NFL

NFL Draft: Tops und Flops - Draft-Grades für alle 32 Teams

Die New York Giants haben in der ersten Runde Saquon Barkley gedraftet.
© getty

Der Draft 2018 ist vorbei, Zeit für die erste Aufarbeitung: Wer hat besonders viel Qualität abgeräumt und wer geht auf Risiko? Wo wurden Needs bedient - und wo bleiben auch nach Draft und Free Agency große Baustellen? SPOX nimmt die Draft-Klassen aller 32 Teams unter die Lupe, gleicht die mit den Team-Needs ab und gibt eine erste Bewertung für die 32 Draft-Klassen ab.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Disclaimer: Die Noten werden nach dem Schulnoten-Prinzip vergeben. Darin fließen ein: Die Meinung über den Spieler in Kombination mit den Needs des Teams und auch wer alternativ noch verfügbar gewesen wäre.

Draft Grades AFC North

Baltimore Ravens

Erster Pick: Hayden Hurst, TE, South Carolina
Zweiter Pick: Lamar Jackson, QB, Louisville

Die Ravens benötigten dringend einen Tight End, Hurst war dennoch ein Reach-Pick und klar Need über Value. Orlando Brown in der dritten Runde bringt aufgrund seiner bei der Combine gezeigten alarmierend schlechten Athletik einige rote Flaggen mit - sein Tape war allerdings besser, vor der Combine wurde er nicht selten als möglicher Erstrunden-Pick gehandelt. Dass die Ravens mit Mark Andrews (ebenfalls 3. Runde) einen weiteren Tight End geholt haben, zeigt, wo der Weg hingehen soll: Mehr 2-TE-Sets, mehr Play Action, mehr Passing aus Run-Formationen. In der zweiten Hälfte der Vorsaison war das ein sehr gutes Rezept. Jaleel Scott (4. Runde) ist ein Contested-Catch-Receiver. Der Highlight-Pick aber ist natürlich Lamar Jackson, für den es wohl kaum eine bessere Situation hätte geben können. Mit Greg Roman (Offensive Coordinator in San Francisco zu Kaepernicks Hochzeiten) und Marty Mornhinweg (Offensive Coordinator in Philly mit Michael Vick) ist jede Menge Erfahrung im Trainerstab, was mobile Quarterbacks angeht. Schlägt Jackson, der als Passer noch immer unterschätzt wird, ein, wird er in einigen Jahren als einer der Steals des Drafts betrachtet werden. Baltimore hat endlich einen Nachfolge-Plan für Joe Flacco und die idealen Voraussetzungen für den Nummer-3-QB auf meinem Board.

SPOX-Note: 2+

Cincinnati Bengals

Erster Pick: Billy Price, C, Ohio State
Zweiter Pick: Jessie Bates, S, Wake Forest

Interior Offensive Line war der zentrale Need in Cincy, mit Billy Price hat man einen der besten Interior-O-Liner dieser Klasse bekommen. Sam Hubbard (3. Runde) ist eines der fünf besten Edge-Rusher-Prospects dieser Klasse, Malik Jefferson (3.) ist ein sehr athletischer Linebacker, der die Bengals gegen den Run sofort besser macht. Wide Receiver Auden Tate in der siebten Runde ist sehr guter Value und könnte sofort eine Red-Zone-Waffe werden, Cornerback Davontae Harris (5.) ist mit seiner Explosivität und seinen Fähigkeiten als Mirror-Man-Corner ein potentieller Steal. Zweitrunden-Pick Jessie Bates ist ein klassischer Free Safety, der die Bengals als Cover-Safety sofort besser macht. Alles in allem ein rundum solider Draft.

