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Themenwoche: College Football und seine Begleiterscheinungen

Von Pascal De Marco
Das Darrell K Royal-Texas Memorial Stadium ist eines von mehreren Stadien mit einem Fassungsvermögen von 100.000 Plätzen.
© getty
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Kreischende Fans. ESPN-Interviews. Kostenloses Essen. Elitäre Trainingseinrichtungen.

Wenn Leute an College Football denken, dann denken sie auch an die zahlreichen und glamourösen Vorzüge, die die Sportler-Karriere am College mit sich bringt. Dies allerdings ist nur ein kleiner Teil im Alltag eines College-Football-Spielers.

In Wahrheit geht es viel mehr um harte Arbeit, viel weniger um Pressekonferenzen und noch viel weniger um Freizeit und das normale Leben eines Teenagers. Stattdessen sind zusätzlich zu den alltäglichen Anstrengungen der Spieler und dem Einfluss des Sportler-Daseins auf die Zeit am College auch die Sorgen um die gesundheitlichen Folgen des Spiels aufgrund der fortschreitenden medizinischen Forschung allgegenwärtig.

Und neben dem Thema der gesundheitlichen Langzeiteffekte kommt auch immer wieder das der Ausbeutung auf.

Nach Regelung erhalten College-Spieler kein Gehalt und keine Aufwandsentschädigung, während Fernsehanstalten, Coaches und Sportartikelausrüster ihr Geld in erster Linie dank gerade dieser Athleten einsacken. Dies hat schon zum einen oder anderen Manipulationsskandal geführt und überhaupt: College Football und seine Skandale. Man kommt irgendwie nicht davon los.

Aussichten auf eine Profi-Karriere? Sehr schlecht!

Der Zeitplan des College-Athletes ist ziemlich einschüchternd. Die Athleten sollen ihr bis zu zweistündiges Kraft- und Konditions-Programm vormittags um ihren Zeitplan für die Schule herum managen. Und dies wird präferiert morgens vor dem ersten Kurs erledigt. Zwei Stunden am Tag gehen für Trainingseinheiten mit dem Team von der Uhr und wiederum 45 Minuten für Workouts mit der physischen Abteilung oder für das Taping.

Der durchschnittliche Athlet verbringt 30 Stunden seiner Woche mit dem Bildungs- und 20 Stunden mit dem Trainings-Programm. Das lässt wenig Zeit zur Entspannung, für das soziale Leben oder gar für schulische Zusatzangebote. Viele Athleten können deshalb beispielsweise auch keine Praktika absolvieren, die sie auf einen alternativen Lebensweg vorbereiten könnten.

Denn auch wenn viele an ihr Talent und die athletischen Fähigkeiten glauben, um eines Tages in der NFL zu spielen, so sprechen die Zahlen doch ein anderes Bild. Eines, das die Wahrscheinlichkeit auf eine Profi-Karriere plötzlich verschwindend gering erscheinen lässt: 52 Prozent der College-Football-Spieler nämlich halten es nach einer Umfrage der NCAA für wahrscheinlich, dass sie eines Tages in der NFL spielen. Lediglich zwei Prozent tun dies am Ende auch.

Thema Gesundheit: Ist es das Risiko wert?

Die Bereitschaft, alles für seine Leidenschaft zu geben, ist eine Charakteristik, die viele der Student-Athletes an ihr vorläufiges Ziel gebracht hat: am College spielen zu können. Die aufgeopferte Zeit hat aber nicht nur einen Einfluss auf das restliche Leben der Teenager, sondern auch auf ihre Gesundheit. Und in keiner Sportart ist dies derart drastisch, wie beim Football.

Physische, psychische und neurologische Schäden - das Ausmaß der Gefahren am Footballspiel wird der Öffentlichkeit durch neuste Studien immer weiter in das Bewusstsein gerückt. Die Anzahl an Spielern, die später in ihrem Leben beispielsweise an traumatischen Gehirnschäden leiden, ist schockierend.

Angeschlagene Spieler bekommen entweder nicht genug Zeit um ihre Verletzungen auszuheilen, bevor sie auf das Feld zurückkehren, oder sie vertuschen diese sogar gänzlich. Das Team darf schließlich nicht im Stich gelassen werden und die Spielzeit ist von großer Bedeutung. Eine Profi-Karriere steht auf dem Spiel.

Zusammenstöße mit den Köpfen, die Effekte auf die Wirbelsäule nehmen, angeschlagene Knie und Knöchel sowie Schulterverletzungen; die Antwort der medizinischen Abteilungen sind meist Schmerzmittel. Unmittelbar vor den Spielen erhalten die Spieler einen sogenannten "Shot" in der Gegend der Schmerzstelle um diese zu betäuben. So kann der Athlet spielen, riskiert aber gleichzeitig neue oder eine Verschlimmerung der Verletzung im Bereich seines Körpers, in dem er gerade nichts fühlt.

Auch diese Methoden führen zu drastischen langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit der Personen. Zehntausende von College-Spielern riskieren nicht nur ihre Gesundheit für eine zweiprozentige Chance Profi-Footballer zu werden, sie riskieren auch ihr weiteres Leben. Und das ohne auch nur einen Cent dafür zu erhalten.

Skandale, Skandale, Skandale

Dies wiederum ist einer der Gründe dafür, warum es auch um große NFL-Stars immer wieder größere Skandale aus der College-Zeit zu berichten gibt. Todd Gurley und A.J. Green wurden für vier Spiele gesperrt, weil sie verbotenerweise unterschriebene Wertgegenstände verkauften. Cam Newtons Vater soll von Mississippi State über 100.000 Dollar verlangt haben, dass der Sohnemann für das College spielt. Und Jameis Winston wurde dabei erwischt, wie er Krabbenbeine aus einem Laden gestohlen hat.

Skandale, wie diese und dem von Ohio-State-Star Terrelle Pryor, der 2011 seinen Championship Ring und ein unterschriebenes Jersey für neue Tattoos eintauschte, gehören aber noch zu den harmlosen. Leider sind es auch immer wieder Gewaltüberfälle und sexuelle Übergriffe sowie Drogenkonsum, mit denen sich die Youngster das Leben schwer machen. Und wo man es bei den Teenagern teilweise noch auf die Unerfahrenheit und Leichtsinnigkeit der Jugend zurückführen kann, so sind die Skandale um die Schulen selbst noch weitaus weniger nachzuvollziehen.

Schulen, die Talente mit Sex, Alkohol und Drogen zu sich locken und ihren Spielern Geschenke in Form von Autos, Yachttrips und Schmuck machen sowie Coaches, die aufgrund von sexuellen Übergriffen gegenüber Spielern zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.

Der College Football und seine Skandale. Man kommt einfach nicht davon los.

Josh Rosen: Football und Schule? "Nicht zu vereinbaren"

Letzten Endes ist das Spektakel College Football nichts desto trotz eines der größten und aufregendsten in der gesamten Sportwelt. Die Vorzüge, die die Programme ihren Schulen und den Gemeinden bringen, sind keinesfalls von der Hand zu weisen. Die Atmosphäre an den Spieltagen ist elektrisierend und begeistert ganze Gemeinden.

Jedoch gibt es auch ausreichend Grund zur Sorge und Kritik, die teilweise sogar von prominenten Spielern selbst kommt. So wie jüngst vom ehemaligen UCLA-Bruins-Quarterback und Top-10-Pick Josh Rosen: "Football und Schule: Das ist nicht zu vereinbaren. Es geht einfach nicht. Niemand bei Verstand sollte den Zeitplan eines Football-Spielers haben und gleichzeitig zur Schule gehen müssen."

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