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NFL Third and Long: Seahawks, Panthers, Packers und Co. - die neuen Offenses

Die Seahawks, Vikings, Packers und Panthers gehen 2018 mit neuen offensiven Ausrichtungen an den Start.
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Bridgewater, Mariota, Patriots, Favoriten - eure Fragen

Luca Papuca: Welches Team wäre passend für Teddy Bridgewater, sollte der tatsächlich noch getradet werden?

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Buffalo viel Sinn gemacht hätte, gerade mit der Entscheidung für Josh Allen - dieser Zug aber scheint längst abgefahren. Generell gehe ich bei Bridgewater davon aus, dass wir im Falle eines Trades mutmaßlich von einer Verletzung sprechen, also dass sich der Starter eines Teams mit (größeren) Ambitionen oder einem Coach unter Druck schwerer verletzt und dahinter keine passable Option bereit steht.

Das macht die Beantwortung der Frage natürlich äußerst spekulativ, aber ein paar Teams, die diese Kriterien im Falle einer Starting-Quarterback-Verletzung erfüllen würden, wäre für mich unter anderem Denver, wo Bridgewater von einem Quarterback-freundlichen Scheme und einem sehr guten Receiver-Corps profitieren könnte und Paxton Lynch kaum noch Vertrauen genießt. Auch Cincinniati kann ich mir hier vorstellen: Die Bengals haben hinter Andy Dalton Matt Barkley und Jeff Driskel.

Aber noch einmal: Bridgewaters mögliche Trade-Optionen werden sehr stark von äußeren Faktoren abhängen. Die Jets werden ihn sicher ins Schaufenster stellen - kommt aber kein Trade zustande, kostet er New York als Backup auch nicht viel und dürfte dann auf dem Free-Agent-Markt im kommenden Jahr einen guten Compensatory Pick einbringen.

Veit Ellerbrock: Mariota hat einen neuen Coach und einen passenden Offensive Coordinator. Glaubst du, er macht dieses Jahr den großen Sprung, den ihm viele zutrauen, und lässt Jameis Winston deutlich hinter sich?

Kurz gesagt: ja. Ich erwarte von Mariota in einer modernen Spread-Option-Offense unter Matt LaFleur einen deutlichen Sprung nach vorne - und sehe nicht so ganz, wo dieser Sprung bei Winston mit dem alten Trainerstab plötzlich herkommen soll. Das soll nicht heißen, dass Winston schlecht ist, auch letztes Jahr hatte er wieder sehr gute Phasen.

Aber er ist nun mal inkonstant und wird die Gunslinger-Mentalität nie komplett ablegen. Die Waffen sind da, das waren sie letztes Jahr aber auch. Helfen sollten ihm die Verbesserungen in der Offensive Line, ich gehe aber davon aus, dass die allermeisten Mariota zum gleichen Zeitpunkt im nächsten Jahr definitiv vor Winston einordnen.

Henning Dierks: Aktuelle Power Rankings sind immer spannend für die aktuelle Lage, aber welche Franchises siehst du auf einem guten Weg für die nächsten zwei bis drei Jahre (neben den Patriots und den Eagles)?

Wenn wir von drei Jahren sprechen, würde ich auf drei Dinge schauen: Wie alt ist der Quarterback? Wie alt und wie lange gebunden sind die Säulen des Teams? Wie sieht der Trainerstab aus?

Ganz oben mit dabei: Die Falcons. Matt Ryan (33 Jahre alt/Vertrag bis 2024), Julio Jones (29/2021), Desmond Trufant (27/2023), Alex Mack (32/2021), Devonta Freeman (26/2023), Keanu Neal (22/2021) und Deion Jones (23/2020) sind der Kern dieses Teams, und das definitiv noch für mehrere Jahre.

Jake Matthews (26/2019) wird einen neuen Vertrag bekommen, Grady Jarrett (25/2019) mutmaßlich auch. Vic Beasley kann sich bis 2020 noch für einen eben solchen empfehlen - und dazu kommt mit Calvin Ridley ein sehr vielversprechender Receiver dazu, der erst einmal für die nächsten fünf Jahre unter dem günstigen Rookie-Vertrag spielt. Dieses Team ist noch immer mitten im Titelfenster.

Ansonsten: Die 49ers haben noch einige offensichtliche Baustellen, in puncto Team-Building aber sind sie auf einem sehr guten Weg. Die Chicago Bears könnten, wenn wir von einem Dreijahresfenster sprechen, ebenfalls in diese Richtung vorstoßen. Houston und Tennessee sollte man da ebenfalls auf dem Zettel haben.

Lukas Wetter: Was hältst du von der Entwicklung in Jacksonville? Noch stärkerer Fokus auf das Run Game und Abgänge von Hurns und Robinson - werden sie an die letzte Saison anknüpfen können?

Einerseits finde ich den Ansatz in Jacksonville faszinierend, einfach aus reinem Interesse um zu sehen, wie weit man so kommen kann und wo nach oben die Grenzen liegen. Nüchtern betrachtet aber sehe ich vor allem ein Team, das Gefahr läuft, das Titelfenster einer Elite-Defense zu verspielen, weil man zu lange an Blake Bortles festhält.

