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Playoffs: Machtdemonstration! Chiefs zerlegen die Colts

Die Kansas City Chiefs hatten mit den Indianapolis Colts überhaupt keine Probleme.
© getty

Die Kansas City Chiefs stehen im AFC Championship Game und werden das Conference Championship Game im heimischen Arrowhead ausrichten! Gegen die Indianapolis Colts gelingt KC ein dominanter Sieg, getragen von einem tollen Game Plan, einem tollen Quarterback - und einer überraschend starken Defense. Die Colts dagegen enttäuschen vor allem offensiv.

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Die Chiefs legten dabei einen Monster-Start hin: Während die Defense vor allem in der Secondary die Colts-Receiver sehr aggressiv verteidigte und die D-Line mehrere Luck-Pässe abfälschen konnte, war die eigene Offense im kalten Kansas City schnell auf Betriebstemperatur. Immer wieder fand Mahomes (27/41, 278 YDS) offene Receiver, der erste 90-Yard-Drive war nach fünf Plays beendet. Wenige Minuten später spielte Andy Reid bereits ein erstes Fourth Down aus und wurde kurz darauf mit einem 36-Yard-TD-Run durch Tyreek Hill belohnt.

Die Chiefs, mit Sammy Watkins zurück im Lineup, hatten nach ihren ersten beiden Drives zwei Touchdowns auf dem Konto, die Colts, bei denen defensiv Safety Malik Hooker kurzfristig ausgefallen war, nach ihren ersten drei Drives nicht ein First Down. KC spielte seine beiden ersten Fourth Downs erfolgreich aus, die Colts standen zu dem Zeitpunkt 0/3 bei Third Down und die Hausherren erhöhten auf 17:0.

Doch Indianapolis erhielt schließlich das dringend benötigte Big Play - vom eigenen Special Team: die Colts blockten den ersten Chiefs-Punt der Partie zum Touchdown und hatten so ihren ersten Touchdown, bevor sie ihr erstes First Down hatten! Doch Kansas City antwortete abermals: Mahomes führte die Offense erneut ohne Probleme das Feld runter und aus vier Yards trug er den Ball selbst in die Endzone; es war das Ausrufezeichen unter einer dominanten ersten Hälfte, die nach dem mit Abstand besten Colts-Drive der Halbzeit in einem Field-Goal-Fehlschuss endete.

Chiefs dominieren Colts - Luck-Fumble zur Unzeit

Die zweite Halbzeit gestaltete sich dann über weite Strecken deutlich ruhiger. Kansas City war in seinen Play-Calls jetzt konservativer, nahm dabei aber auch mehr Zeit von der Uhr - und erst der vierte Versuch, ein Fourth Down auszuspielen, wurde schließlich nach einem 13-Play-Drive gestoppt. Gleichzeitig aber stoppte die Defense die Colts-Offense weiter mehrfach eindrucksvoll.

Und doch gab es nochmals einen Moment, in dem das Spiel vielleicht hätte kippen können: kurz vor Ende des dritten Viertels, immer noch mit 7:24 im Rückstand, gelang es Linebacker Darius Leonard, Sammy Watkins bei einem Run-Versuch den Ball aus der Hand zu schlagen - Fumble, Turnover! Allerdings war die Aufbruchsstimmung bei den Gästen nur von kurzer Dauer: zwei Plays später zerlegten Dee Ford und Justin Houston die Protection, Ford schlug Luck (19/36, 203 YDS, TD) den Ball aus der Hand und Houston schnappte sich den Fumble.

So dauerte es bis fünfeinhalb Minuten vor Spielende, ehe die Colts-Offense ihre ersten Punkte erzielte: Lucks bester Pass des Abends landete perfekt bei T.Y. Hilton zum 29-Yard-Touchdown. Doch es war zu spät; die Chiefs konnten über Damien Williams abermals einiges an Zeit von der Uhr nehmen, und eine - wenngleich fragwürdige - Strafe gegen die Colts beim Chiefs-Punt verlängerte Kansas Citys Drive noch. Wenige Plays später machte Darrel Williams den Deckel auf diese Partie.

Chiefs vs. Colts - die wichtigsten Statistiken:

Kansas City Chiefs - Indianapolis Colts 31:13 (14:0, 10:7, 0:0, 7:6) BOXSCORE

  • Damien Williams war der produktivste Running Back auf dem Feld. Williams erlief bei 25 Versuchen 129 Yards, erst zum zweiten Mal in seiner Karriere knackte er die 100-Yard-Marke.
  • Vinatieris Fehlschuss mit dem Ende des zweiten Viertels war für den Routinier der erste Fehlschuss in der gesamten NFL-Karriere aus 23 Yards oder weniger. Sein vergebener PAT im Schlussviertel war der erste Extra-Point-Fehlschuss in Vinatieris Playoff-Karriere.
  • Die kurioseste Stat dieses Spiels betrifft die Colts-Offense: Als die Chiefs 1:40 vor der Halbzeitpause (!) auf 24:7 erhöhten, hatte Indianapolis noch kein einziges First Down erzielt. Die Chiefs hatten zu dem Zeitpunkt fast so viele First Downs über den Pass (11) wie Indy insgesamt offensive Plays hatte (12).
  • Die Chiefs standen vor diesem Spiel in den Playoffs zuhause bei 0-6 seit dem Januar 1994, sowie insgesamt 0-4 gegen die Colts in den Playoffs. Tatsächlich hatte Indianapolis vor der Partie genauso viele Postseason-Spiele im Arrowhead Stadium gewonnen wie Kansas City (2) und der letzte Playoff-Heimsieg der Chiefs kam in der Wildcard-Runde 1993, als Joe Montana der Chiefs-Quarterback war und weder Patrick Mahomes noch Tyreek Hill geboren waren. Jetzt bekommt die NFL das erste AFC Championship Game im Arrowhead aller Zeiten zu sehen.
  • Die Chiefs haben in der Regular Season die Liga in Scoring angeführt und die drittmeisten Punkten eines Teams in der NFL-Geschichte verzeichnet. Aber: Seit 2000 hat nur ein Team die Liga in der Regular Season in Scoring angeführt und dann auch den Super Bowl gewonnen, die 2009er Saints. KC hat einen Schritt dahin gemacht.

Der Star des Spiels: Patrick Mahomes (Quarterback Chiefs)

Mahomes ist schlicht eine Sensation. Kansas Citys Quarterback, der mutmaßlich den MVP-Titel gewinnen wird, war in seinem ersten Playoff-Spiel überhaupt nicht nervös oder dergleichen, das Gegenteil war der Fall. Mahomes erwischte die Colts mehrfach mit dem Hard Count, zeigte einmal mehr konstant, wie viel Verantwortung er an der Line of Scrimmage hat und feuerte die von ihm inzwischen gewohnt unglaublichen Pässe aus absurdem Winkel, während er gleichzeitig im Kurzpassspiel effizient agierte. Die Chiefs hatten einen tollen, aggressiven Game Plan und Mahomes gibt Andy Reid alle Freiheiten, um so zu agieren. So auch heute.

Der Flop des Spiels: Die Offensive Line der Colts

Der zweite Star des Spiels war die Defensive Line der Chiefs - während die Offensive Line der Colts gemessen am eigenen Maßstab schlicht eine riesige Enttäuschung war. Indy konnte bis spät ins Spiel, als die Chiefs-Defense zurückhaltender wurde, die bisher riesigen Probleme in der Chiefs-Run-Defense nicht ausnutzen und auch in Pass-Protection gab es im Laufe des Spiels mehr Lücken, als man im Vorfeld erwartet hatte. Die Chiefs dominierten den Ballbesitz, die Colts fanden offensiv in keiner Weise einen Rhythmus - wesentlich bedingt dadurch, dass Kansas City die Line of Scrimmage und eine der besten Offensive Lines dieser Saison eindrucksvoll dominierte.

Analyse Chiefs vs. Colts: Die Taktiktafel

  • Die zentrale Taktik-Geschichte dieses Spiels betraf das Passing Game der Chiefs: Kansas City baute sehr intensiv auf Underneath Crossing Routes, bevorzugt aus Run Pass Options heraus - und die Colts hatten schlicht keine Antworten darauf. Immer wieder bekam Mahomes hier klare, simple Reads und konnte in offene Fenster feuern; Indianapolis' Zone Coverage war hier ein gefundenes Fressen für die Chiefs, doch auch wenn Indy mal vereinzelt in Man Coverage ging, war vor allem Kelce ein schwieriges Matchup.
  • Dabei konnten Mahomes und insbesondere Kelce auch immer wieder improvisieren: die exzellente Pass-Protection der Chiefs, gegen die der Pass-Rush der Colts ganz im Gegensatz zum Texans-Spiel überhaupt keinen Zugriff bekam, verschaffte Mahomes regelmäßig unheimlich viel Zeit. Kansas City kombinierte seine Pass-Designs außerdem mit sehr vielen verschiedenen Formationen und baute die gewohnten Fakes - etwa Misdirection im Screen Game und diverse Täuschungen für die Defense - ein.
  • Generell war es ein aggressiver Game Plan von Chiefs-Coach Andy Reid. Kansas City warf regelmäßig bei First und auch bei Second Down, Reid legte das Spiel in die Hände seines jungen Quarterbacks - und wurde dafür belohnt. So spielte KC auch schon früh im Spiel mehrere Fourth Downs aus.
  • Die Colts dagegen waren andersrum unterwegs. Indianapolis versuchte, die bisher so anfällige Run-Defense der Chiefs zu attackieren - fand hier aber überraschenderweise so gar keinen Zugriff. Doch auch die Passing Designs ließen es an Aggressivität vermissen: Indy war hier sehr auf Sicherheit bedacht, warf regelmäßig sehr kurz und als man mal in die No-Huddle-Offense ging und vertikaler wurde, stellten sich gegen die anfällige Chiefs-Secondary auch Erfolge ein.
  • Der Vorwurf betraf auch die Defense: zu lange saß Indianapolis hier in seinen Zone Coverages, zu selten kamen Blitzes - obwohl Indy auch hier für Aggressivität und die für die Defense typischen Slot-Blitzes mehrfach belohnt wurde: Kenny Moore verzeichnete herausragende 11 Tackles und 2 Sacks!
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