SPOX-Note: 2

Cleveland Browns

Erster Pick: Baker Mayfield, QB, Oklahoma
Zweiter Pick: Denzel Ward, CB, Ohio State

Mayfield an 1 zeugt von Mut - nicht jeder hätte den Oklahoma-Quarterback aufgrund seiner Größe, seiner College-Offense und seiner Art als First-Overall-Pick genommen. Für mich war er aber der zweitbeste Quarterback dieser Klasse, weil sich seine besten Qualitäten - Pocket-Movement, Accuracy, schnelles und konstantes Durcharbeiten der Reads - in meinen Augen auf die NFL übertragen werden. Danach aber hat mir der Browns-Draft nicht wirklich gefallen: Denzel Ward an 4 erfüllt einen Need, Bradley Chubb wäre hier die bessere Wahl gewesen. Austin Corbett zu Beginn der 2. Runde ist ein Reach, Corbett darf sich wohl als Tackle versuchen, was er im College gespielt hat. Mit Blick auf die NFL ist er hier aber wohl eher ein Projekt. Running Back Nick Chubb zwei Picks später war ein merkwürdiger und für mich schlechter Pick: Es gab an dem Spot noch bessere oder zumindest ebenbürtige Running Backs und Cleveland hat Duke Johnson und Carlos Hyde in seinem Backfield. Receiver Antonio Callaway ist aufgrund vieler Fehltritte abseits des Platzes ein enormes Risiko in einem jungen Team, so groß das sportliche Potential auch ist.

SPOX-Note: 2-

Pittsburgh Steelers

Erster Pick: Terrell Edmunds, S, Virginia Tech
Zweiter Pick: James Washington, WR, Oklahoma State

Die Steelers haben es nicht nur verpasst, ihren mit Abstand größten Need - Linebacker - zu adressieren; sie hatten mit Edmunds gleichzeitig auch einen der größeren Erstrunden-Reaches und holten zudem in der fünften Runde in Marcus Allen einen weiteren Box Safety, nachdem Pittsburgh in der Free Agency bereits Morgan Burnett verpflichtet hatten. Man kann es sich nur so erklären, dass die Steelers auf 3-Safety-Sets bauen wollen. Washington ist ein Deep-Threat und ersetzt so gewissermaßen Martavis Bryant, allerdings hatte er im College nur einen sehr begrenzten Route Tree und nahezu keine Erfahrung mit Press Coverage. Mason Rudolph in der dritten Runde ist ein sehr guter Pick, Rudolph war der interessanteste Projekt-Quarterback dieser Klasse und bringt als Passer schon viele gute Eigenschaften mit. Pittsburgh braucht einen mittelfristigen Nachfolger für Big Ben, Rudolph könnte das werden. Ein möglicherweise spannendes Puzzleteil: Fünftrunden-H-Back Jaylen Samuels, der als Matchup-Waffe in der Offense fungieren und auch die moderne Fullback-Rolle, wie sie Kyle Shanahan und die Patriots in der Vorsaison vorgemacht haben, einnehmen kann: Samuels hatte 75 Receptions in der vergangenen Saison.

SPOX-Note: 3

Draft Grades NFC North

Chicago Bears

Erster Pick: Roquan Smith, LB, Georgia
Zweiter Pick: James Daniels, C, Iowa

Einer meiner Top-Drafts überhaupt. Chicago hatte sieben Picks und die ersten drei waren Volltreffer: Roquan Smith ist der beste Linebacker dieser Klasse, passt glänzend in Chicagos Defense-Scheme und kann mit Trevathan eines der besten Linebacker-Duos der NFL bilden. Ein echter 3-Down-Backer mit Explosivität und Cover-Fähigkeiten. James Daniels ist ein Erstrunden-Talent, ein unglaublich athletischer Interior Offensive Lineman, der Guard und Center spielen kann - und so ebenfalls einen Need abdeckt. Wide Receiver Anthony Miller (2. Runde) kann im Slot und Outside spielen, läuft scharfe, aggressive Routes, ist gut nach dem Catch und bringt Speed und Explosivität ohne Ende mit. Fünftrunden-D-Liner Bilal Nichols ist ein Techniker und dürfte schnell in die D-Line-Rotation rutschen. Joel Iyiegbuniwe (4. Runde) gibt den Bears einen weiteren Cover-Linebacker.