Die Jaguars werden versuchen, über das Run Game und mit jeder Menge Screens und Play Action zu agieren - und sie werden versuchen, so wenig wie möglich auf Bortles abzuladen. Das kann in einem gewissen Maße funktionieren, weil die Defense so stark ist. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass das Run Game auch mit Fournette nicht gerade reihenweise Gegner dominiert hat.

Anders gesagt: Früher oder später werden sich die Jags auf ihr Passspiel verlassen müssen, und es ist völlig spekulativ, ob Bortles dann liefert (wozu er in der Lage ist!) oder eben nicht.

torQ.game.ada: Könntest du auf die wichtigsten Schemes für die Secondary eingehen (Cover 3, Cover 2, Man Coverage, ...) und v.a. darauf, was das genau für das Personal bedeutet? Welche Positionen benötigt man, welchen Anforderungen muss der DB genügen, welche Voraussetzungen mitbringen?

An sich eine Frage, über die man viel detaillierter schreiben könnte (oder müsste), aber ich freue mich immer, wenn das taktische Interesse wächst und versuche das mal so mundgerecht wie möglich zu beantworten.

  • Cover 3: Die Zahlen beschreiben die tiefen Coverage-Zonen. Cover 3 also heißt, dass der tiefe Bereich des Feldes durch drei Spieler - in aller Regel ein Free Safety und zwei Cornerbacks - abgedeckt wird. Der Strong Safety als viertes Mitglied der Base-Secondary spielt näher an der Line of Scrimmage und ist so gegen Tight Ends und gegen den Run präsenter. Der Free Safety muss eine große Reichweite haben. Die außergewöhnliche Kombination von Earl Thomas als Free Safety und Kam Chancellor als Strong Safety war ein maßgeblicher Erfolg für die dominanten Jahre der Seahawks-Defense in diesem Scheme.
  • Cover 2: In einer Cover 2 teilen sich die beiden Safeties den tiefen Bereich des Feldes auf, es braucht also keinen Safety mit Thomas' Reichweite oder Chancellors physischer Präsenz. Die Position ist nicht so wichtig wie die Safeties in einer Cover 3. Ansonsten kann die Coverage ganz unterschiedlich aussehen: Die Underneath-Coverage kann komplett über Zone oder Man Coverage funktionieren, man spricht dementsprechend von "Cover 2 Zone" und "Cover 2 Man" - und benötigt entsprechend unterschiedliche Verteidiger, je nachdem, ob man Man oder Zone vor den beiden tiefen Safeties spielen will. Generell geben die beiden tiefen Safeties den Cornerbacks mehr Freiheiten, etwa für aggressivere Press Coverage, erfordern von ihnen gleichzeitig aber mehr Verantwortung zum Beispiel in der Run-Defense.
  • Cover 1: Ein Man-to-Man-Scheme. Cover 1 bedeutet meist, dass ein tiefer Safety gewissermaßen als letzte Absicherung fungiert, ansonsten wird Man Coverage gespielt. Dementsprechend aggressiv kann man mit den übrigen zehn Spielern zu Werke gehen, Cover 1 ist etwa eine beliebte Coverage, um zu blitzen. Der tiefe Safety muss hierfür eine enorme Reichweite und gute Antizipation haben, muss er doch die Routes lesen und erahnen, wo er gebraucht wird. Die Cornerbacks müssen ihre Stärken in Man Coverage haben, der Strong Safety ist hieraus häufig für den Tight End zuständig - kann aber auch als Blitzer eingesetzt werden.
  • Cover 0: Die aggressivste Form der Coverage. Es gibt keinen freien Zone-Verteidiger und keinen tiefen Safety, überall wird Man Coverage gespielt. In der Folge die Blitz-Möglichkeiten am vielseitigsten, gleichzeitig gibt es auch keinen Spielraum für Fehler in der Coverage.

Jan-Philipp Gosdzick: Wie wahrscheinlich ist es für dich, dass die Patriots den Super Bowl holen - und wenn nicht die Patriots, wer dann? Ich weiß, eine sehr schwere Frage weil ja noch nichts so richtig losgegangen ist, aber mit Blick auf Wechsel, Trades und die neuen Head Coaches?

Die Patriots sind auch in der kommenden Saison wieder der Favorit in der AFC - so lange, bis die Chargers bewiesen haben, dass sie ihre Qualität auch auf den Platz bringen können oder die Steelers bewiesen haben, dass sie New England in einem entscheidenden Spiel schlagen können. Mit Belichick, Brady und Gronk sowie einer in meinen Augen klar verbesserten Front würde ich die Pats heute wieder mindestens ins AFC Championship Game tippen, wo natürlich auch Verletzungen und Tagesform eine große Rolle spielen.

Gleichzeitig gilt aber: Die NFC ist in der Spitze mit Philly, Minnesota, New Orleans, Atlanta, den Rams und potentiell auch den Packers deutlich besser besetzt. Müsste ich also jetzt wetten, würde mein Geld eher auf einem NFC-Team als Super-Bowl-Sieger-Conference liegen.