kreieren.

Fazit: Können die Saints Goff unter Druck setzen?

Zurück zu den Spielen, in denen die Rams-Offense Probleme hatte - das Saints-Spiel, in dem Goff nur knapp die 400 Yards verpasste (9,8 Yards pro Pass) und drei Touchdowns auflegte, gehörte definitiv nicht dazu.

Teams hatten gegen L.A. Erfolg, wenn sie mit vier Defensive Linemen Goff unter Druck setzen und das Run Game stoppen konnten, um dahinter eine tiefe Zone Coverage zu spielen und Goff so konstant in den Checkdown-Pass zwingen zu können. Nichts davon ist die Stärke oder die Identität dieses Saints-Teams, und der Ausfall von Sheldon Rankins wird sich hier noch drastischer bemerkbar machen.

New Orleans ist stattdessen ein Man-Cover-Team, das gerne - ganz besonders bei Third Down - blitzt. Mit dem Blitz allerdings tat sich Goff entschieden leichter, als mit 4-Men-Pressure; hier könnte sich ganz zentral entscheiden, in welche Richtung das Spiel auf dieser Seite des Balls geht. Die Saints haben vielleicht die beste Run-Defense dieser Saison, können sie das Spiel in Goffs Hände zwingen - und ihn dann unter Druck setzen?

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