SPOX-Note: 1

Detroit Lions

Erster Pick: Frank Ragnow, C, Arkansas
Zweiter Pick: Kerryon Johnson, RB, Auburn

Die Lions haben inzwischen schon historisch große Probleme mit ihrem Run Game - seit Jahren bekommt Detroit hier nichts ins Rollen. Dieses Problem hat das neue Regime aggressiv adressiert: Ragnow ist einer der Top-Center im Draft und gibt den Lions auch einen sehr verlässlichen Pass-Protector. Kerryon Johnson ist ein guter, physischer Running Back, der in Pass-Protection schon vergleichsweise weit ist. Runde 2 war allerdings früher als ich erwartet hatte. Oregon-O-Liner Tyrell Crosby (5. Runde) ist ein potentieller Steal, hat aber auch größere medizinische Bedenken aufgrund von Gehirnerschütterungen. Da'Shawn Hand gibt den Lions einen starken Run-Defender und guten Value in der 4. Runde. Strong Safety Tracy Walker (3.) war doch sehr hoch. Unter dem Strich gefällt mir Ragnow sehr, danach fällt die Draft-Klasse aber doch ab.

SPOX-Note: 2-

Green Bay Packers

Erster Pick: Jaire Alexander, CB, Louisville
Zweiter Pick: Josh Jackson, CB, Iowa

Die Packers hatten den Punter-Pick in der fünften (J.K. Scott) und den Longsnapper-Pick (Hunter Bradley) in der siebten Runde. Selbst das reicht aber nicht, um ihren Draft signifikant nach unten zu ziehen, denn zu groß war der Value davor: Jaire Alexander ist einer der explosivsten, aggressivsten Cornerbacks dieser Klasse - und Josh Jackson in der zweiten Runde ein riesiger Steal. Jackson ist DER Ball-Hawking-Corner dieser Klasse und erinnert an Marcus Peters. Dieser Need sollte endgültig bedient sein. Oren Burks (3. Runde) gibt den Packers Athletik, Explosivität und Cover-Fähigkeiten im Linebacker-Corps, Cole Madison (5.) ist ein athletischer, vielseitiger Lineman. Dazu kam einer der potentiellen Steals an Tag 3: Equanimeous St. Brown fiel wohl, weil Teams eine zu starke Einmischung seines Vaters fürchten und auch mit St. Brown in den Gesprächen nicht glücklich waren. Rein sportlich aber ist er etwa in der Position-15-Range was Wide Receiver dieser Klasse angeht: Ein Long-Speed-Receiver mit guten Cuts, subtilen und effizienten Bewegungen in der Route und jeder Menge Big-Play-Potential.

SPOX-Note: 1-

Minnesota Vikings

Erster Pick: Mike Hughes, CB, UCF
Zweiter Pick: Brian O'Neill, OT, Pittsburgh

Hughes ist ein guter Man-to-Man-Press-Corner, der in Minnesota auch perspektivisch viel Sinn macht. Ansonsten aber bleibt offen, wie die Vikings ihre klar größte Baustelle, die Interior Offensive Line, angehen wollen. O'Neill könnte Tackle spielen und Remmers auf Guard wechseln, Minnesotas Zweitrunden-Pick wird aber noch einiges an Arbeit brauchen, ehe er ein verlässlicher NFL-Tackle ist. Der Kicker in der fünften Runde (Daniel Carlson) macht die Note nicht wirklich besser, Viertrunden-Pick Jalyn Holmes bringt physisch viel mit und kann flexibel an der Defensive Line eingesetzt werden, ist aber noch sehr roh. Nicht unerwähnt bleiben sollte aber hier die UDFA-Klasse, in der Minnesota mit Hercules Mata'afa, Holton Hill, Garret Dooley und Korey Robertson gleich mehrere der Top-Spieler, die überraschend aus dem Draft gefallen sind, verpflichten konnte.

SPOX-Note: 3+